Inhalt
Der angehende Arzt Herbert West hat ein Serum entwickelt, mit dem er die Toten zurück ins Leben holen kann. Wegen seiner dunklen Vergangenheit versteckt er sich als Untermieter bei dem Medizinstudenten Dan und beschließt, ihn in seine makabren Experimente einzubeziehen. Dans Freundin Megan bemerkt schnell, dass von dem genialen Wissenschaftler eine große Gefahr ausgeht. Doch Dan wird in den Strudel der blutigen Ereignisse mitgerissen und zum Komplizen des höllischen Treibens.
Kritik
„A good doctor know when to stop.“
Der Amerikaner H.P. Lovecraft zählt zu den einflussreichsten Schriftstellern, die jemals in der Horrorliteratur Fuß fassten konnten. Als Begründer des ominösen Cthulhu-Mythos, zu dem sich ebenfalls das legendäre Necronomicon zählen darf, erklärt es sich beinahe schon von selber, warum Lovecraft von Menschen auf der ganzen Welt in den Himmel gelobt wurde beziehungsweise wird: Der in Providence geborene Künstler verfügte über ein ungemein ausgeprägtes Maß an Kreativität, die seine treue Leserschaft geradewegs in die von ihm imaginierten Dimensionen der Phantastik saugt(e). Wenn man dann eine gewisse Reputation genießt, dauert es natürlich nicht mehr lange, bis der eigene Name nicht mehr nur noch in der heimischen Branche bekannt ist, sondern auch darüber hinaus in anderen Bereichen Anerkennung findet: Zum Beispiel im Filmwesen. Wie auch Stephen King oder Clive Barker ein Lied davon singen können, wurden auch schon einige der Geschichten von H.P. Lovecraft auf die Leinwand projiziert: Gemeinhin als Kult aber gilt vor allem „Der Re-Animator“.
„Der Re-Animator“ wird gerne in einem Atemzug mit Meilensteinen wie Sam Raimis „Tanz der Teufel“, Peter Jacksons „Braindead“ oder auch Robert Rodriquez' „From Dusk Till Dawn“ genannt. Warum, ist kein Geheimnis, und der geneigte Splatter-Fan hat sie auch alle fein säuberlich in der heimischen Kollektion untergebracht. Die vier Filme finden ihre Gemeinsamkeit aber nicht nur in der Tatsache, dass sie den roten Lebenssaft und abgetrennte Gliedmaßen gar verschwenderisch durch die Gegend sausen lassen, sondern auch darin, dass sie sich mit unheimlich viel Liebe ihrem Sujet zugewendet haben. „Der Re-Animator“ besitzt, wie sich das nun mal auch gehört, einen ganz urigen Trashappeal und kann sich voll und ganz auf die genreaffine Inszenierung von Stuart Gordon verlassen, der sich ein Jahr nach erfolgreicher Beendigung von „Der Re-Animator“ mit dem ebenfalls sehr empfehlenswerten „From Beyond – Aliens des Grauens“ nochmal an eine Verfilmung einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft wagte und den in den 1980er Jahren florierenden Body-Horror die Ehre erwies.
In „Der Re-Animator“ wird sich mit dem „Frankenstein“-Motiv beschäftigt, was nun nicht unbedingt von auffälliger Originalität gezeichnet scheint, in Kombination mit der geerdeten Ägide aber voll und ganz aufgeht, weil Stuart Gordon und Drehbuchautor Dennis Paoli der Thematik mit größtmöglichen Respekt begegnen, ohne aber mit der Angst zu agieren, sich die Finger zu verbrennen. Dr. Herbert West (Jeffrey Combs) hat schon einige Erfahrungen im Bereich der Hirnforschung gesammelt, doch das Serum, welches er entwickelt hat, könnte ein Novum für die wissenschaftliche Arbeit bedeuten und ihn zu einer Legende seines Fachs machen: Mit seiner neongrün lumineszierenden Injektionslösung nämlich besteht die Möglichkeit, den Gehirntod von der Relation mit dem irreversiblen Exitus zu lösen. Oder einfacher gesagt: West kann Menschen (oder Tiere, denn ein Kätzchen muss auch mal für seine Experimente herhalten) zurück ins Leben rufen, die eigentlich schon einen Zettel am Zeh hängen hatten. Dass das nicht ohne Probleme vonstattengeht, lässt sich frühzeitig erahnen.
Sobald Richard Bands Komposition ertönt, die doch sehr, sehr deutlich an Bernhard Herrmanns „Psycho“-Thema angelehnt ist, lässt „Der Re-Animator“ langsam seine Sogwirkung auf den Zuschauer übergreifen und wechselt die Tonalität so flüssig, wie es ihm gerade passt: Mit dem Herz am rechten Fleck, geht es hinab in ein morbides Horrorszenario, über dem nicht nur das perverse Grauen thront, sondern auch dem tiefschwarze Humor – samt satirischer Spitzen - viel Platz eingeräumt wird. Während sich der bebrillte Kauz Dr. Herbert West in seine Arbeit stürzt, kalt und obsessiv handelt, wird die Liebe zwischen dem Medizinstudenten Daniel Cain (Bruce Abbott) und seine Freundin Megan (Barbara Crampton) schon bald auf eine harte Probe gestellt und einer ethischen Prüfung unterzogen: Der wissenschaftliche Quantensprung kommt nicht ohne menschliches Dilemma aus. Die Toten jedenfalls, sie wandeln wieder unter uns, allerdings sind sie alles andere als wohl gestimmt und legen zum Teil ein aggressives Verhalten an den Tag, welches ihr wahres Gesicht zu Lebzeiten bestätigt. Und dann darf das wahnsinnige Geschmiere auch so richtig in die Vollen gehen, die Knochensäge zum Einsatz kommen und das Gekröse aus den deformierten Torsos schnellen. Herrlich!
Fazit
„Der Re-Animator“ ist absurd, grotesk, parodistisch überhöht und schön böse. Die altbekannte „Frankenstein“-Parabel wird neuinterpretiert und mich reichlich Blut und Schmodder angereichert. Wer mal wieder kreatives und mit dem Herz am rechten Fleck ausgestattetes Genre-Kino zum Ekeln und Lachen sehen möchte, ist mit Stuart Gordons „Der Re-Animator bestens beraten.
Autor: Pascal Reis