Inhalt
Frank Castle, welcher sich selbst zum Verbrechensbekämpfer "The Punisher" ernannte, hat den gefährlichen Gangsterboss Billy Russoti zur "Bestrafung" auserkoren. Doch Castle gelingt es lediglich, Russoti schwer zu entstellen, wogegen ein Undercover-FBI-Agent sein Leben lassen muss. Castle macht sich schwere Vorwürfe, während Russoti als "Jigsaw" zurückkehrt und seinen Bruder "Loony Bin Jim" aus der Anstalt befreit, um mit ihm gemeinsam bittere Rache zu nehmen. Es entbrennt ein Privatkrieg, in welchen auch der Ex-Partner des getöteten FBI-Agenten, Paul Budiansky, hineingezogen wird. Erst will dieser Gerechtigkeit, doch später muss er erkennen, dass die "Punisher Task Force" auf der Seite des Punishers zu stehen scheint und dessen "Arbeit" fördert, anstatt ihn zu verhaften. Er beginnt, den Punisher mit anderen Augen zu sehen...
Kritik
Schon der erste Auftritt von Frank Castle, nach etwa 8 Minuten, veranschaulicht ohne falsche Scham, in welchen Gefilden wir uns mit „Punisher: War Zone“ den Rest der Laufzeit herumtreiben werden: Die werte Familie des hochrangigen Mafiabosses Gaitano Cesare findet sich zum feinen Schmaus zusammen, um dem in der Mitte des Tisches positionierten Truthahn mit lautem Schmatzen die letzte Ehre zu erweisen. Bevor das Tier jedoch tranchiert und ausgelassen diniert werden darf, erlöschen die Lichter urplötzlich. Dunkelheit. Kollektive Verwirrung. Außer bei dem geneigten Fan, denn dem ist natürlich sofort klar, was nun abgehen wird – Showtime für den Punisher. Nachdem das Licht wieder angeht, hat der desillusionierte Rächer den Platz des Truthahns eingenommen und ist bereit, der versammelten Mannschaft kaltblütig den Garaus zu machen. Es hagelt Schüsse aus dem vollautomatischen Maschinengewehr, da wird eine Kehle so tief durchschlitzt, dass der Kopf in den Nacken wegkippt und der armen Frau des Mobster gleich mal kurzerhand mit den Beinen das Genick gebrochen.
Die Maxime vom Punisher in seinem neusten Abenteuer ist also immer noch in höchstem Maße konsequent: Wer sich mit dem Bösen einlässt, der wird bestraft, selbst wenn man diesem nur die Unterhosen wäscht. Und einen gewissen Kultstatus, wenn auch nur in genreaffinen Kreisen, konnte sich „Punisher: War Zone“ ja durchaus schon einheimsen. Warum das der Fall, liegt auch irgendwo auf der Hand: Der Film ist einfach um ein vielfaches Ruppiger respektive Archaischer und in der unvermittelten Visualisierung seiner Brutalität näher an den Comics, als es noch die dennoch bessere „The Punisher“-Verfilmung mit Thomas Jane in der Hauptrolle war. Eine interessante Personalie, bevor wir auf die Neubesetzung des Frank Castle zu sprechen komme, ist auch Regisseurin Lexi Alexander: Es soll also eine Frau gewesen sein, die einen der härtesten Action-Filme der jüngeren Geschichte inszeniert hat? So sieht es mal aus. Warum auch nicht? Auch Frauen dürfen Sehnsüchte dahingehend hegen, zünftiges Geschnetzeltes auf der Leinwand sehen zu wollen. Im Zeitalter der Emanzipation ist nun mal bekanntlich nichts mehr unmöglich.
Eine geschlechterbezogene Dichtomie muss also im Action-Kino keine Rolle mehr spielen, das hat uns Kathyrn Bigelow schon mit „Gefährliche Brandung“ 1991 bewiesen, und gleiches betoniert auch die Deutsche Lexi Alexander, die sich ja schon mit „Hooligans“ in einer nahezu ausschließlich männlichen Domäne zu etablieren wusste. Nun aber zurück zu „Punisher: War Zone“. Nachdem Dolph Lundgren 1989 knurren durfte und Thomas Jane 2004 weitaus athletischer seinem Selbstjustiz-Handwerk nachging, wird in „Punisher: War Zone“ nun Ray Stevenson („Die etwas anderen Cops“) das Privileg zuteil, dem Punisher ein Gesicht zu verleihen. Eigentlich gilt Stevenson als typischer Nebendarsteller, der dem Hauptdarsteller durchaus die Bälle zuzuspielen weiß, das Rampenlicht aber nie für sich allein gepachtet hat. Dass wir von Stevenson (auch aufgrund der Ambitionen dieses Projekts) nicht gerade schauspielerische Höchstleistungen erwarten dürfen, versteht sich von selber. Mit hängenden Mundwinkeln und ungemein stoischem Gebaren, weiß Stevenson von seiner physischen Ausstrahlung Gebrauch zu machen und verhältnismäßig zu überzeugen.
„Punisher: War Zone“ ist letztendlich eine verkettete Aneinanderreihung harter bis ultraharter Schießereien und Kampfszenen. Wenn der Punisher die Fäuste fliegen lässt, dann wackelt nicht nur des Gegners Schneidezahn, sondern ihm wird direkt mal ein Tunnel in die Visage gekloppt – Selbige Technik bewährt sich übrigens auch mit einem Stuhlbein, wie hier in einer Szene vorgeführt wird. Der Grundsatz seiner Berufung ist hier nun endgültig ausformuliert, „Punisher: War Zone“ tut es gut daran, auf eine Exposition verzichten zu dürfen und direkt in die Vollen zu gehen. Dass man den Film in seiner Haltung problemlos als zynisch-faschistoides Machwerk brandmarken kann, wird niemanden überraschen. Die stetig mit comichaften Überhöhungen jonglierende Inszenierung aber neutralisiert all diese verwerflichen Tendenzen zuweilen recht gekonnt. Allein das assige Antagonistengespann aus Dominic West und Doug Hutchison definiert sich ja von Anfang als reinrassiges Knallchargenduo – Inklusive Rekrutierung von grummeligen Schergen vor der amerikanischen Flagge. Ein exzessiver Blutrausch, der sich und dem Zuschauer dann am besten gefällt, wenn er seinen Kopf komplett auf Durchzug stellt.
Fazit
Die deutsche Regisseurin Lexi Alexander veranschaulicht, wie viel Blutdurst offensichtlich doch in ihr schlummert: „Punisher: War Zone“ ist eine exzessive und comichafte Gewalteskapade, ein Rausch des orgiastischen Abschlachtens – Da ist die ungleich bessere, weil (auch filmisch) weitsichtigere Version mit Thomas Jane ja beinahe gesittet gegen. Nichtsdestotrotz hat Alexander mit „Punisher: War Zone“ einen unterhaltsamen Actioner inszeniert, der durchaus zu unterhalten weiß, wenn man sich nicht an seiner zynisch-menschenverachtenden Tonalität stößt. Und wer denkt, heftiger könnte es nicht werden, der darf sich auf die unfassbar dreiste Einstellung freuen. Knallhart, kompromisslos, primitiv.
Autor: Pascal Reis