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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Seit Jessica bei Tagesanbruch von einem lauten Knall aufgeschreckt wurde, leidet sie unter Schlafstörungen. Immer wieder hört sie dieses bedrohliche Geräusch, das außer ihr sonst niemand wahrzunehmen scheint ...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Eine kurze Symphonie von Alarmanlagen, die parkende Autos für wenige Minuten in die Nacht hinausspielen, ist wohl der aufregendste Moment Memorias. Das Kino des thailändischen Filmemachers  ist bekannt für seine meditative Entschleunigung. Auch sein neuster Film ist ein hypnotisierender Vertreter des Slow-Cinema, berührt von Elementen der Science-Fiction. Im Zentrum seines 2021 in Cannes uraufgeführten Werkes steht Jessica Holland, gespielt von , die nach ihrem Voice-Over-Einsatz in Last and First Men (von ) und s Kurzfilm The Human Voice erneut in einer überwiegenden One-Woman-Show überzeugt. Weerasethakuls erster englischsprachiger Spielfilm entspinnt sich um ein schweres, bedrohliches Geräusch, welches die Hauptfigur zunächst aus dem Schlaf und dann wiederholt aus ihrem eigenen Alltag reißt. Zugleich entfacht das Geräusch und der rätselhafte Ursprung dessen einen Trancezustand, der nicht nur die vollste Aufmerksamkeit der Protagonistin, sondern auch die seiner Zuschauer*innen einnehmen kann, wenn diese sich dem Sog der Verlangsamung öffnen können.

Memorias Soundkulisse ist verführerisch. Nicht nur dem zentralen Geräusch, welches die Hauptfigur mithilfe eines Tontechnikers () akribisch nachzubilden versucht, sondern auch anderen Klängen wird mehr, mindestens aber selbige Relevanz wie dem gesprochenen Wort zugestanden. Und sind es einmal nicht der Regen, der Straßenverkehr oder Menschen, die sich unterhalten, dann ist es die vollkommene Stille, die Spannung aus den unaufgeregten Bildern zieht. Weerasethakul (Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren LebenCemetery of Splendour) gelingt erneut eine immersive Fusion von Ton- und Bildebene, die ihre Wirkung noch lang nach Beendigung des Films nachhallen lässt. Mittendrin Tilda Swinton (The Dead Don't DieDavid Copperfield - Einmal Reichtum und zurück), die mit ihrem subtilen Schauspiel nicht nur die ungewöhnliche Begegnung im letzten Drittel des Films sichtlich erlebt, sondern ihrem Körper jedes stumpfe Klopfen einverleibt und diesem Sichtbarkeit verleiht.

Behutsam verfließt ihre unstillbare Suche nach Erklärungen mit Auseinandersetzungen von Leben und Sterben, etwa wenn sie auf ihrer bedächtigen Odyssee die Archäologin Agnés () und deren Arbeit kennenlernt. Die Themen verknüpfende Erinnerung ist dann nicht nur titelgebend, sondern wird auch in mehrerlei Hinsicht, historisch wie persönlich, unmittelbarer Bestandteil der Handlung. Die Begegnung mit dem Fremden, der in Gestalt des Fischers Hernan () in Erscheinung tritt, führt zur eigenen Reflektion und zu Erfahrungen, wie sie Dialoge nur schwerlich ausdrücken können. In Verbundenheit mit ihren Science-Fiction-Elementen bewahrt sich die Geschichte meist vor spirituellen Kitsch, etwa wenn sie sich gegen Ende auf die natürliche Umgebung fokussiert und nicht zuletzt wegen einzelner, schweigsamer Naturaufnahmen an die Filme von  (Stalker, Der Spiegel) erinnert.

Fazit

„Memoria“ ist eine akustische Spurensuche, welche ein persönliches Schicksal, historische Erinnerungen und eine Science-Fiction-Geschichte miteinander verknüpft. Bild und Ton ebenbürtig inszeniert, sorgt Apichatpong Weerasethakul wiederholt für einen Sog der besonderen Art, dem nicht nur eine überzeugend aufspielende Tilda Swinton, sondern auch das Publikum verfallen kann. Wem der Zugang zu meditativ ausdrucksstarken Kino jedoch im Vornherein schon erschwert ist, dem werden auch 136 Minuten „Memoria“ keines Besseren belehren.

Kritik: Paul Seidel

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