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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

New York, 1945: Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt es Jazzsaxophonist Jimmy das Herz der Sängerin Francine zu erobern. Gemeinsam starten sie auch musikalisch durch, doch bald schon gehen ihre Vorstellungen auseinander. Zunächst beruflich und danach auch unweigerlich auf privater Ebene.

Kritik

Mit Taxi Driver gelang Regisseur Martin Scorsese 1976 der ganz große Durchbruch und er avancierte quasi über Nacht zu einem der wichtigsten US-amerikanischen Filmemachern. Waren hier die Straßen seiner heiß und innig geliebten Heimatstadt noch gesäumt von allerlei Abschaum und Gesindel, von desillusioniertem Pessimismus und der verklärten Erkenntnis eines traumatisierten Soziopathen, dass nur ein großer Regen in Form von reaktionärer Gewalt diese noch reinigen könnte, wird uns New York hier aus einer ganz anderen Perspektive präsentiert. Unmittelbar nach der Kapitulation der Japaner liegen sich alle in den Armen, es wird ausgiebig gefeiert und statt Leid und Elend ertrinken die Straßen in einem Monsun aus Konfetti, Luftschlangen und Sektkorken. Alles unterlegt von treibendem Jazz. New York, New York könnte auf den ersten Blick ein klassisches Musical aus den goldenen Hollywood-Studio-Tagen sein, doch genau das erweist sich in der Folge als Trugschluss. Zwar zollt Scorsese diesem im Zuge der New-Hollywood-Bewegung antiquiert gewordenen Kino seinen hochachtungsvollen Tribut, kreiert aus diesen Anleihen allerdings etwas völlig anderes. Was eventuell auch dafür verantwortlich sein sollte, dass der Film beim womöglich irritierten Publikum nicht er erhoffte Erfolg wurde.

Ein klassisches Musical ist New York, New York ohnehin nicht. Hier wird nicht das gesprochene durch das gesungene Wort ersetzt und die Handlung als bunte Nummernrevue erzählt. Es ist ein Musik-Film. Oder wie Scorsese es selbst nannte: ein „Film-Noir-Musical“. Die Musik, sie ist der Puls, der Herzschlag und die Seele einer konfliktbeladenen Liebesgeschichte, die wenig mit Romantik am Hut hat und sich am Ende beinah als so desillusioniert erweist wie auch ein Taxi Driver. Nur ohne die ganz große Eskalation. Beginnt die Geschichte des windigen Saxophonisten Jimmy (Robert De Niro, The Irishman) und der selbstbewussten Sängerin Francine (Liza Minnelli, Cabaret) noch wie eine typische Romanze, mitunter sogar mit Elementen von Screwballcomedy, entwickelt sich nach und nach eine beinah toxische Beziehung, die die Unvereinbarkeit von künstlerischen wie privaten Interessen bzw. den Stellenwert des einem in Relation zu dem anderen auf so unbequeme wie unmittelbare Weise in den Fokus rückt. All die Leidenschaft, die beide in den Fortschritt ihrer Karrieren investieren, scheinen sie aus ihrer amourösen Zweisamkeit zu absorbieren. Irgendwann muss man Prioritäten setzen – und sie beide wissen nur zu gut, wo diese liegen werden.

Ebenso wenig wie New York, New York ein Musical ist, ist er auch kein meisterhaft geschriebenes Charakterdrama. Dafür erlangen die Figuren trotz der üppigen Laufzeit und der exzellenten Hauptdarsteller (Teufelskerl De Niro lernte hierfür einfach mal Saxophonspielen auf Weltklasseniveau, warum auch nicht) nicht die notwendige Tiefe und der Plot ist mit Sicherheit nicht die größte Stärke dieses Films. Es ist die Art und Weise, wie sich Martin Scorsese mit diesem Stoff auseinandersetzt. Wieviel unübersehbares Herzblut, wieviel euphorisierende Leidenschaft er in dieses Projekt pumpt und die großen wie die kleinen Augenblicke – von aufwendigen Massenszenen bis zu den stillen Einstellungen - inszeniert, als wären sie genau jetzt das Wichtigste auf der ganzen Welt. New York, New York ist ein flüchtiger Film, im besten Sinne. Der immer ausschließlich im Moment zu existieren scheint, dafür dann mit voller Inbrunst. Man kann sich in diesem Film wunderbar fallen und mitreißen lassen, ohne dass er objektiv betrachtet über inhaltlich besonders bedeutsame Substanz verfügen würde. Es ist eine einzige Liebeserklärung. An das Kino, an die Musik; an all die Verrückten, die bereit sind sich für ihre Passion zu opfern und natürlich auch an New York, dem dieser Film auch noch seine bis heute nicht mehr wegzudenkende Hymne spendierte. Kraftakt und Mutprobe zugleich, was im ersten Moment vielleicht gar nicht als solches wahrgenommen wird.

Fazit

Sicherlich nicht einer der besten Filme von Martin Scorsese, dafür fehlt es schlussendlich an inhaltlicher Substanz. „New York, New York“ ist ein „bauchiger“, ein herzlicher Film, der nur so von Passion und Euphorie sprüht und trotzdem einen sehr nachdenklichen Blick auf das Showgeschäft und dessen Schattenseiten wirft. Ein sehr ehrlicher Film, was gerade in diesem oft verklärenden, eskapistischen „Genre“ (wenn man es in dem Fall überhaupt so nennen kann) alles andere als selbstverständlich ist.

Kritik: Jacko Kunze

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