Inhalt
Eine Kleinstadt am Fuße der französischen Alpen, es ist die Nacht des 12. Oktober: Ein Mädchen ist allein auf dem Heimweg von einer Party. Als sie durch die stillen Straßen läuft, begegnet ihr ein Mann. Er übergießt sie mit Benzin und lässt sie bei lebendigem Leib verbrennen. Jeder Kriminalbeamte stößt irgendwann auf ein Verbrechen, das ihm keine Ruhe lässt, das er lösen muss. Für Yohan wird die Ermittlung zu einer Obsession.
Kritik
Es sei eine Männerwelt, sagt eine Freundin (Pauline Serieys, Familie zu vermieten) des Mordopfers, dessen grausiger Tod den frisch beförderten Polizei-Teamleiter Yohan (Bastien Bouillon, Der Geschmack der kleinen Dinge) verfolgt, und verweist damit in mehrerer Hinsicht auf die zentrale Problematik Dominik Molls (Der Mönch) Kriminaldramas. Dessen ambitionierter Ansatz und systemkritischer Schwerpunkt bemühen sich um einen demonstrativen Bruch mit Genrekonventionen, nur um sie unversehens zu bedienen. Eine davon ist die rein männliche Perspektive, der die Inszenierung je mehr verfällt, je mehr sie diese zu kritisieren versucht.
Nicht nur das Polizeiteam, das den Mörder der lebendig verbrannten Clara (Lula Cotton-Frapier, Auf der Todesliste) sucht, und die Verdächtigen sowie im weiteren Sinne Justizapparat und typische Täter sind die benannten Männerwelten. Auch der Filmkosmos ist eine. Der sensible Yohan und sein abgehärteter älterer Dienstpartner Marceau (Bouli Lanners, Eldorado) sind die geerdete Version des stereotypen gegensätzlichen Ermittler-Duos, in dessen professioneller und privater Anteilnahme Claras einzige Bedeutung liegt. Die Tote selbst bleibt eine Leerstelle, definiert durch ihre Jugend und Attraktivität.
Diese dramaturgische Reduktion der Figur zum emotionalen Trigger des Protagonisten ist lediglich eine Variation ihrer Objektivierung durch tatverdächtige Bekannte. Wichtiger als soziologische und psychologische Hintergründe der vordergründig kritisierten Misogynie ist für Moll zu zeigen, dass er und sein Protagonist nicht so seien. Das verflacht nicht nur Charakterisierung und Story, sondern führt zu aufdringlichen Statement-Szenarien. Die Tendenz, dem Publikum das eigene Problembewusstsein vorzubeten, weckt mehr Zweifel an der Intention des passablen Polizeidramas als dessen dramaturgische Unsicherheit.
Fazit
Basierend auf Pauline Guénas von einem realen Mord inspirierten Buch 18.3: Une Année À La PJ entwirft Dominik Moll ein nüchternes Bild provinzieller Polizeiarbeit als ein von ökonomischen und personellen Zwängen bestimmtes Stochern in menschlichen Abgründen. Die der einer konventionellen Spannungskurve bewusst entgegengesetzten Story verweisen auf das Thema Femizid, das überzeugend zu bearbeiten die introvertierte Inszenierung jedoch weder das Wissen noch den Willen zeigt. Wie die handlungszentrale Tätersuche läuft auch das solide Ermittlungsdrama ins Leere.
Autor: Lida Bach