Inhalt
Durchschnaufen, ein Stoßgebet, zu allem bereit: Matvey (Aleksandr Kuznetsov), bewaffnet mit einem Hammer, den er hinter seinem Rücken versteckt, drückt die Klingel einer typisch russischen Hochhauswohnung. Die Türe öffnet sich und Andrey (Vitaliy Khaev), brutal aussehender Polizist und Vater von Matveys Freundin Olya (Evgeniya Kregzhde), steht vor ihm. Es dauert nicht lange, da bricht in der spießigen Wohnung die Hölle los und Blutfontänen spritzen, Knochen zersplittern und aus der einst so geordneten Moskauer Vorstadtwohnung wird in kürzester Zeit ein Schlachtfeld, auf dem sich die beiden Kontrahenten einen gnadenlosen, unbarmherzigen Kampf auf Leben und Tod liefern.
Kritik
Gleich zu Beginn, wenn der bullige Andrey (Vitaliy Khaev, Salyut-7) dem im Vergleich untergewichtigen Matvey (Aleksandr Kuznetsov, Leto) die Tür öffnet, wird einem klar, dass die bevorstehende Konfrontation nicht gut ausgehen wird und das liegt nicht nur alleine daran, weil Matvey einen Hammer dabei hat. Der junge Mann mit dem Kapuzenpullover, auf dem ein Batman-Logo prangert, scheint gleichsam überzeugt sowie überfordert davon, dass er gerade an der Tür geklingelt hat, um jemanden umzubringen. Doch der Mut schwindet sobald er dem wenig freundlich dreinschauenden Mann, der wirkt als würde er alleine zum Spaß Schädel spalten, gegenüber steht. Statt einem schnell ausgeführten Mord kommt es erst einmal am Küchentisch zum Dialog, der allerdings nach kurzer Zeit in ein Gewaltinferno umschlägt, in dem nicht nur der Hammer, sondern auch ein Fernseher, eine Gewehr und eine Bohrmaschine zweckentfremdet werden.
Bereits beim ersten Kampf zwischen Andrey und Matvey wird deutlich wohin die Reise geht. Regisseur und Autor Kirill Sokolov, der nach drei Kurzfilmen mit Why Don't You Just Die! seinen ersten Langfilm ablieferte, präsentiert seinen Zuschauer hier eine Art blutrünstigen Cartoon mitsamt passenden Sound-Untermalungen und diversen cineastischen Referenzen die vom Eastern bis hin zum Italo-Western reichen. Sonderlich clever ist das alles nicht integriert, es erfüllt aber seinen Zweck und spendiert der rabenschwarzen Komödie eine gewisse Dynamik und die hat Why Don't You Just Die! auch wirklich nötig, denn das Kammerspiel (die Handlung spielt bis auf wenige Ausnahmen in Andreys Wohnung) ist nicht gerade mit Abwechslungsreichtum gesegnet.
Ist das Duell fürs Erste beendet und die Kleider der beiden Feinde sind klatschnass und blutrot verliert Why Don't You Just Die! ziemlich an Tempo. Weitere Charaktere werden vorgestellt und positioniert. Dies geschieht leider mit einer Mühseligkeit, die den Film weiter ausbremst. Erst nach und nach findet die Geschichte wieder in die Spur, doch es ändert nichts daran, dass der Mittelteil so seine Schwierigkeiten hat.
Was zu Beginn noch durchgängig mitreißend war, beginnt plötzlich zu stolpern. Schade. Vor allem deswegen, weil sich Why Don't You Just Die! mit etwas guten Willen durchaus als Kommentar zur aktuellen russischen Gesellschaft verstehen lässt. Im Grunde ist es aber mehr ein Spielplatz, auf dem sich Regisseur und Autor Sokolov vollends austoben und beweisen kann, denn er versucht trotz der Reglementierungen bei Budget und Location immer wieder frische Perspektiven und abgefahrene Ideen unterzubringen. Das gelingt ihm recht ordentlich, auch wenn er sich hin und wieder etwas zu schnell mit Kunstblut und den dazugehörigen Gewalteskapaden zufrieden gibt. Dies ändert aber nichts daran, dass Sokolov bildsprachlich sehr gute Arbeit abgeliefert hat.
Fazit
"Why Don't You Just Die!" beginnt als so blutige wie temporeiche Realfilm-Variante von Itchy & Scratchy. Danach geht dem schwarzhumorigen Spielfilmdebüt von Kirill Sokolov aber die Puste aus. Zu richtig neuer Kraft findet er erst wieder im Finale. Bis dahin reihen sich viele nette Momente und einiges an narrativer Plackerei aneinander. Insgesamt kein wirklich großer Wurf, aber ein Beweis dafür, dass hier ein Filmemacher am Werk war, den wir im Auge behalten sollten.