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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die Geschichte eines amerikanischen Kanonenboots im chinesischen Bürgerkrieg 1926. Im Mittelpunkt ein Maschinenmaat, der konsequent gegen nationalen Hochmut, unterschwelligen Rassismus und Militarismus auftritt.

Kritik

Mit der opulenten Romanadaption Kanonenboot am Yangste-Kiang (The Sand Pebbles) - nach dem 1962 veröffentlichten, gleichnamigen Roman von Richard McKenna - wagt sich Regie-Urgestein Robert Wise (Bis das Blut gefriert) in Größenordnungen vor, die beinah mit denen vom einige Jahre vorher erschienenen Lawrence von Arabien vergleichbar sind. Ein gewaltiges Epos von abendfüllenden drei Stunden Länge, das vor dem Hintergrund eines (in diesem Fall aufkeimenden) Krieges eine für westliche Zuschauer exotisch anmutende Kulisse mit in der allgemeinen Schulbildung wenig bis gar nicht vermittelten historischen Ereignissen kombiniert, um für großes (Abenteuer-)Kino mit politischem Backround zu sorgen. Mit den damals zeitgemäßen, unumgänglichen Elementen, wenn dem Publikum die ganze Hollywood-Palette dargeboten werden soll.

Spektakuläre Bilder aufwändigen Ausstattungskinos, mit gelegentlichen Oha-Momente. Ein rebellischer, unangepasster, raubeiniger Querdenker in der Heldenrolle, der sich gegen strikten Gehorsam und engstirnige Strukturen auflehnt. Eine, in diesem Fall sogar zwei, tragische Romanzen, während die Welt um sie herum droht zu zerbrechen. Das Aufbegehren der Tapferen, das letztlich in einem aufopferungsvollen Showdown kumuliert. Von der Ouvertüre (bis auf ganz wenige Ausnahmen in der Neuzeit völlig aus der Mode gekommen), über die Intermission (dito) bis zum Abspann wird extrovertierte, vor Selbstbewusstsein strotzende Leinwandmagie heraufbeschworen und allein auf das Handwerkliche fokussiert darf sich dieses Prädikat zweifelsohne einverleibt werden. Worin es Kanonenboot am Yangste-Kiang im Gegenzug ebenso unstrittig mangelt, ist eine ins Detail gehende Schilderung des hochinteressanten, einbettenden Konflikts des vom Lodern bis zum Ausbrechen verwendeten Chinesischen Bürgerkrieges, sowie eine wirkliche Stellungnahme zu der Rolle der westlichen „Besatzer“. Die durchaus im Groben Erwähnung findet; manches in dem Film deutet gar auf einen Ansatz von selbstreflektierte, kritische Auseinandersetzung damit hin, die schlussendlich aber völlig links liegen gelassen wird. Fast entsteht sogar der Eindruck, diese Gedanken sollen widerlegt werden.

Gerade zu Beginn, wenn über die aktuelle Situation im Lande und den dafür auch verantwortlichen Einfluss des Westens diskutiert wird, oder sich der neue Mechaniker auf einem US-amerikanischen Patrouillenboot (Steve McQueen, Bullitt) äußert irritiert darüber zeigt, wie die Einheimischen „Kulis“ für eine Schüssel Reis niedere, bald schon Sklavenarbeiten auf dem Schiff verrichten, da schildert der Film ansatzweise ein Warum für spätere Vorkommnisse. Ein konkretes Rückgreifen darauf findet nicht statt, teilweise wird sogar der lange als total unkompliziert angesehene Hollywood-Rassismus bedient, wenn selbst McQueen’s Figur seinen neuen „Lehrling“ behandelt wie ein geistig zurückgebliebenes Kleinkind und dieser das mit einem debilen Grinsen so hinnimmt. So sind sie halt, die Gelben. Primitiv, dankbar, aber eifrig und mit einem guten Herz. So dargestellt klingt das ganz furchtbar, kann aber durchaus auch nur als ein Ausdruck der selbstgerechten, arroganten Art der fremden Militärs gesehen werden. Würde der Film diesen missverständlichen, in beide Richtungen interpretierbaren Tonfall deutlich ausformulieren, womöglich wäre das gar kein Problem. Passiert aber leider nicht – mit Rückgrat.

Weil Kanonenboot am Yangste-Kiang lieber den Fokus auf die üblichen Konflikte seiner kleinen, bekannten Insel (sprich dem Schiff mit den Amerikanern) und den versprengten Landsmännern- und Frauen drumherum legt, gerät der historische Hintergrund schnell zur fast beliebigen Randerscheinung. Obwohl dafür 180 Minuten Zeit sind, das ist schon fragwürdig. Aber bei allem was sich dem Film dadurch ankreiden lässt, er ist einfach hervorragend inszeniert, prima gespielt (Richard Crenna, Rambo, als wohl interessanteste Figur mit echter Entwicklung ist super und stiehlt McQueen eigentlich die Show) und hat dann auch noch so einen bärenstark gemachtes Finale. Die letzten 30 Minuten stellen tatsächlich die einzigen, echten Kampfhandlungen dar, die sind dafür fantastisch vorgetragen und auf nicht nur für damalige Standards herausragendem Niveau. Von der Präsentation wie der narrativen Effizienz. Da mag man vieles nicht unbedingt vergessen, aber positiv gestimmter darüber urteilen. So funktioniert Kino oftmals auch. Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt.

Fazit

Enorm großer Aufwand. In der Relation sogar recht wenige, dafür wenn exzellent arrangierte Action- und Spannungssequenzen. Tolle Darsteller, viel Drama, Romanzen am Rande und politisch nur geringfügig aussagekräftig (eher gar nicht), dafür aber wiederrum weniger Pathos als unter diesen Vorrausetzungen anzunehmen: „Kanonenboot am Yangste-Kiang“ ist ein klassisches, haushohes Hollywood-Epos vor der hausinternen, filmischen Revolution, das mit den Macken seiner Ära zu kämpfen hat, trotzdem dadurch nicht als völlig antiquiert und „mutlos“ bezeichnet werden sollte. Den halben Schuh darf es sich aber schon anziehen.

Kritik: Jacko Kunze

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