8.5

MB-Kritik

Burning Days 2022

Drama

8.5

Ekin Koç
Selahattin Paşalı
Hatice Aslan
Selin Yeninci
Sinan Demirer
Eylül Ersöz
Ali Seçkiner Alici
Erdem Şenocak
Nizam Namidar
Erol Babaoglu
Ismail Bahadir Peker
Enver Husrevoglu
Onur Gürçay
Mehmet Kervanci

Inhalt

Emre, ein ambitionierter junger Staatsanwalt, gerät in einer von einer Wasserkrise und politischen Skandalen geplagten Kleinstadt zwischen die Fronten. Bald kann er niemandem mehr vertrauen - nichteinmal sich selbst.

Kritik

Mit seinem brütenden Beitrag zur Cannes Sektion Un Certain Regard geht es Emin Alper ein wenig wie dem ambivalenten Hauptcharakter der metaphorischen Melange aus Kleinstadtkrimi und Polizeidrama. Wie der neu in einem von Dürre geplagten Provinznest eingetroffene Staatsanwalt Emre (Selahattin Pasali) hat der türkische Filmemacher ehrbare Absichten und will einen guten Job machen. Aber während die drei Skandale im Zentrum der hitzigen Handlung immer konfuser werden, wachsen Zweifel, dass er auf der richtigen Seite steht.

Das Bild der gegenüberliegenden Seiten evozieren die in glühende Gelbtöne getauchten Kameraaufnahmen mehrfach; am effektivsten in der Eröffnungsszene, in der Emre mit einer Kollegin am Rande eines Erdfalls steht. Der durch Grundwasserabfluss verursachte Krater symbolisiert sowohl den psychologischen Abgrund, in den der junge Protagonist blickt, als auch den gähnenden gesellschaftlichen Abgrund. Wie diese beiden verknüpft sind, ist die Krumm der angeblich von Ibsen inspirierten Story, die mehr an In The Heat Of The Night erinnert.

Anstelle der Hautfarbe wird der die klandestine Korruption aufstörende Ortsfremde zur Zielscheibe aufgrund der sexuellen Orientierung. Jene impliziert Alper jedoch nicht nur maximal verklemmt, sondern mittels diverser toxischer Stereotypen: Queerness steht hier suggeriert hier (hetero)sexuellen Missbrauch, Inzest, Manipulation, gemeingefährlichen Kontrollverlust und psychische Instabilität. Dass sich da klassische fackelschwingende Lynchmob formiert, scheint da fast verständlich, ist aber auch egal, wenn am Ende wieder alle am Abgrund stehen: eine passende Allegorie für das klaffende Plot-Loch.

Fazit

Entstehen die Erdabsenkungen in der ökologisch und moralisch verdorrten Provinz durch das örtliche Wasser-Projekt? Wer der sechs potenziellen Verdächtigen ist der frei herumlaufende Vergewaltiger? Ist der neue Staatsanwalt schwul, bi oder was? Wenn ja, hat er was mit dem Don-Juan-Double von der Ortszeitung? Hat der Dorf-Don-Juan den vorherigen Staatsanwalt vergiftet? Womöglich mit dem Rattengift, dass sein Nachfolger im Brotkasten findet? Weiß Emin Alper die Antworten und interessiert das noch irgendwen?

Autor: Lida Bach
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