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Inhalt

Der englische Fotograf John Bradley (Ivan Rassimov) schiesst im Raum Thailand/Burma Aufnahmen. Dabei schippern er und sein Führer immer weiter flussaufwärts, bis die Gegend selbst dem ortskundingen Begleiter mehr und mehr suspekt wird. Tatsächlich kommt es kurze Zeit später zu einer Katastrophe, eines Morgens treibt die Leiche von Bradleys Begleiter im Wasser. Der Engländer wird von einem Stamm Eingeborener per Netz gefangen und aus dem Wasser gefischt. Das Naturvolk hält den Fremdling für einen Fischmenschen, denn als er eingefangen wurde trug er einen Taucheranzug samt Flossen. Zunächst wird Bradley wenig freundlich behandelt und zur Sklavenarbeit gezwungen, doch nach und nach bewegen sich der "Zivilisationsmensch" und das "Naturvolk" aufeinander zu. Bradley gewinnt das Vertrauen seiner Häscher und wird einer von ihnen, doch es gibt auch weniger friedfertige Stämme in den Tiefen des Dschungels...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit Mondo Cannibale (im italienischen Original Il paese del sesso selvaggio, wortwörtlich übersetzt „Das Land des wilden Sex“) eröffnete Genre-Allrounder Umberto Lenzi (Die Viper) einen ganz neuen Trend im italienischen Kino, der mit Sicherheit zu den fragwürdigsten überhaupt zählen dürfte. Der italienische Kannibalen-Film, in der Folge oft auch schlicht als Mondo-Kino bezeichnet, war geboren und zog etliche Werke nach sich, die sich in allen hier teilweise nur in Ansätzen gezeigten Versatzstücken noch deutlich steigerten. Dabei war dies keinesfalls der ersten Kannibalen-Film der Geschichte, deren Historie reicht zurück bis zu den frühesten Anfängen der bewegten Bilder. Und auch der deutsche Titel Mondo Cannibale bezieht sich auf ein schon deutlich früher entstandenes Skandalwerk. Der 1962 erschienen Dokumentarfilm Mondo Cane labte sich an der expliziten Darstellung von exotischen, zum Teil schockierenden Ritualen oder Tiertötungen, dessen klare Intention im Voyeurismus anstatt einer Aufklärung lag.

Die „Eindeutschung“ in Mondo Cannibale kommt daher nicht von Ungefähr, denn auch dieses Inoffizielle (wenn auch ziemlich offensichtliche) Remake des zwei Jahre zuvor erschienen Western Der Mann, den sie Pferd nannten, bedient sich ähnlicher Schauwerte. Wie auch im „Original“ gerät hier ein nicht ganz freiwilliger Ausreißer aus der „zivilisierten“ Welt in die Fänge von „Wilden“. Diesmal kein britischer Lord, sondern ein britischer Fotojournalist (Ivan Rassimov, Der Killer von Wien), der bei einem Aufenthalt in Thailand in Notwehr einen Einheimischen erschlägt und sich in Furcht vor den Konsequenzen in das Grenzgebiet zu Burma flüchtet. Im weitestgehend unerschlossenen Dschungel wird er von einem Stamm gefangen genommen, gequält und als Sklave missbraucht, bis er sich bei einem gescheiterten Fluchtversuch im Zweikampf mit einem ihrer besten Krieger misst – und siegreich ist. In der Folge wird er von seinen einstigen Peinigern akzeptiert und auch er selbst identifiziert sich immer mehr mit den Gepflogenheiten des Stamms. Er ehelicht auch Maraya (Me Me Lai, The Element of Crime) und beiden erwarten ein Kind. Doch der Dorffrieden wird bedroht von einem feindseligem Kannibalen-Stamm, der in das Gebiet eindringt.

