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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Während des Zweiten Weltkriegs wird ein Schiff von einem deutschen U-Boot bombardiert, beide sinken. Die Überlebenden des Schiffs retten sich in einem der Boote - allesamt unterschiedlicher Herkunft: ein internationaler Journalist, ein reicher Geschäftsmann, ein Funker, eine Krankenschwester, ein Steward, ein Seemann und ein Ingenieur mit kommunistischen Neigungen. Die Probleme beginnen, als sie einen Mann aus dem Wasser ziehen, der zur Besatzung des deutschen U-Boots gehört.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch wenn Alfred Hitchcock nie direkt einen Kriegsfilm gedreht hat (die beiden Propaganda Kurzfilme Gute Reise und Landung auf Madagaskar ausgenommen), war sein filmisches Schaffen in der ersten Hälfte der 40er Jahre stark beeinflusst vom aktuellen Weltgeschehen. Der Zweite Weltkrieg spielte bereits in Mord - Der Auslandskorrespondent (1940) und Saboteure (1942) eine nicht unwichtige Nebenrolle, diese indirekte Trilogie vollendete er 1943/44 mit Das Rettungsboot. Ein Film, der über die gesamte Laufzeit ausschließlich auf eben so einem spielt. Quasi ein Kammerspiel unter freiem Himmel und auf hoher See, ohne Fluchtmöglichkeit und angeheizt sowohl durch den angespannten Kampf ums Überleben wie die brodelnden Konflikte an Bord.

8 Menschen, Briten und Amerikaner, überleben den Angriff eines deutschen U-Bootes auf ihr Schiff. Auf einem kleinen Rettungsboot, mit Wasser und Vorräten für ein paar Tage auf See, versammelt sich eine bunte Mischung. Ein Querschnitt durch alle gesellschaftliche Schichten und Weltanschauungen. Vom stinkreichen Geschäftsmann über eine arrogante Star-Journalistin und Vertreter der soliden Mittelschicht bis hin zu einfachsten Proletariern. Vom streng gläubigen Christen bis zum kommunistisch gefärbten Gedankengut ist hier alles vertreten, doch sie alle müssen sich notgedrungen zusammenraufen. Und auch zusammenreißen, denn den neunten Passagier würden viele am liebsten gleich wieder über Bord schicken. Es ist einer der deutschen Soldaten, deren U-Boot ebenfalls versenkt wurde. Die liberalere, weniger hitzköpfige Abteilung kann den Rest überreden, sich von der humanitären Seite zu zeigen und den Mann am Leben zu lassen. Anfangs sind alle noch relativ guter Dinge, dass die Rettung nicht lange auf sich warten lassen wird, doch je länger die Situation anhält und diverse Probleme auftreten, beginnt der zersetzende Prozess der Gruppe. Inklusive des nicht berechenbaren Feindes in ihren Reihen, der erst tatsächlich wie eine Hilfe wirkt, aber weiterhin mit Skepsis und Vorsicht zu genießen ist.

Hitchcock hatte schon früh die Idee eines Films, der auf sehr beengten Raum spielt. Ursprünglich schwebte ihm da gar eine Telefonzelle vor, dies konnte er aber nie realisieren (2002 schließlich geschehen bei Nicht Auflegen!). Für Das Rettungsboot brauchte es insgesamt drei Drehbuchautoren bis ihm ein fertiges Script vorlag, selbst schrieb er ja nie, lieferte aber in dem Fall die Grundidee. Besonders wichtig war ihm der analytische Aspekt des Plots, der als Parabel auf den sich gerade auf dem Höhepunkt befindenden Kampf gegen das Nazi-Regime interpretiert werden soll. Der hier stellvertretend für das Dritte Reich auftretende Deutsche scheint sich zunächst geschickt unterzuordnen und nutzt nach und nach die Gutmütigkeit, die Unaufmerksamkeit und nicht zu letzt die aufkeimenden Streitigkeiten innerhalb der „Alliierten“ aus, um sich langsam an die Spitze zu schleichen und das Kommando zu übernehmen. Hitch wollte damit ausdrücken, dass der gemeinsame, skrupellose Feind nur dann besiegt werden kann, wenn alle bereit sind ihre persönlichen Differenzen beiseite zu legen und einheitlich an einem Strang zu ziehen.

Die Botschaft ergibt – besonders im zeitlichen Kontext – enorm viel Sinn, schließlich war der Ausgang des Krieges und somit das Schicksal der Welt zum kreativen Entstehungszeitpunkt des Films noch Spitz auf Knopf. Hitchcock versteht es mit all seiner Finesse den eigentlichen Plot in den Vordergrund zu schieben, um die Intention dahinter währenddessen subtil auf das Publikum einwirken zu lassen. Wer sich nicht weiter mit Inhalt und Aussage des Films beschäftigt, erlebt einfach einen für damalige Verhältnisse sehr ungewöhnlichen Survival-Film, der sich voll auf seinen Mikrokosmos stützt und lebt von den technischen Fertigkeiten seines Regisseurs. Trotzdem hat Das Rettungsboot ein unübersehbares Problem, was aufgrund des Anliegens zwar fast logisch oder wenigstens verständlich ist, die Sache aber per se nicht unbedingt besser macht: Die Deutschen – wie gesagt, stellvertretend für ihre Kriegsmaschinerie dieser Tage – werden komplett dämonisiert. Hinterlistig, eiskalt, unmenschlich bis ins Mark und nicht nur, weil sie es müssen. Weil sie es genießen. Die anfänglich vorgebrachten Argumente von Menschlichkeit und einem Individuum, das nur Teil eines perversen Systems ist, alles ein Riesenfehler, glaubt man dem Film. Umbringen, wenn man die Chance dazu hat. Es ist halt Krieg.

Fazit

Hervorragend inszenierte und mit in seinem Minimalismus selbstbewussten Setting äußerst reizvolle Metapher über den Krieg gegen das Dritte Reich, der im Umkehrschluss leider sehr eindimensional in seiner Charakterisierung ausfällt. Gut und Böse sind halt nicht so ambivalent wie vermutet, zumindest nicht jetzt. Damit erfüllt der Film seinen durchaus propagandistischen Zweck (Hitchcock bezeichnete es damals selbst als patriotisch), wirkt aber besonders heute in seiner radikalen Schwarz-Weiß-Zeichnung zu unangenehm parteiisch. An sich definitiv sehenswert, aber mit einem merkwürdigen Beigeschmack.

Kritik: Jacko Kunze

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