Inhalt
Francesco ist ein introvertierter Junge, geboren in einem kleinen Dorf in den Bergen Kalabriens, isoliert in der Natur. Er wächst mit Mimmo auf, seiner besten Freundin, mit der er bis ins Jugendalter Schulter an Schulter alles teilt. Eines Tages findet er ein Buch, das er fast wie ein magisches Objekt ansieht und das den Lauf seines Lebens verändern wird. Francesco hat einen Traum und er wird den Mut finden, ihn gegen alles und jeden zu verwirklichen: gegen die ihn umgebende Gesellschaft, die ihm das Gefühl gibt, in einem Labyrinth ungeschriebener psychologischer und sozialer Regeln gefangen zu sein, und gegen Mimmo.
Kritik
Labyrinthe sind super. Giulio Donatos krude Regie-Debüt weniger. Aber Labyrinthe! Die liefern in jedem Film eine massenkompatible Metapher. So auch in der reaktionären Rückschau, in die der Plot eingefasst wird. Hier steht der Irrgarten, in dem sich der jugendliche Hauptcharakter im Traum gefangen sieht, für die emotionalen Wirrungen der Pubertät, die verworrenen Vorgaben des Miteinanders in Gemeinschaft, die Abwege, auf die das jugendliche Bedürfnis nach Zugehörigkeit einen führen können und zahllose weitere Klischees des Coming-of-Age-Kosmos.
Dem geradewegs entsprungen ist Francesco (Francesco Grillo), einer dieser grübelnden jungen Träumer, die von der vulgären Welt um sie herum so losgelöst sind, dass sie drei Meter hohe Metallpuppen sehen riesige Quecksilber-Bubbles, die in der Luft schweben. Für mehr reichte das bescheidene Budget offenbar nicht, so dass unklar bleibt, ob der Regisseur und Drehbuchautor ursprünglich eine Science-Fiction-Story geplante hatte, aber nachdem alles in ein paar abstruse Special Effekts verpulvert war, auf ein halbgares Teenie-Drama umschwenkte.
Das würde zumindest erklären, warum die knappe Handlung ihre Charaktere gänzlich unterentwickelt lässt und den stereotypen Szenen jegliche narrative Konsistenz und Fluidität fehlt. Francesco und sein bester Freund Mimmo (Simone Iorgi) gucken mal kiffend in den Himmel, mal chillen sie mit zwei Mädchen am Strand. Nur ist Francesco gedanklich ständig abwesend, seit er ein mysteriöses Buch gefunden hat. Wahrscheinlich sollte das durch ein kosmisches Portal führen, aber wegen des Budget-Knicks führt es nur zum - Abspann.
Fazit
Dass der Titel des als Rechtfertigungs-Requisit allerhand Logiklücken fungierenden Büchleins auch der Giulio Donatos Spielfilm-Debüts ist, scheint angesichts der bigotten Implikationen eine besonders abgeschmackte Pointe. Komplexe Themen wie Queerbashing, Realitätsverlust, Suizid und psychotische Episoden ist ärgerlich aufgrund deren klischeehafter Aufbereitung. Da wird Queerness durch mystische Medien indoktriniert, steht analog zu psychischer Erkrankung und endet mit einer feindseligen dramatischen Konvention. Die eigentlichen Labyrinthe sind die Ressentiments, in die sich das visuell flache, darstellerisch ausdruckslose Jugenddrama verrennt.
Autor: Lida Bach