Inhalt
D'Artagnan, ein temperamentvoller junger Gascogner, kommt nach Paris und verbündet sich dort mit den drei Musketieren des Königs: Athos, Porthos und Aramis. Gemeinsam kämpfen sie gegen die dunklen Machenschaften des Kardinals Richelieu. Als sich D'Artagnan in Constance Bonacieux, Vertraute der Königin, verliebt, bringt er sich wirklich in Gefahr: Denn seine Leidenschaft treibt ihn direkt in die Fänge der ebenso geheimnisvollen wie gefährlichen Milady de Winter. Vom Louvre zum Buckingham Palace, von den Gossen von Paris zur Belagerung der Festung La Rochelle... In einem Königreich, das durch Religionskriege gespalten und von einer britischen Invasion bedroht ist, kreuzen eine Handvoll Männer und Frauen die Schwerter und binden ihr Schicksal an das Schicksal Frankreichs.
Kritik
Dass Weltliteratur schon unzählige Male filmisch adaptiert wurde, muss nicht heißen, dass es nicht lohnenswert ist, die gleiche Geschichte in eine neue Form zu gießen. Erst kürzlich stellte dies Joel Coen mit seiner wunderbaren Macbeth-Adaption unter Beweis. Diese glänzte durch formelle Innovation und hatte es dadurch gar nicht nötig, sich verstärkt auf das Was? der Geschichte zu konzentrieren. Nun soll auch die Erzählung rundum die drei Musketiere von Alexandre Dumas eine Neuverfilmung spendiert bekommen. Verantwortlich zeichnet sich dafür Regisseur Martin Bourboulon (Eiffel in Love), der den Stoff nach der letzten großen amerikanischen Verfilmung von Paul W. S. Anderson (Resident Evil) zurück nach Frankreich holt.
Entstanden ist ein atmosphärischer Film, der ein plastisches Bild der historischen Schauorte abgibt. Nicht nur wirken die Kulissen rau und authentisch, auch haucht der gekonnte Einsatz von warmen Lichtquellen den Bildern Leben ein. Der Score von Guillaume Roussel untermalt das Ganze mit der einem Abenteuer-Film angemessenen dramatischen Dringlichkeit. Trotz diesem überzeugend eingerichteten Setting gelingt es Die drei Musketiere – D’Artagnan nicht, eine Faszination für die Charaktere, Geschichte oder den dahinterstehenden politischen Konflikten zu entwickeln. Stattdessen arbeitet er sich konventionell an ihnen ab. Dadurch kommt man schnell ins Grübeln, mit welchen künstlerischen Ambitionen man sich vorgenommen hat, einen derartig oft adaptierten Stoff ein weiteres Mal umzusetzen.
Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass Bourboulon dennoch an Ausführlichkeit interessiert ist: Die knappen 120 Minuten, die sich bedeutend länger anfühlen, bilden den ersten Teil der Erzählung. Die Fortsetzung Die drei Musketiere – Milady soll noch im Dezember dieses Jahres erscheinen. Daran werden die Zuschauenden schmerzlichst erinnert, wenn der Film, statt die Möglichkeit, das runde Ende zu nehmen, noch einen drauf setzt und einen Ausgang mit Ausblick wählt. Generell ist das Projekt von Produzierenden-Seite aus langfristig angelegt worden. So sollen weitere Spin-offs auf Disney+ erscheinen.
Man kann Die drei Musketiere – D’Artagnan also als Startschuss in eine neue Ära der Musketier-Adaptionen betrachten. Das erklärt die Ausführlichkeit des Projekts, nicht jedoch dessen Farblosigkeit. Der Film arbeitet sich mühselig durch seine Handlung und macht dabei tonale Wandlungen vom ernsten Historiendrama, zum actionreichen Abenteuer-Film, zur heiter-komödiantischen Erzählung durch. Was ein wunderbare Mixtur hätte sein können, wirkt hier unentschlossen und in seinen Übergängen unausgegoren. Darüber könnte man hinwegsehen, würden sich seine szenarischen Höhepunkt treibend auf die Zuschauenden auswirken. Leider will auch hier keine Spannung aufkommen. Die unübersichtlich gefilmten, teils übers Knie gebrochenen Action-Plansequenzen können genauso wenig begeistern, wie die aufgesetzten One-Liner, die wie ein Überbleibsel vom 2010er-Blockbuster-Humor wirken.
Auch die Höhepunkte des Filmes können demnach nicht die Substanz bilden, die die Handlung zusammenhält und die Augen der Zuschauenden gespannt auf der Leinwand haften lassen. Das liegt nicht bloß an der Inszenierung, sondern auch an den Musketieren selbst. Als Charaktere entwickeln sie kaum Konturen und untereinander keine Chemie. Auch wenn François Civil (Burn Out), Vincent Cassel (Alles außer gewöhnlich), Pio Marmaï (Der Wein und der Wind) und Romain Duris (Final Cut of the Dead) die Mischung aus gewollter Lässigkeit und Musketier-Ehrenethos tragen können, wirken sie doch etwas verloren vor dem historischen Hintergrund und den atmosphärischen Settings. Einzig Eva Green (Penny Dreadful) versteht es als Femme fatale eine Präsenz auszustrahlen, die nachhaltig in Erinnerung bleibt. Das lenkt jedoch nicht davon ab, dass es das Werk nicht schafft, ein eigenes Profil zu entwickeln.
Fazit
"Die drei Musketiere – D´Artagnan" ist ein farbloser Aufguss der Roman-Vorlage, der den vielen Adaptionen nichts Neues hinzufügen kann. Auch wenn er atmosphärisch gelungen ist, kann er weder seine Highlights markieren, noch ein eigenes Profil entwickeln.