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Inhalt

Mississippi 1964. Drei junge Bürgerrechtsaktivisten werden auf dem Weg durch die Südstaaten von Mitgliedern des Ku-Klux-Klans kaltblütig ermordet. Das FBI beauftragt den idealistischen Harvard-Absolventen Ward mit der Aufklärung des Falles. Sein Assistent Anderson, ein ehemaliger Südstaatensheriff, versucht mit eigenen Mitteln den Fall zu klären, nachdem sein Vorgesetzter das Schweigen der Bevölkerung mit einem regelrechten Feldzug von hunderten, in das Provinznest abgeordneten Helfern zu beantworten sucht. Anderson gelingt es schließlich, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und die Frau eines Hilfssheriffs für eine Aussage zu gewinnen, die das Verbrechen aufklärt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Zuerst ist da nur diese Stille. Eine Stille, trügerisch und dumpf, die den beiden FBI-Agenten Anderson (Gene Hackman, Die Höllenfahrt der Poseidon) und Ward (Willem Dafoe, Shadow of the Vampire) weismachen soll, dass die Vorurteile über den tiefsten Süden der Vereinigten Staaten keine Daseinsberechtigung genießen: Den Schwarzen ginge es hier gut. Den Vorwürfen der Diskriminierung präsentiert man sich krampfhaft irritiert. Natürlich bemerkt der Zuschauer, wie auch die beiden Ermittler im Zentrum der Erzählung, sofort, dass die scheinbar entspannte Klima nur verlogene Fassade ist. Der Hass lodert. Damals wie heute. Und die drei verschwundenen Jugendlichen, zwei weiße Aktivisten aus New York und ein Dunkelhäutiger, werden zum Katalysator einer im Namen von J. Edgar Hoover umfangreich initiierten Suchmaßnahme, die noch heute in der amerikanischen Politik, den Medien und der Kultur selbst schäumende Wellen schlägt.

Natürlich ist Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses dem Kriminal- und damit auch dem Genre-Film zugeneigt, anstatt sich als dokumentarische Rekonstruktion des weitreichend bekannten Falles aus den 1960er Jahren verdient zu machen. Seine Nähe zum Genre-Film ist wohl auch Urheber des einzigen Problems von Alan Parkers (Angel Heart) siebenfach oscarnominierten Rassismus-Thriller: Denn der von Gene Hackman verkörperte Rupert Anderson ist zu sehr Dirty Harry, als dass man seinen Charakter ausgiebig als figural-authentische Ausformung der Realität annehmen kann. Irgendwann nämlich kommt dieser Rupert Anderson zu dem Entschluss, dass man einer auf Gewalt basierenden Verschwörung nur mit Gewalt begegnen kann. Man könnte sagen, Anderson setzt sich dafür ein, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Und das ist, wenn man die Reinlichkeit hiesiger Ermittlungsarbeit betrachtet, höchstgradig inkompetent, weil es zu riskant ist.

Moralisch lupenrein mag Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses dementsprechend nicht sein, dafür beweist Alan Parker mal wieder, mit welcher Intensität er das inszenatorische Zepter schwingen kann und den Zuschauer für 120 Minuten wie gebannt vor dem Bildschirm sitzen lässt. Das verschlafene Nest, in das der Film sein Publikum entführt, offenbart sich bald als Schmelztiegel des (Rassen-)Hasses und Parker fängt den instrumentalisierenden (Gedanken-)Mechanismus des Rassismus hier in seiner ganzen ausbeuterischen und korrupten Strahlkraft ein. Alles ist hier verseucht von ihm, jedes Organ, vom Polizei- bis zum Justizapparat, vom Streifencop bis zum Richter. Alle hängen sie hier unter einer Decke, weil den Menschen der Hass anerzogen wurde. Er wurde ihnen von Kindertagen ins Gehirn gestanzt und gefangen im selbstgefälligen, falschen Stolz scheinen nur die wenigsten in der Lage, dieser rückständigen Ideologie zu entwachsen. 

Stattdessen lebt man den Hass, atmet ihn, heiratet ihn, verleibt ihn sich ein, bis man glaubt, es würde sich um ein gesellschaftliches Ideal handeln. Wie packend sich Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses aber wahrlich gestaltet, manifestiert sich auch an dem Umstand, dass die – eigentlich – simplistische Gegenüberstellung der beiden Hauptfiguren niemals banal wirkt. Ward und Rupert repräsentieren zwei Formen der Erhaltung von Grundgesetz und Rechtsstaatlichkeit: Willem Dafoe überzeugt als liberal-akademischer Paragraphenreiter, Gene Hackman brilliert gar in seiner markanten Performance, die formidabel zwischen knurrend-hemdsärmelig und empathisch-sensibel changiert. Über allem thront aber der Eindruck, dass Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses ein Film mit Wut im Bauch ist. Er will nicht grundsätzlich mit dem Kopf durch die Wand, aber wenn ihm jemand Betonklötze in den Weg stellen sollte, würde er sie mit der Handkante spalten.

Fazit

"Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses" mag moralisch nicht einwandfrei sein, doch Regisseur Alan Parker beweist auch mit diesem eindringlichen Rassismus-Thriller wieder einmal sein inszenatorische Meisterschaft. Atmosphärisch bedrückend, schauspielerisch bockstark und inhaltlich an Lösungsansätzen interessiert. Über die Umsetzung derer lässt sich streiten, die Wut im Bauch, die dieser Film hat, kann man dennoch durchaus teilen.

Kritik: Pascal Reis

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