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Inhalt

Der immigrierte Kinobetreiber Verloc besserte die ständig knappe Haushaltskasse als Handlanger für einen Terrorismusring auf. Seine Ehefrau ahnt nichts davon, jedoch bereits Scotland Yard. Agent Spencer observiert ihn unter falscher Identität, bekommt aber mit der Zeit Zweifel an dessen Schuld. Besonders, da er sich mit seiner Frau und deren kleinen Bruder Stevie anfreundet. Ein schwerer Fehler für alle Beteiligten, wie sich noch herausstellen wird…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit der Lexikon-Erläuterung des titelgebenden Begriffs beginnt Alfred Hitchcock Sabotage. Einen Film, über den der Meister später selbst kaum lobende Worte fand und ihn wohl im unteren Drittel seines Schaffens einsortiert hatte. Eigentlich nur ein Beleg für sein enorm selbstkritisches, reflektiertes Naturell und diesem unnachgiebigen Trieb zum Perfektionismus, den er unter den damaligen Bedingungen eigentlich gar nicht gerecht werden konnte. Umso beachtlicher ist es genau genommen deswegen erst, wie gut Sabotage geworden ist und das nach über 80 Jahren noch. Unter anderem auch wegen seiner bemerkenswerten Zeitlosigkeit. Entstanden noch bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, aber bereits mit der nicht nur latenten, sondern ganz konkreten Bedrohung im Nacken, welche die innere Sicherheit bereits beginnt subversiv zu attackieren. Und heute, wenn mit terroristischen Attentaten theoretisch jederzeit und egal wo auf der Welt gerechnet werden muss – fast genauso durchgeführt wie hier -, dann lässt sich diesem Werk schon rein von seiner inhaltlichen Relevanz kaum etwas nehmen.

Gleich zu Beginn wird London durch einen Sabotageakt in Form eines Stromausfalls in fast symbolische Finsternis getaucht, was aber nicht den gewünschten Effekt hat und mit britischer Trockenheit nur als lästiges Ärgernis belächelt wird. Ein Fehlschlag, der von den Hintermännern einer nicht näher definierten Terror-Zelle nicht toleriert wird. Der dafür verantwortliche, einheimische Handlanger soll nun wirklich für Angst und Schrecken sorgen. Mit einem Sprengstoffanschlag im Herz der Stadt. Die Rahmenbedingungen werden ihm organisiert, er hat „das Paket“ nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu platzieren. Ein Kinderspiel sozusagen. Und da besagter Verräter nicht weniger als ein feiger Handaufhalter ist, wird es fatalerweise genau zu dem gemacht. Mit ziemlich drastischen und für damalige Verhältnisse schon bald schockierenden Folgen.

Hitchcock war niemals am klassischen Whodunnit-Verfahren interessiert und so klärt er hier die Täterfragen so schnell wie möglich. Noch bevor das Kind direkt beim Namen genannt wird weiß der Zuschauer beim ersten Schnitt auf Oskar Homolka (Die unsichtbare Frau): Er hier, er ist der Bösewicht. Verschafft dem Zuschauer den notwendigen Wissensvorsprung zu allen anderen Beteiligten und genau so funktioniert nicht nur der gesamte Rest des Films, sondern eigentlich auch der überwiegende Teil von Hitchcock’s Karriere. Dem, was er unter dem Begriff Suspense verstand und so als echtes Stilmittel eigentlich erst wirklich festlegte. Wie bei Columbo. Es geht nicht um das Wer, oftmals noch nicht mal um das Warum, das wirklich reizvolle ist doch das Wie. So wird auch gar keine echte Motiverklärung geboten. Die allmächtigen Drahtzieher bekommen kein richtiges Profil, ihre Gründe bleiben spekulativ, weil sie für den Plot, für dessen Funktionalität keine übergeordnete Funktion besitzen.

