Inhalt
Als Brodie von seiner Freundin sitzen gelassen wird, zieht er sich mit seinem Freund T.S., dem ebenfalls das gleiche Schicksal widerfahren ist, in ihr Einkaukszentrum zurück. Hier müssen sie sich mit dem fiesen Besitzer Mr. Svenning und dem Schnösel Hamilton rumschlagen und entscheiden sich schließlich, ihre Freundinnen zurückzugewinnen. Unterstützt werden die beiden durch die ultimativen Straffälligen Silent Bob und Jay, deren ständige Abenteuer den Begriff "öffentliches Ärgernis" neu definieren...
Kritik
Vom gammeligen Drugstore in die große Mall: So schnell ging es bei Kevin Smith (Dogma), nachdem sein selbstfinanziertes Ultra-Independent-Debüt Clerks – Die Ladenhüter aus dem Nichts durch die Decke ging und zum Instant-Kultfilm wurde. Nur ein Jahr später drehte er plötzlich einen Studiofilm und durfte statt einem niedrigen, fünfstelligen Betrag aus dem eigenen Sparstrumpf mit einem mittleren, einstelligen Millionenbudget hantieren. Was für das ewige Beinah-noch-Kind im Manne spricht: So wahnsinnig viel verändert hat sich eigentlich nicht.
Kevin Smith dreht nicht durch. Sondern einfach einen Film, den er vermutlich sowieso gemacht hätte. Nur jetzt mit viel mehr Geld und somit Sicherheit im Nacken. Der zweite Teil seiner inoffiziellen Jersey-Reihe handelt wieder von zwei liebenswerten Schluffis in den Zwanzigern, die sich nicht so recht zwischen Erwachsensein und Teenager-Abhängen entscheiden können. Und das schon seit Jahren. T.J. (Jeremy London, Gods and Generals) wollte eigentlich endlich den nächsten Schritt gehen und seinem Herzblatt Brandi (Claire Forlani, Rendezvous mit Joe Black) DEN Antrag machen. Allerdings sorgt einer ihrer in letzter Zeit häufigen Streits (der einen Querverweis zum „Vorgänger“ beinhaltet) für die spontane Trennung. Passenderweise wurde auch sein bester Kumpel Brodie (als Alter Ego des Regisseurs: Jason Lee, My Name Is Earl) gerade von Rene (Shannen Doherty, Beverly Hills, 90210) abgeschossen, da er für sie viel zu plan- und ambitionslos sein Leben verbummelt. Angefressen begeben sich die beiden unfreiwilligen Neu-Singles in die Mall, wo Brandi’s großkotziger Vater (Michael Rooker, Guardians of the Galaxy) an diesem Tag eine Folge seiner Dating-Show aufzeichnen will – mit seiner Tochter als Objekt der Begierde. Zudem gräbt der ekelhafte Schnösel Shannon (Ben Affleck, Justice League) unverblümt an Rene herum. Gut, das Jay & Silent Bob in bester Superhelden-Manier nichts Besseres zu tun haben, als ganz uneigennützig den Tag zu retten.
Einen zweiten Clerks – Die Ladenhüter (den es ein Jahrzehnt später ja sogar tatsächlich geben sollte) darf man von Kevin Smith’s beinah undankbaren Folgewerk nicht erwarten. Umso angenehmer ist es sogar, dass er sich selbst offenkundig nicht großartig unter Druck gesetzt hat. Mallrats hat gar keinen Bock jedweder (falschen) Anspruchshaltung Rechenschaft abzulegen und ist einfach nur ein tiefenentspanntes, gerne auch völlig albernes und überdrehtes Portrait der Generation X, die schon mit den einfachsten und grundlegendsten Dingen des Lebens oftmals heillos überfordert wirkt. Dazu gehört natürlich der alltägliche Beziehungsstress genauso wie sonderbare, pseudo-tiefsinnige Diskussionen, die Sabotage einer TV-Show oder ein Plausch mit dem größten Idol eines jeden Comic-Geeks. In dem Mikrokosmos von Kevin Smith – diesmal etwas weitläufiger, großzügiger, deswegen aber keinesfalls abgehobener – ist das alles wie selbstverständlich sehr dich beieinander. Das Resultat ist zwar längst nicht so semi-brillant wie bei seinem aufregenden, präzisen Debütstreifen direkt in die Zwölf. Eher so immer knapp daneben, aber gerade wegen diesem zwanglosen Desinteresse an Perfektionismus (andere Filmemacher haben bei diesem Sprungbrett-Effekt ja öfter plötzlich die Parkkralle im Schritt) ist Mallrats so wahnsinnig authentisch und charmant. Eine Slacker-Bromance über die wahren Dinge im Leben – solange man sich noch nicht zwingend mit mehr beschäftigen muss. Schön war die Zeit.
Fazit
Auch der zweite Ausflug in das Jersey-Universum von Kevin Smith ist eine Reise wert, wenn auch längts nicht so ergiebig wie bei seinem Debüt. Dennoch dürften sich Fans von „Clerks – Die Ladenhüter“ und den Folgewerken hier sehr zuhause fühlen. Smith hat ein eigenes Universum erschaffen, das dem Älterwerden mutig den Kampf angesagt hat. Bis dahin war das noch sehr charmant…
Autor: Jacko Kunze