Inhalt
Sabrina (Zoe Bell), Jamie (Rachel Nichols) und Teresa (Tracie Thoms) sind drei von insgesamt ca. 50 Frauen, die von einer Organisation entführt wurden, um in Zweikämpfen gegeneinander anzutreten. Die Fights müssen jeweils so lange andauern, bis nur noch eine der beiden Kämpferinnen am Leben ist. Als Druckmittel bzw. "Motivation" wird das Wohlergehen Angehöriger benutzt: Sowohl eine Weigerung zu kämpfen als auch eine Niederlage führt (zusätzlich zum eigenen Ableben) zum Tod nahestehender Personen, die per Videokamera überwacht werden. Die Organisation – geleitet vom Ehepaar Joseph und Elizabeth (Doug Jones und Sherilyn Fenn) – scheint übermächtig. Ist eine Auflehnung dennoch möglich?
Kritik
"Raze" von Josh C. Waller beginnt überaus kraftvoll: Eine Frau erwacht an einem rot ausgeleuchteten Ort; während sie durch einen Korridor taumelt, lässt sie ihr Date mit einem netten Typen Revue passieren und erinnert sich, wie sie später in ihrer Wohnung überfallen und betäubt wurde. Sie trifft auf eine Frau (die anscheinend weniger irritiert als sie selbst ist) und befindet sich mit dieser plötzlich in einer kreisförmigen Ziegelwand-"Arena". Als ihr Gegenüber sie unversehens angreift, wird sich das Entführungsopfer des Ernstes der Lage bewusst.
Obgleich schon diese erste Sequenz an Roger-Corman'sches Exploitation-Kino gemahnt – denn natürlich sind beide Frauen attraktiv und tragen das ultimative Klischee-Kleidungsstück einer Action-/Horror-Heroine (das weiße Tank-Top) –, würde sie sich aufgrund der bedrückenden Atmosphäre, der intensiven Schauspielleistung sowie des überraschenden Ausgangs und der vagen Andeutungen über eine sadistische Organisation durchaus als packender Kurzfilm eignen. Leider ist sie aber der Auftakt zu einer Reihe von ähnlichen, durchweg schlechter gemachten Action-Einlagen mit Computerspieldramaturgie und -ästhetik. Hinzu kommen noch Pathos und trashige Gefängnisfilm-Momente.
Als eifriger Subtext-Forscher möchte man in diesem Werk allzu gern etwas von Bedeutung entdecken. Feministische Ermächtigung, zum Bespiel – denn selbstverständlich kommt es zu einer Rebellion. Alice Schwarzer würde "Raze" aber vermutlich trotzdem nicht so richtig mögen. Zwar handelt es sich hier nicht um "Exploitation pur" – da die Probleme der Protagonistinnen ernst genommen werden –, frei von exploitativen Elementen ist der Film jedoch gewiss auch nicht.
Bedauerlich oberflächlich bleibt die Zeichnung der dubiosen Organisation, die die tödlichen Kämpfe zur "Belustigung" einer feinen Gesellschaft präsentiert – auf großen Bildschirmen, als gigantisches Spektakel (was an die Prämisse von "Die Tribute von Panem" [OT: "The Hunger Games"] erinnert). Das Ganze ist derart unsorgfältig ausgearbeitet, dass es im Endeffekt nichtssagend ist.
Da sich die begabteste Schauspielerin in bester "Psycho"- (oder auch "Scream"-)Tradition bereits im ersten Akt blutig von der Leinwand verabschiedet, bleiben für die restliche Filmlaufzeit einige halbwegs solide darstellerische Leistungen – und ein paar enervierend schlechte. Schwer zu sagen, welche Performance man am schlimmsten finden soll: Die von Bailey Anne Borders als wehleidige Blondine mit Bambi-Blick? Oder die von Rebecca Marshall als völlig enthemmtes Psycho-Biest? Oder vielleicht eher die von Doug Jones ("Hellboy"), der den Organisationsleiter kaum bedrohlich, sondern in erster Linie eigenartig-lächerlich interpretiert? Nein, letztlich gebührt der Orden für die schlimmste Performance wohl Sherilyn Fenn ("Twin Peaks"). Diese versucht sich an Bette-Davis-artigem Overacting – und scheitert dabei gehörig, weil sie zum einen zu jung, und zum anderen viel zu farblos für dieses Rollenfach ist.
Fazit
Auf einen spannungsreichen Anfang folgt eine ermüdende Aneinanderreihung von Faustkämpfen in Game-Manier. Tiefe sucht man vergeblich – und etliche Darbietungen sind misslungenen.