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Ella ist Fan des Fußballers Zlatan Ibrahimović und von ihrem Onkel Tommy. Deshalb freut sie sich, dass sie eine Woche bei Tommy wohnen darf. Doch dann hat er angeblich viel zu tun. In Wirklichkeit aber bekommt er Besuch – von seinem neuen Freund Steve. Klar, der muss vergrault werden!
Kritik
Gesehen beim Internationalen Filmfestival Schlingel 2022
Christian Los neuster Spielfilm nach dem musikalischen Road-Trip Thilda & die beste Band der Welt heftet sich an die Fersen einer jungen Fußballenthusiastin und deren enger Freundschaft zu ihrem Onkel Tommy. Der schwedische Fußballstar Zlatan Ibrahimović, dessen großer Fan Hauptfigur Ella ist, ist dabei nur Aufhänger eines kurzweiligen und dynamischen wenngleich nicht klischeefreien Familienspaßes.
Mini-Zlatan erzählt weder vom Fußballtraining noch von Besuchen im Stadion, sondern in erster Linie von einer auf die Probe gestellten Onkel-Nichte-Beziehung. Dass Tommy seit neusten so viel Zeit mit seinem Freund verbringt, schürt in der jungen Ella vor allem Eifersucht. Jene mündet in spaßig-kläglichen Versuchen, den Neuling schleunigst abzuwimmeln. Ratten in der Küche, schmierige Farbe im Haar – die Ideen des Film sind vielleicht nicht immer originell, aber abwechslungsreich und erinnern nicht zuletzt an Einfälle eines ebenfalls schwedischen, weißblonden Lindgren'schen Kinderbuchhelden.
Kernstück des Films sind jedoch auch die Figuren und die sichtbare Spielfreude der Darsteller*innen, allen voran jene der Newcomerin Agnes Colliander, die den Konflikt ihrer jungen Hauptfigur energisch und gewitzt und besonders die Freundschaft zum von Simon J. Berger (Bessere Zeiten, Die Königin des Nordens) gespielten Onkel Tommy äußerst glaubhaft mimt. Andere Charaktere fallen eher durch ihre Ausstaffierungen mit Stereotypen hervor, wieder andere durch filmeigene Schrulligkeiten wie die Speckpfannkuchen liebende Drillings-Onkel. Vor allem beweist Mini-Zlatan jedoch ein Gespür, sich der Eifersuchtsthematik auf Augenhöhe und mit Empathie für all seine Figuren zu nähern und dabei auf klassische Gut und Böse-Zeichnungen zu verzichten.
Seine Botschaften verpackt der Film in knalligen Farben, einer vorhersehbaren Dramaturgie und einer ungezwungenen Atmosphäre. Da ist es beiläufig, dass hier eine homosexuelle Beziehung im Mittelpunkt steht und sich der Film auch darüber hinaus divers gestaltet. Das Spiel, Erfüllen und Brechen mit Klischees, geht zwar nicht immer auf, Mini-Zlatan schafft jedoch eine erfrischende Normalisierung angesprochener Themen. Ein Film, der über seine kurze Laufzeit hinweg nicht nur einen ganz eigenen Charme entfalten, sondern so auch einen wichtigen Teil zum modernen Familienkino beitragen kann. Und außerdem ein Film, der durch die euphorische Resonanz seines Publikums sicherlich noch dazu gewonnen hat.
Fazit
Dynamisches und charmantes Feelgood-Kino, welches nicht ohne Klischees auskommt, für seine junge Zielgruppe aber gleich mehrfach und zielsicher einen filmischen Elfmeter verwandelt.
Autor: Paul Seidel