Inhalt
Politisches Drama mit Jean Arthur und James Stewart in den Hauptrollen. Ein idealistischer Kleinstadtsenator begibt sich auf den Weg nach Washington, wo er gegen skrupellose Politiker antreten muss.
Kritik
Im klassischen Studiosystem des frühen Hollywoods gab es zahlreiche Stars und manche davon haben ihren Glanz bis heute nicht verloren. Zu ihnen zählt sicherlich auch Frank Capra (Ist das Leben nicht schön?), der mit Mr. Smith geht nach Washington eine weitere Berühmtheit in die Irrungen des amerikanischen Senats schickt. James Stewart (Das Fenster zum Hof) steigt als titelgebender Mr. Smith vom Pfadfinderführer zum US-Senatsmitglied auf und bringt durch seine idealistischen Ansichten reichlich Trubel in den angestaubten und korrupten Staatshaushalt. Zur Seite steht ihm dabei seine aufgeschlossene Assistentin Clarissa (Jean Arthur), welche nach anfänglichen Selbstzweifel zu seiner stärksten Unterstützerin avanciert. Ins kollektive Gedächtnis der Zuschauer hat sich der Film wohl vor allem durch seinen Höhepunkt, eine ewig lange Protestrede des Protagonisten, gebrannt. Ja, Mr. Smith geht nach Washington proklamierte bereits früh für menschliche Grundrechte.
Seine politische Botschaft posaunt der Film dabei schnell und lauthals heraus. Das mag bisweilen recht plakativ erscheinen, doch erfüllt durchaus seine Funktion. Die Forderung nach Demokratie und einer selbstlosen Regierung im Zentrum der Botschaft sind nämlich zeitlose, kraftvolle und notwendige Ideale, welche auch den Film selbst zu einem überaus wichtigen machen. Darüber hinaus beweist Mr. Smith geht nach Washington aber auch, dass ein wichtiger Film nicht automatisch auch ein wirklich guter sein muss. Immer wieder verfängt sich Frank Capra an inhaltlichen Stolpersteinen und inszenatorischen Unzulänglichkeiten. Gerade die Liebesgeschichte zwischen Jefferson Smith und seiner Assistentin Clarisse Saunders wirkt bisweilen fehl am Platz und nur selten bringt der Regisseur diese kitschigen Elemente auch zu einem wirkungsvollen Einsatz. Mr. Smith geht nach Washington ist durch und durch ein Film von Frank Capra und damit als filmisches Produkt wohl nie im kompletten Einklang mit seiner Aussage.
Den letzten und somit auch wirklich entscheidenden Schritt traut sich Frank Capra jedoch leider nicht zu gehen. Obgleich er den kompletten Senat gegen den heimatverbundenen Idealisten Jefferson Smith stellt und dadurch jedem einzelnen von ihnen bis zu einem gewissen Grad Korruption unterstellt, so wird der Präsident selbst dabei hübsch ausgeklammert. Als allwissender und gutmütiger Vorstand vermittelt er in Wort, Mimik und Gestik stets den Eindruck als würde er die komplette Farce von Beginn an durchschauen und hat deswegen als einziger seine Freude am Filibuster. Es sei dahingestellt, ob es Capras patriotische Überzeugung geschuldet ist, dass der oberste Vertreter des Staates gar nicht in solche Machenschaften verwickelt sein kann oder ob es aus diversen Gründen schlichtweg nicht möglich war den Präsidenten anders zu porträtieren. Fakt ist jedoch, dass sich Mr. Smith geht nach Washington dadurch erneut um ein Stück seiner essentiellen Botschaft beraubt.
Fazit
Auch noch 75 Jahre nach seiner Veröffentlichung ist Frank Capras politisches Drama erstaunlich aktuell. Leider kann der Film selbst zu keinem Zeitpunkt mit seiner essentiellen Thematik mithalten und so verpufft auch ein großer Teil seiner Botschaft. Wirklich schlecht macht das „Mr. Smith geht nach Washington“ nicht, doch den geweckten Erwartungen kann der amerikanische Klassiker dadurch nicht nachkommen.
Autor: Dominic Hochholzer