MB-Kritik

Mongrel 2024

Drama

Lu Yi-ching
Hong Yu Hong
Wanlop Rungkamjad
Shu-wei Kuo
Achtara Suwan

Inhalt

Wie viele vietnamesische, philippinische und thailändische Eingewanderte muss sich Oom in Taiwans rauer Provinz mit unregistrierten Jobs durchschlagen. Die Bezahlung ist schlecht, seine Lebensumstände karg. Doch bei manchen seiner Tätigkeiten entstehen auch Freundschaften, wie zu einem an Zerebralparese leidenden Patienten, den er pflegt.

Kritik

Düstere, stumpfe Farben von Schiefer, Erdbraun und Schwarz werden zum Symbol des von ökonomischer Härte und sozialer Kälte geprägten migrantischen Milieus, dessen filmische Erkundung Chiang Wei Liangs Werk prägt. Diesen dokumentarischen Kanonen ergänzt und erweitert die mit You Qiao Yin inszenierte erste Spielfilmarbeit des Regisseurs, der seine kompakte Story in einer ärmlichen Gemeinde im ländlichen Taiwan ansiedelt. Doch die Natur spendet keine Erholung für die Anwohnenden, eher ist sie ein Hindernis deren adäquater medizinischer Versorgung.

 Letzte ist eine der Aufgaben des verschlossenen Hauptcharakters, der sich mit anderen der aus Thailand, Vietnam, Indonesien und von den Philippinen eingereisten Arbeitenden um pflegebedürftige Menschen kümmert. In unerbittlicher Authentizität und quälender Länge zeigt die erste Szene die körperliche Beschwerlichkeit und mentale Belastung für Oom (Wanlop Rungkumjad, 36) und den entwürdigenden Zustand seines jungen Patienten Hui (Kuo Shu-wei). Dessen altersschwache Mutter Mei (Lu Yi-ching, Reclaim) benötigt selbst Ooms Hilfe und wünscht sich ein Ende Huis Leidens.

Die Aussichten sind buchstäblich düster in dieser von spärlichem Kunstlicht in ständiges Zwielicht getauchten Szenerie. Deren räumliche Enge und verwinkelte Bauten betonen die ausweglose Lage des Protagonisten, Fürsorge und Respekt im Umgang mit den Kranken in bedrückendem Kontrast zu seiner eigenen Behandlung durch seinen Boss Hsing (Hong Yu-hong) und System, das Missbrauch fördert, skrupellos über die körperlich, materielle und sozial Schwächsten hinweggeht. Eine sprachliche Barrieren überwindende Solidarität kann medizinische Apparate abstellen, nicht aber den ausbeuterischen.

Fazit

Jahrelange dokumentarische Auseinandersetzung mit den harschen Lebenszuständen illegaler Migranten kanalisiert Chiang Wei Liang in Zusammenarbeit mit You Qiao Yin in ein Sozialdrama, in dessen Humanismus enorme Kraft liegt. Der hervorragende Cast aus Laien und etablierten Schauspielenden verleiht der zurückhaltenden Inszenierung eine seltene Wahrhaftigkeit. Michaël Capron ruhige Langeinstellungen sublimieren den ungeschönten Realismus mit subtiler Symbolsprache und elegischer Stimmung reflektiert. Niemand ist unversehrt in diese Leidenslandschaft, die den Blick für die Würde der Ungesehenen und Ungewollten öffnet.

Autor: Lida Bach
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