Das geschieht allerdings erst in den letzten Minuten und wer somit auf brutalen Menschenfresser-Schmackofatz gehofft hat, guckt eine ganze Weile in die Röhre. Richtig derbe wird es dann auch nur in ein bis zwei kurzen Momenten, in dem mal an einem ausgerissenen Arm geknabbert wird. Zuvor wirkt das oftmals wie eine räudigere Version von Die blaue Lagune, in der es zugegeben sehr hübsche Landschaftsimpressionen und einige nackte Frauenkörper zu bestaunen gibt, gelegentlich aufgepeppt durch etwas (vergleichsweise harmlose) Torture und hauptsächlich das große Problem des Mondo-Films: Tier-Snuff. Schon in Mondo Cane wurden Tiertötungen vor laufender Kamera zu voyeuristischen Zwecken genutzt, aber (vermutlich) wurden die nicht extra dafür inszeniert. Das sieht hier schon anders aus. In den Folgejahren wurde diese Schweinerei immer wieder versucht zu relativieren. Mal, dass es sich um angeblich wirklich dokumentarisches Material von stattgefundenen Situationen handelte, oder dass die Tiere ohnehin zur Nahrungsaufnahme getötet wurden und deren Schlachtung lediglich für den Film „in Szene gesetzt“ wurde. Inwieweit das stimmt, lässt sich im Einzelfall kaum überprüfen, aber lässt sich wenigstens deutlich anzweifeln. Und selbst wenn die Schildkröte hinterher in der Suppe fürs Catering gelandet ist (so rechtfertigte Ruggero Deodato es zum Beispiel beim mit weitem Abstand besten Mondo-Film Nackt und zerfleischt) ist es einfach Tatsache, dass vor laufender Kamera ein Tier getötet wird, um damit Schauwerte zu generieren. Nur darauf reduziert müsste man eigentlich jeden Film dieser Gattung sofort mit der niedrigsten Punktzahl abstrafen und wer das tut, dem ist eindeutig kein Vorwurf zu machen.

Der Versuch hierbei ist es, sich auch objektiv mit dem zurecht fragwürdigen Mondo-Kino auseinanderzusetzen und gewisse Bestandteile einfach als gegeben zu akzeptieren – ob man diese nun befürwortet, oder (hoffentlich) nicht. Aus bereits beschriebenen Gründen lieferte Mondo Cannibale für alles Folgende eine Art Blaupause. Blutiger Kannibalen-Gore steht hierbei sogar noch deutlich im Hintergrund und hat lediglich einen kleinen Showdown-Charakter. Tier-Snuff - wie den Kampf eines Mungos gegen eine Schlange - gibt es etwas mehr zu sehen, was den Film natürlich keinesfalls besser macht. Die „Love-Story“ besitzt dabei auch kaum Sehenswertes, wobei man diesem Film zumindest noch den sichtbaren Versuch anrechnen kann, die Eingeborenen nicht als komplett monströse Wildlinge dazustellen. Der Protagonist entwickelt sich sogar zu ihrem Anführer und stößt die vorher herbeigesehnte Rückkehr in die Zivilisation am Schluss direkt ab, stuft sie gar als Bedrohung des neuen Idylls ein (der früher bereits auftauchende Hubschrauber wird am Ende attackiert, zuvor als Rettung herbei gewunken). Darin könnte sich natürlich auch wieder ein „Weißer Eroberer“-Thema interpretieren lassen, doch das in wohl eindeutig nicht das Anliegen des Films. Vielmehr soll wirklich eine Integration und Identifikation mit dieser einerseits primitiven, aber unter ihrer rauen Schale auch authentischeren Welt und womöglich sogar liebenswerteren gezeigt werden. Ob das jetzt wirklich gelungen ist, steht natürlich auch auf einem anderen Papier.

Fazit

Unterm Strich ist „Mondo Cannibale“ weit weg von einem guten Film und würde auch heute keinerlei Relevanz besitzen, hätte er nicht für eine rund zehn Jahre andauernde Bewegung im italienischen Genre-Kino gesorgt. Von ihrer Qualität sicherlich deutlich hinter der des Giallo oder des Poliziotessco, aber in ihrer Einzigartigkeit kaum weniger bedeutsam. Der Film ist überwiegend nicht sonderlich spannend, ergötzt sich an niederen bis abstoßenden Schauwerten und wirkt wie eine unbeholfene  Mischung aus eskapistisch-sehnsüchtiger Abenteuer/Aussteiger-Romanze, Nackedei-Show und erst am Ende dann recht drastischer Gore-Veranstaltung. Aber zumindest ist er handwerklich wirklich gut gemacht. Bietet tolle Bilder, einen eindringlichen Score (das konnten einige Mondo-Filme), einen souveränen Hauptdarsteller und hat eben einen gewissen Pionier-Charakter, der sich ihm niemals nehmen lässt. Und verglichen mit einigen seiner „Nachfolger“ ist das sicherlich nicht der schlechteste Film seiner Gattung. So fair muss man sein.

Kritik: Jacko Kunze

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