Inhalt
Schon als kleines Mädchen ist Susan fasziniert von Spinnen. Als sie erfährt, dass ihre Mutter eine Affäre mit ihrem Onkel Walter hat und plant ihren Vater aus dem Weg zu räumen, lässt sie diese durch eine Tarantel töten. Jahre später rächt sie sich auf die selbe Weise an drei Mitschülern, die ihre Lieblingsspinne umgebracht haben. Die Ermittlungen in dem Fall übernimmt ausgerechnet ihr Onkel Walter…
Kritik
Arachnophobie, die krankhafte Furcht vor Spinnen, ist weit verbreitet. Zumindest teilen viele Menschen die Abneigung gegen die achtbeinigen Krabbeltierchen, obwohl sich aus logischen Gründen vor nur wenigen Exemplaren wirklich gefürchtet werden müsste und die trifft man in unseren Breitengraden auch nur im seltensten Fall an. Besonders in den späteren 70er Jahren wurde sich diesem Volksekel filmisch vermehrt zugewandt. Damals entstanden einige Horrorfilme mit Spinnen-Thematik, wobei die meisten davon so schnell wieder vergessen waren wie sie gedreht wurden. Wie auch dieses Exemplar namens Der Kuss der Tarantel aus dem Jahr 1976, welches nicht ganz zu Unrecht heute kaum noch jemand kennen dürfte.
Was vom Titel ebenso gut ein Giallo sein könnte geht tatsächlich leicht in die Richtung Thriller, denn hier laufen keine außer Kontrolle geratenen Killer-Spinnen Amok. Eigentlich handelt es sich um Haustiere, die von ihrer Besitzerin gezielt dafür eingesetzt werden, unliebsamen Mitmenschen eine Lektion zu erteilen. Das diese mitunter mit dem Tod enden kann wird da mindestens billigen in Kauf genommen. Die Rede ist von Susan, einer Teenagerin an der Schwelle zum Erwachsenenalter, die im Keller ihres Elternhauses einen Itzy-Bitzy-Streichelzoo eingerichtet hat. Was ihr liebender Vater, der Leichenbestatter des Ortes, nicht ahnt: Vor vielen Jahren hetzte Susy schon mal eine ihrer Taranteln (by the way: Das ideale Haustier für ein kleines Mädchen) auf ihre verhasste und untreue Mutter, die daraufhin vor Angst den Löffel abgegeben hat. Aber nun scheint sie ihre soziopathischen Züge im Griff zu haben, hat seitdem niemanden mehr nach dem Leben getrachtet. Nicht mal ihrem ekelhaften Onkel Walter, dem Polizeichef des Ortes, obwohl der damals Mutti’s Bettgeselle war und seit Susan Brüste hat nun auch sie auf’s Abartigste angräbt. Pfui Spinne.
Bis drei Schulkameraden die Außenseiterin in ihrem Haus belästigen und zu allem Überfluss ihre Lieblingsspinne tottreten. Susy bekommt das A für Arachnid & Angry in den Augen und was die Wahl der Waffen angeht, nun, das liegt im wahrsten Sinne des Wortes „auf der Hand“. Ein Stomp & Revenge Movie so zu sagen. Sonderbar dabei ist ja, dass die Tarantel-Mutti die Krise kriegt wenn einem ihrer Zöglinge etwas zustößt, sie aber konsequenterweise selber für solche Kamikaze-Aktionen einsetzt. Muss man wohl nicht verstehen. Die Idee ist an sich verwertbar, nur versteht sie der Film kaum auch nur halbwegs adäquat für sich zu verwenden. Übrigens scheinen die hochgiftigen Tierchen eh niemanden jemals zu beißen. Wenn, dann müsste die Todesursache ja relativ schnell festzustellen sein und viel schlechter seine Identität verschleiern könnte die bestimmt einzige Tarantel-Besitzerin in der Nähe wohl nicht. Nein, die Opfer sterben durch die Panik. Manche nachvollziehbar weil sie ihren Kopf durch die Seitenscheibe eines Autos schmettern, aber warum sonst alle gleich eine Herzattacke bekommen (ist ja nicht Spinnen-Angriff auf der Intensiv-Station) ist da schon sehr verwunderlich.
Egal, spannender würde es anderweitig vermutlich auch nicht werden und besser inszeniert schon mal ganz bestimmt nicht. Ist schon verdammt dürftig im Allgemeinen, gerade der Schnitt ist mitunter dilettantisch. Es ist auch völlig egal wie sehr die Schauspieler schreien, zappeln und mit vollem Einsatz versuchen die Spinnen als lebensgefährliche Bedrohung zu verkaufen. Die sind augenscheinlich so handzahm und werden niemals wirklich gefährlich in Szene gesetzt, es ist eine Farce. Ganz fies ist dafür verhältnismäßig das Finale ausgefallen, aber selbst das wird verbockt. Jene Szene wird unnötig Minuten in die Länge gezogen, es dauert gefühlt Stunden, und wie oft da allein der Namen Susan gebrüllt, gejammert und gestöhnt wird, bah. Eine Qual ist das und in erster Linie nicht für den, für den sie bestimmt ist. Der spielt das nur und wird dafür bezahlt. Wir nicht.
Fazit
Hätte ganz schön sein können, aber derartig schlappschwänzig wie untalentiert vorgetragen und inszeniert bleibt nicht mal mehr die Geheimwaffe Trash-Film übrig. „Der Kuss der Tarantel“ ist ein längst vergessenes C-Movie von Vorgestern, an dem wohl nur noch Sammel-Wahnsinnige und Tier-Horror-Fetischistin mit geringer Schmerzgrenze noch einen Sinn finden. Irgendwer findet sich da erfahrungsgemäß eh immer, diesen Unerschrockenen an der Stelle schon mal viel Spaß.
Autor: Jacko Kunze