Es wird affig im Moviebreak Horroctober, doch keine Angst, nicht im negativ behafteten Sinne, wie man es bei der Grundprämisse dieses Werks vielleicht annehmen könnte. Es geht um einen recht unbekannten und wenn oft nicht sonderlich wertgeschätzten Film, der sich auf seine ganz eigene Weise vom monotonen Einerlei des Tierhorrorgenres abhebt: Link, der Butler. Oder warum gutes Personal nicht einfach so vom Baum fällt.
Entstanden unter dem Dach des berühmt-berüchtigten CANNON-Studios, das in den 80ern besonders durch prollige Krawall-Action wie Missing in Action, Death Wish 3 – Der Rächer von New York oder Over the Top auf sich aufmerksam machte. Aber auch einige Horrorfilme entsprangen dieser schnelllebigen Hauruck-Schmiede, z.B. Texas Chainsaw Massacre 2. Ein Film über einen wütenden Affen im Butler-Outfit passt auf den ersten Blick ideal in die Veröffentlichungspolitik der selten ernstzunehmenden Herrschaften Globus & Golahn. Umso überraschender, wie wenig CANNON-typisch das Endprodukt erscheint. Nicht nur ein Verdienst von Regisseur Richard Franklin (Psycho II), sondern in erster Linie seines australischen Landsmannes und Drehbuchautors Everett De Roche, der sein Talent für tierisches Material mit Long Weekend oder Razorback – Kampfkoloss der Hölle bereits mehrfach unter Beweis stellen konnte. Sie – und selbstverständlich die unglaubliche Arbeit eines gewissen Ray Berwick – machen aus Link, der Butler einen zwar augenzwinkernden, jedoch nie albernen und sich geschickt steigernden, sogar leicht subtilen, Home-Invasion-artigen Terrorfilm, der sich so nicht zwingend erwarten ließe.
Das Geschehen erscheint auf den ersten Blick schon dezent ulkig oder zumindest sonderbar. Für den Zuschauer wie für die Studentin Jane (…wie sollte sie sonst heißen? Elisabeth Shue, Leaving Las Vegas), die in der abgelegenen Villa ihres neuen Arbeitgebers von einem Affen empfangen wird. Link, ein 45jähriger Orang-Utan. Einst als „Meister des Feuers“ eine Zirkusattraktion, nun der über verblüffende Fähigkeiten verfügende Bedienstete seines Herrchens. Oder eher Herren. Denn Dr. Phillip (Terence Stamp, Der Sizilianer) ist weniger der liebevolle Haustierhalter, er führt das Affentrio mit eiserner Disziplin und gestrenger Hand bzw. dem Stock. Link dient dabei als eine Art Bindeglied: Deutlich vermenschlichter, mit etwas mehr Freiheiten und Privilegien ausgestattet, ist er der verlängerte Arm seines Meisters und wird auch mal zur Züchtigung seiner Artgenossen eingesetzt. Trotzdem ist er einer von ihnen, woran Dr. Phillip nicht den geringsten Zweifel aufkommen lässt. Er erinnert an einen Sklavenhalter der Kolonialzeit, Link an seinen bessergestellten Hausdiener (vergleichbar der Rolle von Samuel L. Jackson in Django Unchained). Von Everett De Roche bewusst als ironisch-clevere Parallele angesiedelt, die fast zwangsläufig nur zu einem führen kann: Irgendwann kommt es zum Aufstand der Unterdrückten.
Anstatt mit dem plötzlichen Verschwinden des Masters dem Affentheater nun hemmungslos Zucker zu geben, wird Link, der Butler zum geduldigen, subversiven Bedrohungsszenario aufgebaut. Einfach Horrorfilmmittel wie Jump-Scares, Gore und regelmäßiger Body-Count werden absichtlich nicht bedient, vielmehr wird der befremdliche Wandel der Situation Stück für Stück vorangetrieben. Richtig unheimlich scheint er gar nicht, dieser ganz putzige Affe mit seinem harmlosen Gesichtsausdruck, und doch wird es zusehend beklemmender. Da grüßt sogar ganz am Rande Hitchcocks Die Vögel. Die Rangordnung gerät ins Kippen, der Diener wird zum Geiselnehmer. Bis er Jackett und antrainierte Etikette endgültig ablegt und das wilde Tier zum Vorschein kommt. Passend dazu der Score von Jerry Goldsmith, dessen an den Zirkus angelehnte, verspielte Kompositionen mehr und mehr ihre Heiterkeit verlieren. Pure Angst und blankes Entsetzen stellt sich bei dem Film zwar niemals ein, was aber auch nie seine Intention ist. Dafür ist hier jedem der Beteiligten wohl klar, was aus dem Material machbar ist oder eben nicht, ohne dass einem der Trash-Affe zu sehr laust. Eine gesunde, realistische Selbsteinschätzung, die vielen vergleichbaren Filmen abgeht. Mit seiner Mischung aus nicht übertriebener und durchaus angemessener Ernsthaftigkeit wird es sich ideal zwischen den Stühlen bequem gemacht.
In einem Punkt ist der Film sogar brillant, fast schon meisterlich: Was Tiertrainer Ray Berwick hier aus den haarigen Nebendarstellern und besonders Antagonist Link herausholt, sucht Seinesgleichen. In keiner der zahlreichen Tierszenen wird getrickst, nie sind Puppen, Masken, Attrappen und natürlich auch kein CGI im Einsatz (ein, zwei tiergefährdende Stunts sicher ausgenommen, was jedoch nicht zu erkennen ist). Wahnsinn, was für ein Aufwand hier betrieben wurde und wie beeindruckend es funktioniert. Gebe es einen Oscar für Tierdarsteller, Link hätte ihn sicher. Ohne diesen Einsatz würde der Film unmöglich seine angepeilte Wirkung entfalten können.