Inhalt
Der Safeknacker Red ist gerade eben erst aus dem Gefängnis entlassen worden und damit beschäftigt seine Familie zusammenzuhalten, als ihn seine Vergangenheit in Form des hochgradig psychopatischen Auftragskillers Luc einzuholen droht. Dieser macht ihn für den Tod seines Bruders verantwortlich und hinterlässt auf der Jagd nach Red eine beispiellose Blutspur.
Kritik
Revenge is a dish best served cold
Roger Avary ist ein Kind der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrtausends. Geboren am 23.08.1965 wurde bereits sein erster Langspielfilm Killing Zoe ein veritabler Kultstreifen im Fahrwasser des aufkommenden Tarantino-Hypes. Für diesen arbeitete er an Reservoir Dogs (Dialoge), True Romance (Drehbuch) und Pulp Fiction (Drehbuch) mit. Neben den genannten Projekten hat Avary bei zwei Bret Easton Ellis Projekten (The Rules of Attraction und Glitterati) Regie geführt. Diese Einflüsse sind bei Avarys neuester Regiearbeit Lucky Day – einem losen Sequel zu Killing Zoe – stets präsent, auch wenn an keiner Stelle die Genialität von Tarantinos Kultstreifen oder die Kompromisslosigkeit von Easton Ellis Büchern erreicht wird.
Was in Lucky Day sehr gut funktioniert, ist das Pacing. Der Film gleitet, wie auf Schienen von einer absurden Situation zur nächsten, ohne dass jemals so etwas Ähnliches wie Langeweile aufkommen könnte. Der Soundtrack ist gut gewählt und untermalt die absurden Situationen und Abläufe überaus passend. Auch die ungewöhnlich harten Actionszenen wissen zu begeistern und versprühen – zumindest streckenweise – den Geist der 90er Jahre.
An dieser Stelle beginnt der Streifen jedoch etwas an Qualität einzubüßen. Avary (für Regie und Drehbuch in Personalunion verantwortlich) versucht in knapp 100 Minuten Laufzeit vergeblich Drama, Action, Komödie, Krimi, Thriller und Retro-Charme zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen. Leider sind die Stilbrüche dafür an einigen Stellen zu hart, wodurch der Film als Ganzes zu unentschlossen und sprunghaft wirkt. Das Genre-Potpourri mag einfach nicht voll aufgehen, wodurch Lucky Day doch merklich hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.
Den Haupt- und Nebendarstellern kann man hierfür jedenfalls nicht die Schuld geben. Luke Bracey gibt den sympathischen Looser mit einer gewissen Nonchalance, Nina Dobrev verzaubert als seine französische Frau und Crispin Glover overactet sich mit viel Begeisterung und einem furchtbaren französischen Akzent von einem Mord zum Nächsten. Auch die völlig überzuckerte Darbietung von Clifton Collins Jr. als Bewährungshelfer und vor allem der augenzwinkernde Cameo-Auftritt von Mark Dacascos fügen sich perfekt ein.
Fazit
Lucky Day ist ein überraschend unterhaltsamer Trip zurück in die 90er Jahre des letzten Jahrtausends, in denen eine Over-The-Top Actioncomedy nicht viel mehr sein wollte als eben genau das: eine Over-The-Top Actioncomedy. Viel Gewalt, lockere Sprüche und ein beschwingter Score stehen einem etwas zu bemühten Stilmix und den üblichen Limitierungen des Genres, wie einer gewissen Vorhersehbarkeit und fehlenden Logik, gegenüber. Durchaus empfehlenswert.
Autor: Christoph Uitz