Als Schauspielerin aus wohlhabender Familie fühlt sich Camila auf ihre Rolle als 15-jährige Schwangere aus Santo Domingo schlecht vorbereitet. Daher will sie mit schwangeren Teenagern reden. Als die Teens ins Zentrum rücken, ändert der Film die Richtung.
Kritik
Ist der konventionelle Produktionsmodus wirklich notwendig, um Geschichten filmisch zu erzählen? Wer sollte der Geschichte ihre Stimme geben? Was ist der Sinn filmischer Repräsentation? Kann Repräsentation wirklich gezähmt werden? All diese spannenden Fragen stellt Victoria Linares Villegas anlässlich ihres Langfilm-Debüts. Nur leider im Regiekommentar anstelle in der fragmentierten Handlung des experimentellen Dramas. Selbiges rührt an Reihe politisch brisanter und künstlerisch interessanter Themen, ohne auch nur einem davon gerecht zu werden.
Nicht unähnlich einer Telenovela, wie die, für die gecastet zu werden der Traum der minderjährigen Heldin eines fiktiven Film-im-Film-Projekts ist, manipuliert die in zwei Akte zerfallende Story die kontroversen Motive von ungewollter Schwangerschaft, Missbrauch Minderjähriger, Teenager-Schwangerschaft und reproduktiver Selbstbestimmung lediglich für schales Sentiment. Das verärgert besonders angesichts der semi-dokumentarischen Aspirationen des Plots um die wohlhabende Jungschauspielerin Camila (Camila Santana), die zur Vorbereitung auf die Rolle einer schwangeren 15-Jährigen mit Betroffenen spricht.
Dass schauspielerische Standardvorbereitung von der Regisseurin und Drehbuchautorin als unkonventioneller Neuansatz behandelt wird, wäre verzeihlich, würde die Inszenierung sich mit der desolaten Lage in ihrer dominikanischen Heimat, deren radikales Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen zur höchsten Rate an Teenager-Schwangerschaften in Lateinamerika geführt hat, auseinandersetzen. Doch diese Problematik, die im letzten Jahr zu öffentlichen Protesten führte, wird genauso übergangen wie die in den Klassenunterschieden zwischen Camila und ihre Gesprächspartnerinnen anklingende Frage struktureller Privilegien.
Fazit
Die Vorstellung, dass junge Mädchen und Frauen sich klassenübergreifend Unterstützen sollten, um ihrer aller Lebensumstände zu verbessern, ist ja gut und schön. Solange er nicht, wie in Victoria Linares Villegas‘ zwiespältigem Langfilm-Debüt zu einer indirekten Verharmlosung und Negierung patriarchalischer Unterdrückung und klerikal-politischer Entmündigung führt. Der realistische Anspruch der auf authentische Interviews zurückgreifenden Inszenierung kollidiert mit dem lebensfremden Idealismus eines überkonstruierten Plots, der sozialpolitische Missstände nicht aufzeigt oder anprangert, sondern verharmlost.
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