MB-Kritik

Made in England: The Films of Powell and Pressburger 2024

Documentary

Martin Scorsese
Michael Powell
Emeric Pressburger

Inhalt

Martin Scorsese präsentiert einen sehr persönlichen und aufschlussreichen Dokumentarfilm über die britischen Filmemacher Michael Powell und Emeric Pressburger.

Kritik

Die Pfeile trafen fast immer ins Ziel und Cineast*innen mitten ins Herz. Das Logo der Robin-Hood-mäßigen Zielscheibe stand am Anfang des titelgebenden Kino-Kanons, den David Hinton (Dead Dreams of Monochrome Man) in seiner Hommage einer jungen Zuschauerschaft vorstellt und einer älteren ins Gedächtnis ruft. Schon die Eingangsmontage magischer Momente der bekanntesten Filme Michael Powells und Emeric Pressburgers entführt in die schillernde Technicolor-Welt des Filmemacher-Duos. Dessen Werke erhoben Kino als Gesamtkunstwerk und prägten Generationen Filmschaffender.

Einer davon - und leider auch der einzige, den der Regisseur und Drehbuchautor vor die Kamera holt - ist Martin Scorsese (Killers of the Flower Moon). Seine Anekdoten von kindlicher Faszination mit den farbenprächtigen Fantasy-Blockbustern, die der elterliche Röhrenfernseher auf winziges Schwarz-Weiß-Format gepresst hatte, sind zwar selbstgefällig und banal, aber evozieren geschickt eigene Erinnerungen der Zuschauenden. Der Tanz in den Tod aus The Red Shoes, der sturmgepeitschte Berggipfel von Black Narcissus, die mörderische Kamera in Peeping Tom

Letzter fällt streng genommen aus dem gemeinsamen Oevre, das chronologisch anhand der bekanntesten Filme aufgearbeitet wird. Der seinerzeit verkannte Psychothriller war eine für seine Karriere verheerende Einzelarbeit Powells, dessen stilistischer Wagemut sich bereits in den massentauglichen Großproduktionen zeigten. Mit ehrlicher Euphorie zelebriert die filmhistorische Feier Powells und Pressburgers charakteristische Mischung von bühnenhafter Theatralik, phantastischem Farbrausch und exzentrischem Humor. Die Analyse der ausgewählten Werke kratzt zwar kaum an der Oberfläche, diese aber strahlt dafür umso prächtiger. 

Fazit

Wenn je Filme für die große Leinwand gedreht wurden, dann die Emeric Pressburgers und Michael Powells. Somit gehört auch David Hintons Doppel-Porträt trotz seiner Konventionalität ins Kino, wo die opulente Werkschau im Berlinale Special läuft. Eitle Einschübe aus Scorseses Filmen hätten indes besser biografische Details über die Protagonisten ersetzt und die altväterliche Perspektive ignoriert den Camp-Status und die subversive Symbolik. Bei aller handwerklichen Kompetenz macht die überbordende Kreativität des Regie-Teams die Inspirationsarmut ihres Nachrufs unübersehbar. 

Autor: Lida Bach
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