Inhalt
Die tollpatschige Teenagerin Marinette schlägt sich durch den Schulalltag in Paris – Höhepunkte ihres Tages sind die Momente, in denen sie ihren großen Schwarm Adrien sieht. Als Marinette eines Tages ein „Miraculous“ findet, verwandelt sie sich auf wundersame Weise in die Superheldin Ladybug. Die neu-erlangten Superkräfte muss Ladybug erstmal unter Kontrolle bringen, doch Hilfe kommt von dem charismatischen Superhelden Cat Noir. Was Marinette nicht ahnt: Hinter Cat Noirs Maske verbirgt sich Adrien! Als ein fieser Mega-Schurke mit dunkler Magie Paris bedroht, müssen sich Ladybug und Cat Noir verbünden. Um die Stadt zu retten, begeben sich die beiden auf eine gewagte Mission und ein unvergessliches Abenteuer von den Katakomben der Stadt bis hinauf zu den atemberaubenden Höhen des Eiffelturms beginnt…
Kritik
Wenn das Gegenteil von Inspiration ein Film wäre, dann Jeremy Zags Kinodebüt. Die Filmadaption der von dem Medien-Magnaten, Produzenten, Fernseh-Regisseur und Drehbuchautor mit geschaffenen französischen Serie fühlt sich nicht wie das animierte Superhelden-Abenteuer an, das sie sein soll, sondern wie eine endlose Reihe von Anleihen besserer Filme und Serien. Schon die Handlung der 2015 gestarteten TV-Vorlage um die tollpatschige Marinette (Stimme: Cristina Valenzuela, Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre), die ein magischer Token in Superheldin Ladybug verwandelt, ähnelt auffällig Sailor Moon.
Deren Verwandlungsszene ist nicht die einzige, die nahezu identisch von anderen Werken abgeguckt wurde. Wenn sich die Hauptfigur an ihrem Jojo-Gadget durch ein von jeglichen sozialen Missständen bereinigte Pariser Zentrum schwingt, ist das die schlampig animierte Billigkopie von Spider-Man. Tuxedo-Mask-Abklatsch Adrien (Bryce Papenbrook, Demon Slayer: Kimetsu No Yaiba - To the Swordsmith Village) alias Cat Noir kämpfen gegen die Ballon-Version des Marshmallow Man aus Ghostbusters. Oberschurke Gabriel Agreste alias Hawk Moth (Keith Silverstein, The Deer King) sieht aus wie Black Mask und hat aus Batman übernommene clowneske Schergen.
Wo Zag und Co-Regisseur Thomas Astruc nicht abkupfern, bedienen sie sich müder Tropen und vorgestrige Klischees, sowohl beim vorhersehbaren Plot als auch der flachen Charakterisierung. Womit man bei den Aspekten angelangt, die noch deutlich hässlicher sind als die Animationen und Figurendesign. Die Darstellung ethnischer Figuren ist gelinde gesagt problematisch. Marinette und Adrien habe beide BIPOC-Besties, deren Existenz sich ausschließlich um die weißen Hauptfiguren dreht, und die sich obendrein ineinander verlieben, offenbar, weil sie die gleiche Hautfarbe haben.
Ihr mit Mentor-Maskottchen geliefertes Zauber-Token hat Marinette von einem mysteriösen Asiaten mit einem Laden voll mysteriöser Dinge (vermutlich auch Mogwais). Dass Marinettes Mutter chinesisch sein soll, signalisiert allein deren Kimono. Die einzige Figur mit Handicap ist einer der Schurken, in die beliebige Leute aufgrund ihrer „negativen Gedanken“ verwandelt werden. Obendrein bewirbt die penetrante Inszenierung aggressiv konservative Familienwerte und Heterosexualität, was im gesellschaftlichen Zeitkontext genauso ein Statement ist wie die komplette Abwesenheit von Arbeiter- und Unterschicht.
Fazit
Tumbe Stereotypen anstelle von Charakteren, ein Patchwork-Plot zusammengestoppelt aus narrativen Klischees und Versatzstücken besserer Filme, eine verlogene Glaube-an-dich-selbst-und-du-kannst-alles-Botschaft, eine von überholten Gender-Rollen, latentem Rassismus, Klassismus und Heteronormativität triefende Inszenierung: Jeremy Zags Film zum gleichnamigen Animations-Franchise könnte als Parodie generischer Kommerz-Kinderfilme durchgehen, wäre die Abwesenheit jeglicher Kreativität hier nicht genauso Teil des Konzepts wie die konservative Ideologie. Die abgeschmackte Verklärung von Paris zur konfliktbefreiten Elite-Enklave scheint angesichts der aktuellen politischen Lage nicht nur zynisch, sondern methodisch.
Autor: Lida Bach