Inhalt
Jacques betreibt einen kleinen Weinladen und pflegt zu seinen Weinen eine innigere Beziehung als zu Menschen. Die charmante Hortense hat zwar ein großes Herz, aber niemandem mit dem sie es teilen kann außer ihrer Katze und ihrer verbitterten Mutter. Durch Zufall landet Hortense eines Tages in Jacques´ Weinladen und meldet sich für eine Weinprobe mit romantischen Folgen an.
Kritik
Dass Ivan Calbéracs (Irène) Verschnitt aus Romanze und Tragikomödie den Wunsch nach einem Gläschen Wein weckt, liegt leider weniger an einer appetitanregenden Darstellung des handlungszentralen Getränks. Gut alkoholisiert, wie es der alternde Weinverkäufer Jacques (Bernard Campan, La face cachée) und Hebamme Hortense (Isabelle Carré, Meine geistreiche Familie) gerne sind, sitzt es sich einfach leichter durch die Sorte abgestandener Dramödie. Die übertüncht ihre Spießbürgerlichkeit mit ein paar anzüglichen Witzen und einem bemühten Bewusstsein für soziale Probleme, die der vorhersehbare Plot denkbar realitätsfern präsentiert.
Eine possierliche, pittoreske Postkartenwelt, wie sie nur in französischen Filmstudios existiert, ist schon die Kleinstadtkulisse, in der Jaques Geschäft für Qualitätsweine steht. Dieses Artifizielle wäre weniger ärgerlich, würde sich die Inszenierung dazu bekennen und damit arbeiten. Doch der Regisseur und Drehbuchautor tut das Gegenteil und schwankt von der süffisanten Liebelei ungeschickt in Sozialkrimi und Familientragödien. Jaques hat einen Verlust zu verarbeiten, Hortense erwartet einer und Praktikant Steve (Mounir Amamra, Die Welt gehört dir) hat mit kriminellen Kumpels zu schaffen.
Nichts davon wird zu Ende erzählt oder auch nur überzeugend aufgebaut. Vielmehr scheinen die flachen Figuren schon am Anfang dort angekommen, wo sie hinsollen. Die Frage, ob ein im doppelten Sinne herzschwacher Weinhändler und eine frommen Kirchenchorsängerin, die nah am Seniorenalter noch Mutter werden will, zusammenkommen, hat für das Kinoformat nicht annähernd genug Körper. Die paternalistische Darstellung Unterprivilegierter und abgeschmackte Religionsbotschaft hinterlassen einen unangenehmen Beigeschmack, den weder die blumige Inszenierung noch das eingestreute Weinwissen überdecken.
Fazit
Sentimentale Süße und ranzige Romantik sind nur die vordergründigen Schwächen der unausgewogenen Liebeskomödie, die Ivan Calbérac in eine technisch saubere, doch behäbige Inszenierung verpackt. Leichtigkeit ist in der faden Story so wenig zu spüren wie Leidenschaft, ob für Wein oder unter den Hauptfiguren. Deren mangelnde Chemie liegt vor allem an Isabelle Carrés schwacher Darstellung eines absurd unzeitgemäßen Frauenbilds. Alkoholismus, Obdachlosigkeit und Armutskriminalität werden obendrein bagatellisiert, um der bourgeoisen Zielgruppe mit dem Gefühl von Problembewusstsein zu schmeicheln.
Autor: Lida Bach