Inhalt
Der elfjährige Brian Stevenson, sein Bruder Eric und ihre Eltern wohnen seit kurzem in einem alten Haus. Brian kann seinen Augen nicht trauen, als er eines Tages unter dem Bett von Eric ein blaues Monster entdeckt. Maurice, so sein Name, ist vorlaut und hat nur Flausen im Kopf. Schnell wird er zu Brians bestem Spielkameraden. Maurice führt ihn in die Unterwelt ein, wo auch Monster leben, die es nicht so gut meinen …
Kritik
Die Angst vor Monstern unterm Bett oder im Schrank ist bei Kindern weit verbreitet und deshalb bietet sich die kindliche Furcht natürlich regelrecht als Stoff für einen Gruselfilm für ein jüngeres Publikum an. Mit dieser Thematik kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und kreative, mal mehr, mal wenige gruselige Monstergeschöpfe erschaffen und eine geheimnisvolle Welt, die unter dem Bett liegt. Genau das dachten sich Terry Rossio (Shrek - Der tollkühne Held) und Ted Elliott (Aladdin) als sie ihr Drehbuch zu Little Monsters schrieben. Ob der Film allerdings jemals das Licht der Welt erblickt hätte, wenn nicht einige Monate vor Drehbeginn ein gewisser Tim Burton mit Beetlejuice die Kinocharts gestürmt hätte, bleibt fraglich. Denn es ist unverkennbar, dass der Film im Fahrwasser dieses Erfolges versucht zu schwimmen, nur als jugendfreiere und auf ein jüngeres Publikum zielende Version. Das ist letztendlich gar nicht weiter schlimm, denn der Film bemüht sich seinen eigenen Weg zu gehen und eine kindgerechte Gruselgeschichte zu erzählen, die mit den Ängsten der Kinder spielt, sie aber nie zu sehr erschreckt und ihnen zugleich eine spaßige Welt offenbart, Lerneffekt inklusive.
In diese Welt gerät der 11-jährige Brian (Fred Savage, Wunderbare Jahre), der in seinem Monster unter dem Bett nach kurzer Skepsis einen neuen Freund findet. In der realen Welt muss er sich nach dem Umzug in der Schule neu zurechtfinden. Ohne Freunde ist er dem Schulrowdy Ronnie (Devin Ratray, Kevin - Allein zu Haus) ausgeliefert und auch der Direktor seiner Schule hat ihn im Visier. Zu allem Überfluss bekommt er für alles die Schuld, was im neuen Haus schiefgeht. Doch die Erklärung für alle mysteriösen Ereignisse offenbaren sich bald, denn Maurice (Howie Mandel, Walk Like A Man) liebt es, wie alle Monster, Streiche zu spielen und für Chaos zu sorgen. Ob verschwundene Fernbedienungen, Erdnussbutter am Telefonhörer oder Fußspuren im ganzen Haus, Maurice weiß, wie man dafür sorgt, dass der Haussegen schief hängt und Kinder mächtig Ärger bekommen. Die Streiche sind manchmal recht kindisch, aber teilweise doch recht humorvoll, in jedem Fall für Kinder unterhaltsam. Maurice entwickelt sich alsbald zum besten Freund und besucht Brian allabendlich. Das Thema Freundschaft ist durchaus ein zentrales Thema des Films und die Entwicklung der Freundschaft zwischen Maurice und Brian sorgen für einige Coming-of-Age-Momente.
Natürlich nimmt Maurice Brian mit in seine Welt, die nicht so durchorganisiert und freundlich daherkommt, wie in Pixars Monster AG. Die Welt unter dem Bett ist dunkel und leicht schmuddelig und doch der Traum eines jeden Kindes. Es gibt keine Regeln, keine Eltern, keine Zubettgehzeiten, man darf essen, was man will, Videospiele spielen und kann von Zimmer zu Zimmer reisen und anderen Kindern Streiche spielen. Doch nicht nur Brian muss bald lernen, dass seine neuen Freunde nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden und das vermeintliche traumhafte Leben seine Schattenseiten hat. Alles im Leben hat seine Kehrseite bzw. zieht Konsequenzen nach sich und das lernt nicht nur Brian, sondern genauso das Publikum. Doch das ist noch nicht alles, denn wenn sich Brian nach Sonnenaufgang noch in der Unterwelt befindet, gibt es keinen Weg zurück und er wird selbst zum Monster. Damit beginnt ein spannender Kampf in der Unterwelt, in dem sich Brian mit seinen neugewonnenen Menschenfreunden den Monstern stellen muss.
Die Handlung verläuft meistens recht geradlinig, der Humor ist bisweilen ziemlich albern und tiefgründige Botschaften sucht man vergebens, aber für das jüngere Zielpublikum dürfte es genügen. Für die Erwachsenen gibt es dagegen liebevolle, von Hand gemachte Spezialeffekte und Tricktechniken. Vieles erinnert an Beetlejuice, der ganz klar Pate stand, auch für die Monsterdesigns und das verwundert nicht sonderlich, denn Alan Munro zeichnete sich bei beiden Filmen für die fantasievollen Kreaturen verantwortlich. Dennoch war Little Monsters bei weitem nicht so erfolgreich wie Beetlejuice, was eher am limitierten Kinostart lag, nach dem das verantwortliche Studio Vestron, das 1987 noch einen riesigen Überraschungshit mit Dirty Dancing ablieferte, Insolvenz anmelden musste. Erst auf VHS und durch unzählige TV-Ausstrahlungen kam der Film zu einem gewissen Kultstatus. Es wäre aber zu einfach den mangelnden Erfolg nur auf die Pleite des Studios zu schieben, denn trotz der gelungenen Effekte und des eingängigen Soundtracks hat der Film für Erwachsene nicht viel zu bieten.
Die Logiklöcher gerade zum Ende des Films werden immer deutlicher und man fragt sich, ob man nicht etwas verpasst hat, wenn Ronnie plötzlich vom Feind zum Freund wird. Aber selbst beim mehrmaligen Ansehen des Finales kann man diese Wendung nicht nachvollziehen. Über allem schwebt zudem die Frage, welches Ziel die Monster eigentlich verfolgen, außer neue Mitglieder zu rekrutieren. Im Vergleich zur Monster AG, bei der die Schreie der Kinder Energie für die Monsterwelt erzeugen, kann Little Monsters hier keine Erklärung liefern. Und auch Howie Mandels Darstellung von Maurice nervt manchmal recht stark. Michael Keatons Performance als Beetlejuice passt in das Gesamtgefüge des Films, selbst wenn sie noch so übertrieben ist, während Mandels Darbietung weit davon entfernt ist, weil sie zu bemüht und übertrieben kindlich ist. Hier hat Little Monsters eine Chance verpasst, das gesamte Publikum abzuholen.
Fazit
Im Fahrwasser von „Beetlejuice“ kann sich „Little Monsters“ nicht ganz bewähren, trotz recht ansehnlicher Effekte. Dafür ist die Handlung zu löchrig und unausgereift und deutlich zu kindlich. Aber gerade für Kinder oder mit dem nostalgischen Blick aus der eigenen Kindheit ist „Little Monsters“ ein unterhaltsamer Gruselspaß, der ein paar humorvolle Momente hat und insbesondere Spaß macht, wenn man die Erwartungshaltung etwas herabsetzt. Für einen Familiengruselabend kann man den Film durchaus in Betracht ziehen.
Autor: Andy Mieland