Inhalt
Im pulsierenden Beijing, China, arbeitet der ehrgeizige „Tiger“ Chen Lin-Hu (Tiger Chen) tagsüber als einfacher Kurier. In seiner Freizeit dagegen widmet er sich ganz seiner Kampfkunst, dem Ling Kong Tai Chi. Währenddessen landet die Polizeiermittlerin einer Spezialeinheit für organisiertes Verbrechen, Suen Jing-Si (Karen Mok), mit ihrer Jagd auf den mysteriösen Donaka Mark (Keanu Reeves) erneut in einer Sackgasse. Donaka ist ein mächtiger Geschäftsmann, der mit geheimen und äußerst brutalen Untergrund Fights sein Geld verdient. Donaka sieht in Tiger seinen neuen Star und versucht ihn mit einer Menge Geld zu locken, doch dieser sieht sich der Integrität und der Reinheit seiner jahrhundertealten Kampfkunst verpflichtet und lehnt zunächst ab. Aber als der Abriss des Tempels seines Meisters droht, sieht Tiger darin die Gelegenheit das Erbe des Ling Kong Tai Chi zu schützen. Nachdem er einige der besten und gefährlichsten Kämpfer aus aller Welt eindrucksvoll besiegt, wird er schnell zur Underground-Fighting Sensation und zum Liebling der „Zuschauer“. Die Kämpfe verändern Tiger und bringen seine dunkelste Seite zum Vorschein. Er ist dabei sich zu verlieren und die Wurzeln seines Handelns zu vergessen. Tigers Aggressivität und Kaltblütigkeit übertragen sich auf sein gesamtes Leben und stimmen seinen Meister sorgenvoll. Wird es Tiger gelingen seine dunkle Seite zu kontrollieren und sich wieder darauf besinnen wofür er eigentlich kämpft?
Kritik
Es sollte ein Martial-Arts-Experiment werden, welches nicht nur das Genre revolutioniert und modernisiert, sondern auch Tiger Hu Chen (Stuntmen in "Matrix Reloaded" und "Matrix Revolutions") zum großen Star machen sollte: Dies war zumindest die Ursprungsidee von Keanu Reeves bei seinem ambitionierten Projekt "Man of Tai Chi". Doch Budgetprobleme, Fristen sowie der eigene Anspruch machten dem Regie-Debüt des "Matrix"-Star einen Strich durch die Rechnung. Nun folgt am 13.03. dieses Jahres doch noch der lang ersehnte Kinostart. Allerdings bleibt natürlich die Frage: Lohnt sich ein Blick? Die Antwort lautet leider nur - zum Teil. Denn gerade im Bereich der choreografierten Kämpfe, ist der Film rund den Tai Chi (seit "Tai-Chi Master" mit Jet Li die wohl beste Darstellung dieser Kampfkunst) Kämpfer Chen Lin-Hu ein wahres Highlight. Jedoch gilt dies nicht für den Rest des 105 minütigen Abenteuers. Logikfehler, schlechtes Timing, flache Darsteller, fehlende Tiefe, eine mehr als graue Story sowie ein vollkommen deplatzierter Keanu Reeves, machen aus "Man of Tai Chi" eine der wohl größten verpatzten Chancen aller Zeiten.
Denn die Bedingungen für ein gelungenes Martial-Arts-Fest waren wahrlich gut: Gerade Reeves bester Freund Tiger Hu Chen liefert eine beeindruckende Performance seines Könnens ab, welche die Fights nicht nur spektakulär sondern zweitweise gar unglaublich intensiv wirken lassen. Dies zusammen mit Action-Choreograf Yuen Woo-ping ("Kill Bill", "Tiger & Dragon"), ergibt ein wahres Feuerwerk in Sachen Kampfkunst. Zwar bleibt oftmals ein Trefferfeedback aus (blaue Flecken gibt es nur selten), doch in der Tradition des 70er wie 80er Jahre Hongkong-Kinos, kann man hier "Man of Tai Chi" kaum etwas vorwerfen. Dies liegt natürlich auch an den vielen Profis, denen sich Hu Chen in den Weg stellen darf. Egal ob Kung Fu, pure brachiale Gewalt oder gar "The Raid"-Star Iko Uwais (dessen Auftritt leider marginal bleibt), für Fans gibt es hier genügend Highlights, die eine Reise in die Welt von Tiger Hu Chen sowie dessen Weg in den Abgrund mehr als rechtfertigen.
Dies gilt allerdings keinesfalls für den Rest des Filmes: Während Patzer wie Hongkong-Star Simon Yam als vollkommen vorhersehbarer Officer Wong, oder solche Banalitäten wie eine weggeschlagene Filmkamera (was den Film plötzlich wie eine Doku wirken lässt), grausiges CGI oder schlecht getimte Schnitte, noch zu verzeihen sind, gibt es im Bereich der Handlung schon größere Schwierigkeiten. Denn diese kann, trotz seiner versuchten Wendungen sowie des vermeintlichen Spannungsbogens, auf keiner Ebene überzeugen. Nicht nur, dass mittlerweile die TV-Show-Kampf-Geschichten sehr konventioneller Natur sind, auch die Wandlung von Chen Lin-Hu läuft oftmals sehr plastisch ab. Letztlich bleibt die Story daher nur Mittel zum Zweck, um von einem Kampfgeschehen zum nächsten übergehen zu können. Da hilft schließlich auch keine Verbeugung gegenüber dem Genre, die Autor Michael G. Cooney durch die Rolle des Meisters Yang (gespielt von Hai Yu, bekannt aus „Tai-Chi Master“ bewusst einzubauen versuchte.
Viel schlimmer gestaltet sich allerdings der Auftritt von Keanu Reeves. Neben Sprachbarrieren (im Film wird komplett Kantonesisch und Mandarin gesprochen, außer bei Reeves), zeigt sich der ehemalige "Matrix"-Star hier von seiner schlechtesten Seite. Denn mehr als ein paar grobschlächtige (sich immer wiederholende) Oneliner sowie ein dauerhaft böses gucken, bleiben von seiner Performance nicht übrig. Noch schlimmer wird es gar im Finale, wenn sich Reeves seinem Hauptdarsteller entgegen stellt. Wo vorher schnelle furiose Kämpfe zu sehen waren, gibt es hier nun hektische Schnitte, langsame Bewegungen sowie eine Choreografie, die an typische Martial-Arts-Versuche aus Amerika der 80er wie 90er Jahre wirken. Und somit bleibt auch das Finale weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und hinterlässt einen Film, der ambivalenter kaum sein könnte.
Fazit
"Man Of Tai Chi" ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite überzeugt der Film von Regie-Neuling Keanu Reeves durch höchst intensive wie spektakuläre Fights, auf der anderen Seite enttäuscht der Rest jedoch merklich. Somit bleibt der Kampf rund um Tai Chi eine vertane Chance, die nur etwas für Genre-Fans ist.
Autor: Thomas Repenning