Inhalt
Timo Harjunpää (Peter Franzén) war einst einer der besten Polizisten Helsinkis – professionell sowie ohne Kompromisse ging er stets bei seinen Schwierigen Fällen voran. Zudem war er ein liebevoller Ehemann und Familienvater, der besonders seine Töchter über alles liebte. Doch all dies ist Vergangenheit, seit dem Tag, an dem ein junger Motorradfahrer seine älteste Tochter auf brutale Art und Weise zusammenschlägt und tötet. Was folgt sind zwei alptraumhafte Jahre, die vor allem Timos Ehe zerstörten sowie seine Bindung an den Job. Einzig mit Medikamenten scheint er sich noch einigermaßen über Wasser halten zu können. Als schließlich auch noch ein religiöser Serienkiller in der Stadt auftaucht, der brutale Morde in der U-Bahn begeht, scheint seine Abrechnung gekommen zu sein. Doch Timo kennt nur noch einen Gedanken: Rache an dem Mörder seiner Tochter, der bald aus dem Gefängnis entlassen wird…
Kritik
Regisseur Olli Saarela präsentiert uns mit Priest of Evil (OT: Harjunpää ja pahan pappi) einen neuen düsteren wie spannenden Crime-Thriller aus Finnland, welcher gerade durch seinen makaberen wie dunklen Motive überzeugen soll. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Matti Yrjänä Joensuun, gelingt ihm dies auch erstaunlich gut, wie gerade der wirklich unbehagliche Prolog mehr als beweist. Timo Harjunpää ist hierbei ein perfekter Polizist, dem kein Fall zu schwierig ist und stets alle Probleme zu bewältigen weiß. Als es dann schließlich zur Katastrophe kommt, bricht allerdings seine Welt zusammen. Was folgt ist ein lebhafter Alptraum, der gerade durch die gekonnte Inszenierung von Olli Saarela passend dem Zuschauer näher gebracht wird (gerade durch die schnellen Schnitte wie rauen Übergänge). Verstörend, kühl sowie nüchtern, gibt es so in der ersten Hälfte des Filmes eine Rache-Geschichte, die allmählich an Fahrt gewinnt sowie jede Menge Spannung offenbart. Doch gerade der Titel verrät indes, dass die Richtung von Priest of Evil keineswegs auf nur einem einzigen Motiv verharrt, sondern eher ähnlich wie einst David Fincher in Sieben von seinem Unterbau und Andeutungen lebt. So dreht sich schnell die Story und die anfangs eher unscheinbaren Morde in der U-Bahn werden wichtiger. Eine durchaus interessante Erzählart, die zuweilen aber mit dem Problem kämpft, nicht ganz so harmonisch zu wirken, wie sich dies Regisseur Saarela eigentlich vorstellt.
Das größte Problem ist hierbei die Laufzeit von Priest of Evil, die angesichts 106 Minuten durchaus einiges an Geduld dem Zuschauer abverlangt. Durch Rückblenden, viele verschiedene Story-Ebenen sowie einige verschiedene Charaktere, verliert sich die Geschichte dabei gerne aus den Augen, wodurch deutliche Längen entstehen. Dies wiegt schwer angesichts einer hervorragenden Inszenierung (die vor allem von den verstörenden Bildern lebt) sowie einem Hauptdarsteller, der mit Peter Franzén nicht nur passend besetzt ist, sondern auch an Charakter-Tiefe einiges bieten kann. Gerade die anfängliche ruhige Erzählart in Bezug auf Timo erweist sich hierbei als Kunststück, welches fesselt und die Sympathien angenehm verteilt. Thriller und Drama wechseln sich schließlich ab, weshalb Mal die menschliche Ebene durch Timos Familie im Vordergrund steht, oder Mal die Rache-Motive, die gerade Timo in einen brachialen Abgrund stürzen. Mehr und mehr wird aber auch die Dimension des Serienkillers vordergründig, der aber leider im Finale trotz einem durchaus gelungen Hintergrund nicht mehr überzeugen kann. Regisseur Olli Saarela verliert sich so gerne in viel zu vielen Details, wodurch auch der Zuschauer zumeist keinen roten Faden mehr findet. Wer aber jedoch aufpasst und gerade finnische düstere Romane liebt, wird hier genau das finden was er sucht: Thriller-Kost mit einer bedrohlichen Atmosphäre, die gerade von seiner düsteren wie kühlen Optik lebt. Dennoch bleibt angesichts eines kleinen Flickenteppichs im Bereich der Story ein kleiner bitterer Nachgeschmack zurück.
Fazit
"Priest of Evil" präsentiert sich als düsterer wie teils unangenehmer Thriller aus Finnland, welcher gerade von seiner rauen Optik lebt sowie seinem hervorragenden Darstellern (allen voran Peter Franzén). Dennoch verliert sich Regisseur Olli Saarela allzu gerne in seiner dreigeteilten Story, wodurch nicht nur Längen entstehen, sondern auch der Zuschauer schnell die Übersicht verliert. Für Fans solch apokalyptischer Kost, sei der Film aber dennoch wärmstens empfohlen.