6.8

MB-Kritik

Narc 2002

Mystery, Drama, Crime, Thriller – USA, Canada

6.8

Dan Leis
Jason Patric
Lloyd Adams
Meagan Issa
Lina Giornofelice
A.C. Peterson
Karen Robinson
Chi McBride
Booth Savage
Alan van Sprang
Gavyn Donaldson
Myles Donaldson
Krista Bridges
Ray Liotta
Thomas Patrice
Garry Robbins

Inhalt

Nach erfolgreicher Entziehungskur kehrt Nick Tellis an seinen Arbeitsplatz, die Drogenfahndung, zurück. Als ein Undercoveragent im Drogenmilieu ums Leben kommt, wird Nick diesem Fall zugewiesen. Zusammen mit Lieutenant Henry Oak, dem ehemaligen Partner des Opfers versucht er den Fall zu lösen.Schnell finden sich die beiden in den gefährlichsten Straßen von Detroit wieder. Die Suche nach beweisen führt Sie durch schmutzige Drogenhöhlen und Crack-Schuppen, die für Tellis eine vertraut Gegend aus seiner Vergangenheit sind. Nach weiteren Nachforschungen hat Tellis langsam den Verdacht, dass Oak´s nicht alle Informationen über den Mord mit ihm teilt, und ihn bei der Suche nach dem Mörder absichtlich in die Irre führt. Als Tellis der Wahrheit immer näher kommt, läuft er Gefahr sein leben zu verlieren…

Kritik

Aktuell ist Regisseur Joe Carnahan mit dem handfesten Actionfeuerwerk Copshop auf Netflix vertreten. Ein passender Anlass, um mal wieder einen Blick auf den Film zu werfen, mit dem er vor gut 20 Jahren sein Durchbruch hatte: dem finsteren Cop-Thriller Narc, den Joe Carnahan auch selbst schrieb und in 28 Drehtagen realisierte.

Zwei Cops, die längts ihren Glauben an das System dem sie dienen verloren haben. Nick Tellis (Jason Patric, The Lost Boys) verfiel während seines Undercover-Einsatzes in der Drogenszene selbst der Nadel und tötet bei einer Verhaftung durch einen Querschläger das ungeborene Baby einer hochschwangeren Passantin. 18 Monate später ist er wieder clean, er und seine Frau haben inzwischen selbst ein Kind und alle Vorwürfe gegen ihn sind eingestellt. Mit dem Dienst auf der Straße hat er abgeschlossen, lässt sich aber für eine Beratungstätigkeit einspannen, für die seine Insider-Kenntnisse von Nütze sein könnten. Calvess, ein weiterer Undercover-Fahnder, wurde ermordet. Der Fall schlägt hohe Wellen und soll möglichst schnell zum Abschluss gebracht werden. Der ermittelnde Lieutenant Henry Oak (Ray Liotta, GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia) kann zwar über eine hohe Aufklärungsrate zurückblicken, war jedoch gut befreundet mit dem Opfer und ist nach diesem erneuten Schicksalsschlag noch unberechenbarer als ohnehin schon. Gegen seinen anfänglichen und den ausdrücklichen Willen seiner Frau entscheidet sich Tellis schlussendlich doch, gemeinsam mit Oak der Sache auf den Grund zu gehen. Und muss zu seinem Erschrecken feststellen, wie viele Parallelen von Calvess‘ Geschichte zu seiner eigenen bestehen.

In überwiegend matten Blau-Grau-Tönen gehalten erzeugt Joe Carnahan schon optisch von Beginn an eine bedrückende, hoffnungslose Schwere, die sich wie ein bleierner Mantel über seinem desillusioniertes Cop-Drama ausbreitet. Das steht im völligen Kontrast zu seinem späteren Schaffen, das überwiegend geprägt war vom poppig-überleuchteten Hochglanz-Look und statt überzeichneter Cartoon-Figuren erweckt er hier tatsächlich echte Charaktere zum Leben. Die Leading Man-Ambitionen von Jason Patric mussten zuvor als mehrfach gescheitert betrachtet werden, hier präsentiert er sich dafür in Bestform. Selten konnte sich der von Natur aus eher blasse und unscheinbare Mime so überzeugend in größerer Rolle zum Ausdruck bringen, auch wenn ihm Ray Liotta als verbitterter, wutschnaubender Silberrücken schon etwas die Show stiehlt. Nach längeren Durstrecken (Liotta war immer gut beschäftigt, aber selten richtig gefordert) dürfen beide mal wieder ihr wahres Können zur Schau stellen und verzichteten für die Beteiligung in dieser Independent-Produktion auf einen Großteil ihrer üblichen Gage, was sie mit Engagement und Leidenschaft zurückzahlen.

Auch wenn Joe Carnahan hier keine wirklich neuen Ideen auf den Tisch bringt und das Drehbuch gen Ende etwas zu sehr in vorhersehbare, da oft gesehene Gefilde abdriftet, der Weg dahin gestaltet sich meist mitreißend und vor allem ungemein impulsiv. Im Gegensatz zu späteren Arbeiten soll Narc nicht cool, lässig und verpsielt sein. Er ist pessimistisch, verbissen, zermürbend und von einer rauen, kantigen Geradlinigkeit geprägt, die eine ungemeine Wucht mit sich bringt. Dem lässt sich unmöglich entziehen und sorgt für ein intensives Seherlebnis, das auch beim wiederholten Male kaum etwas von seiner Faszination und seinem positiv-bitteren Beigeschmack einbüßt.

Fazit

Ein roher Independent-Thriller, der ein spannendes, wenn auch zum Abschluss etwas generisches Drehbuch durch eine immense atmosphärische Dichte und besonders das hingebungsvolle Spiel seiner sonst oftmals unterforderten Darsteller locker ausgleichen kann. Joe Carnahan hat seinen Stil danach stark verändert, sich damit im Business dafür etabliert. Vielleicht kommt ja nochmal was in diese Richtung. Talent dafür scheint er eindeutig zu besitzen.

Autor: Jacko Kunze
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