Kurz am Rande wird erwähnt, dass sie wohl Unruhe stiften wollen um von dem abzulenken, was im Ausland passiert. Das war es. Ein kleiner, eigentlich unwichtiger, aber doch sehr direkter Verweis auf die brodelnde Gefahr aus dem braunen Herzen Europas, damit hat sich die Sache aber auch (gestatten: Macguffin). Der Rest konzentriert sich nur noch auf die Planung, Ausführung und mögliche Verhinderung eines Anschlags. Und das beherrscht Hitchcock viel besser, als er es später zugeben wollte. Schlampig nannte er seinen Film, der aber doch so sehr verdeutlicht, wie er kluges, effektives Spannungs-Kino interpretierte und dafür essentielle, wichtige Dinge in den Vordergrund stellt. Er arbeitet sowohl mit der frühen Erkenntnis, was gleichzeitig nicht vor Überraschung schützen darf, jedoch nichts unnötig hinausgezögert. Das Tempo muss stimmen, für Nebensächlichkeiten existiert (gerade bei schmalen 74 Minuten) kein Platz. Obwohl wir jederzeit wissen, wer was wann tun wird, durch die genau darauf erpichte Inszenierung gelingt es Sabotage trotz seiner komprimierten Laufzeit - im positiven Sinn - zu wirken wie ein deutlich längerer Film. Da er versteht alle wichtigen und präzisen Punkte unterzubringen und eben keine Sekunde zu vergeuden.

Der Höhepunkt gipfelt natürlich in einer großartig ausgearbeiteten Suspense-Sequenz, die exakt das auf den Punkt bringt, was ihr Schöpfer immer darunter verstand. Ein eigentlich großzügig ausgelegter Zeitraum (zu Beginn verdeutlicht mit dem Blick auf die Uhr, die den handelnden Personen unbewusst mit ihrem Schicksal wie bei einem Countdown immer wieder vor der Nase herumwedelt) mit einem nicht zu verschiebenden, großen Knall am Ende wird zur narrativ-prickelnden Zerreisprobe, obwohl nur verzögert von an sich nicht aufregenden Nichtigkeiten. Da wird hier mal gebummelt, sich mit Unsinn abgelenkt und dann ist die Stadt auch noch so verdammt voll, kein Durchkommen. Wäre nicht sonderlich wichtig oder gar spannend, wenn der Zuschauer sich nicht jederzeit bewusst wäre, welche Konsequenzen folgen und diese von Hitchcock mit einem wunderbaren Gespür für die Situation perfekt in eine inszenatorische Waffe verwandelt würden. Mündend in einer schon verblüffenden Konsequenz. Wie unberechenbar dieser theoretisch lieber mit offenen Karten spielende Regisseur doch ist, es zeigt sich nicht nur damit. Kurz vor Schluss, als es jetzt wirklich ziemlich finster wurde, folgt gar die komischste Szene im Film, die total überraschend und wahnsinnig mutig erscheint, da sich das sonst wohl niemand trauen würde. Auch weil sie an sich so banal und genau genommen unnötig ist. Wenn selbst das nicht wie ein Fremdkörper wirkt und man dem Regisseur für diesen kuriosen Moment am liebsten in den Arm nehmen würde…dann ist es ein echter Hitchcock.

Fazit

Mag sein, dass Hitchcock unzufrieden mit seinem eigenen Film war. Rückwirkend und unter anderen Umständen hätte er hier noch vieles verändern und verbessern können. Dann wäre „Sabotage“ aber schon erschreckend gut, könnte sich mit seinen besten messen. Aus seiner britischen Schaffensperiode ein unterschätztes Highlight, das bereits so viele prägende und wichtige Aspekte seines Schaffens exakt ausformuliert. Dazu mit einer thematischen Brisanz, die er so aber kaum vorhersehen konnte. Wie er erzählt, auf was er wie durchgehend konzentriert ist, ist das nicht nur ein waschechter Hitchcock, er ist seiner Zeit sogar partiell sichtbar voraus.

Kritik: Jacko Kunze

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