Inhalt
US-amerikanisches Actiondrama aus dem Jahr 1989. Automechaniker Frank Leone (Sylvester Stallone) muss noch sechs Monate im Gefängnis absitzen. Eines Tages erfährt er, dass er in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt werden soll. Der Gefängnisdirektor Drumgoole (Donald Sutherland) hat noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen und so muss dort allerlei Schikane erleben.
Kritik
„Sag mir nicht wie ich aussehe, ich will es lieber nicht hören.“
Sorry, Lock Up – Überleben ist alles, das musst du jetzt durch. Eines im allgemeinen Tenor als besser wahrgenommenes Sylvester Stallone-Vehikel zu seiner Glanzphase - was aber wahrscheinlich nur als Kind seiner Zeit (immer ein Totschlagargument) so bewertbar ist -, sonst eine ungelenke End-80er-Bunte-Tüte, die sich an diversen Genre-Klassiker-Zitaten versucht und dafür im Bestfall mit der Ehrenurkunde davon kommt.
Frank Leone (Sylvester Stallone, Rambo) – einst für einen Akt der Selbstjustiz (ist ja halb so schlimm) verurteilt – wird kurz vor seiner Haftentlassung in einer Nacht und Nebel Aktion verlegt. In das neue Revier seiner alten Nemesis Drumgoole (Donald Sutherland, Die Nadel). Leone war der einzige Mann, der vor Jahren aus Drumgoole’s alter Arbeitsstätte entkam und in dem Zuge die unmenschlichen Haftbedingungen öffentlich machte. Daraufhin wurde der sadistische Gefängnisdirektor strafversetzt in das aktuelle Loch, in der er auch nun seinen Lieblingsgegner zwangsumsiedeln lässt. Man trifft sich immer zweimal im Leben. Obwohl Frank nur noch 6 Monate auf dem Buckel hat, in der Freiwild-Spielwiese des verbitterten Zoowärters Drumgoole kann das viel zu lang sein um zu überleben.
Viel darf und sollte man von Lock Up – Überleben ist alles nicht zwingend erwarten, dennoch bedarf es gelegentlich sehr viel guten Willens, um das Gesamtkonzept so als anständig zu betrachten. Dafür sind die Weichen eigentlich schon präzise gestellt. John Flynn (Revolte in der Unterwelt) ist nicht mehr oder weniger als ein erfahrener B-Movie-Handwerker, Sly ist halt Sly, mit den üblichen Knast-Klischees ordentlich vermengt, fertig ist der mehr heiße als exzellente Mikrowellenfraß. Auf diese simple Faustformel war offensichtlich keiner der Beteiligten richtig eingestellt (?), und so humpelt der Film völlig unnötig als stellenweise viel zu langatmige und speziell wenig homogene Kreuzung aus Knastdrama (haha) und Pseudo-Action-Kracher über die Ziellinie. Erschleicht sich dadurch unfreiwillig einen Hauch von Trash-Zucker, aber bei den Voraussetzungen (wir reden nicht über Kunst oder Qualität im empirisch messbaren Bereich) ist das etwas dürftig.
Knastdramen bilden schon ein eigenes Genre, geben eigene Regeln vor, die dieser Film unnötiger Weise auch erfüllen will, ohne zu wissen wie sie adäquat umzusetzen sind. Sly ist kein ambivalent-sympathischer Krimineller wie z.B. in Flucht von Alcatraz, er ist eher der unfair-inhaftierte Streetworker, der den Baukodex fließendend spricht und ihn bei jeder sich bietender Gelegenheit runterreihert als gebe es kein Morgen, außer es ist Glückskeks-Woche im Hochsicherheitstrakt. Das nehmen seine Jünger (u.a. der sabbelnde Sidekick Tom Sizemore; Der Soldat James Ryan, oder Larry Romano; King of Queens) dankend auf wie Muttermilch und schon bald scharrt der entflohene Sohn seine Apostel um sich, denen er das kleine Einmaleins der Bunker-Bibel nahe bringt. Halleluja! Leider nicht, denn Donald Sutherland genießt als dämonischer Antagonist das ultimative Privileg, konsequent in seiner (einfach gestrickten) Rolle zu bleiben, die er auch bei seinen wenigen Auftritten mühelos beherrscht. Sonst weiß dieser Film nicht wo er denn gerne landen würde. Spinnt sich eine krude Mischung aus Justiz-Drama und plumpen Escape-Thriller zusammen, die weder in die eine oder andere Richtung exakt funktioniert. Hamstert aber immerhin einige kuriose Momente, mit unverblümten Anspielungen auf ältere Stallone-Werke. Flucht oder Sieg und sogar Rocky lassen grüßen, wenn beim Autoschrauben ein unverschämt-geklauter Score-Fetzen gewollte Assoziations-Brücken baut.
Fazit
An sich ein optimaler 80er-Rummel für die alten Haudegen Sly und Flynn, der sich statt eines ruppigen Kinderspielplatz oftmals an übertriebenen Kitchen-Kitsch bedient, was diese hohle, aber süffig-schroffe Idee gar nicht nötig hätte. Manchmal an der Grenze zur Genreparodie aufgrund absurder Momente und über Gebühr ausgereizter Rollenmuster ist "Lock Up – Überleben ist alles" sicher ein bemühter Sly-Klopper, aber grundsätzlich viel zu oft extrem lächerlich. Charmant auf seine dreibeinige Art, lässt man ungern im Regen stehen, aber gut ist das bei aller Liebe nicht, egal wohin tendierend.
Autor: Jacko Kunze