Inhalt
Der an Autismus leidende Grundschüler Oliver (Azhy Robertson) ist ein einsamer Junge ohne Freunde, der sich anders fühlt als andere Kinder. Zuflucht und Trost findet er in seinem Handy und Tablet. Doch genau in diesen elektronischen Geräten lauert eine mysteriöse Kreatur namens Larry, die es auf hilflose Kinder wie ihn abgesehen hat. Larry gibt vor ein Freund sein zu wollen, möchte aber eigentlich in unsere Welt einzudringen.
Kritik
Viele Horrorfilme basieren auf Kurzfilmen, mit denen sich die oftmals noch unbekannten Regisseure zuvor einen Namen gemacht haben. Kommen diese gut an, steht der Finanzierung eines darauf basierenden Spielfilms nicht mehr viel im Weg. Filme wie Mama, Lights Out, The Babadook oder Saw sind so beispielsweise entstanden. Auch Come Play eben geht diesen Weg und basiert auf dem 5-Minüter Larry aus dem Jahr 2017. Jacob Chase, der bereits für die Vorlage verantwortlich war, übernahm auch bei der Langfassung wieder die Regie und schrieb auch gleich das Drehbuch dafür. In mehrerer Hinsicht beweist der Mann bereits einiges an Talent, was neugierig auf weitere Projekte von ihm macht. Luft nach oben ist an anderer Stelle aber ebenfalls vorhanden.
Da der Kurzfilm nicht viel Handlung besaß, musste man sich für die Adaption nun eine ausdenken. Ein autistisches Kind mit Sprachblockade zur Hauptfigur zu machen ist so erstmal ein interessanter Ansatz. Themen wie Mobbing, Vereinsamung, Andersartigkeit werden allesamt angeschnitten und bieten sich prima dafür an, dramaturgisch darauf aufzubauen, um dem Film zusätzlich Tiefe zu verleihen und eine stärkere Bindung zum Zuschauer aufzubauen. Come Play kratzt jedoch nur an der Oberfläche und schert sich nicht wirklich um seine Figuren. Der Film tut nur das Nötigste, um sie alle in Position zu bringen, damit die eigentlich anvisierte Geisterbahnfahrt durchgezogen werden kann.
Beim Aufbau einer gruseligen Atmosphäre zeigt sich der Film dann auch von einer recht guten Seite. Schreckmomente werden versiert eingeleitet und sorgen mitunter für schön knisternde Spannung. Larry ist eine herrlich fiese und furchteinflößende Kreatur, die sich niederträchtig bei seinen jungen, hilflosen Opfern anbiedert. Ähnlich wie in The Babadook manifestiert sich das Böse auch hier aus einer Art bebilderten Kindergeschichte heraus in unserer Welt, was einen passend absurden Effekt hat. Auf ausufernde Gewalt ist Come Play übrigens nie aus, viel mehr steht das Gruselerlebnis im Vordergrund, was dem Film insgesamt gut gelingt. Auch der ein oder andere Jump Scare sitzt ganz ordentlich.
Die Horrorszenen sind für sich aus handwerklicher Sicht also durchaus kompetent umgesetzt, etwas ungelenk werden dafür gelegentlich die verschiedenen Segmente des Films verbunden oder aufgebaut. So können Szenenwechsel schon mal etwas abrupt vollzogen werden oder führen in Situationen, deren Sinnhaftigkeit nicht immer klar ist. Das alles mag nicht wahnsinnig schwer ins Gewicht fallen, fühlt sich aber doch irgendwo etwas unbeholfen an. Aus darstellerischer Sicht gibt es immerhin nichts zu beanstanden, sowohl Gillian Jacobs (Community) als auch John Gallagher Jr. (Short Term 12) liefern als besorgte Eltern saubere Leistungen ab. Vor allem aber der junge Azhy Robertson (Marriage Story) macht als zentrale Figur der Geschichte seine Sache wirklich gut.
Fazit
Mit einer besser ausgebauten Story und mehr Raum für die Charaktere hätte aus "Come Play" noch mehr werden können, die richtigen Zutaten sind immerhin da. So fühlt sich die Erzählung dann doch etwas dünn an. Dafür weiß der Film auf atmosphärischer Ebene zu überzeugen und kann mit einigen wirklich gut gelungenen Horrormomenten aufwarten, die für knisternde Spannung sorgen.
Autor: Sebastian Stumbek