Inhalt
Die Dokumentation erzählt von einem der größten Filme, der nie entstanden ist: Mitte der Siebziger plante Alejandro Jodorowsky den Sci-fi-Roman Dune zu verfilmen. Er sammelte Produzenten, Konzeptkünstler und bereits einige Schauspieler zusammen - wie z.B. Orson Wells - zusammen und brachte die Vorproduktion in Gange. Doch letztlich war das Projekt den Studiobossen zu gewagt und so musste es abgeblasen werden. Doch bis heute sind viele Konzeptzeichnungen und Aufzeichnungen von damals enthalten und einige Beteiligte an dem gescheiterten Projekt legten seit damals beachtlichen Karrieren hin.
Kritik
Wir leben in einer digitalisierten Welt und so scheint es zumindest so, als ständen die Tore der Filmgeschichte vorbehaltslos offen. Was man im heimischen Markt nicht ergattern kann, lässt man sich entweder kurzerhand aus dem Ausland einfliegen oder man greift direkt auf (il)legale Angebote im Netz zurück. Dass es darüber hinaus eine Armada an verschollenen oder schlichtweg vergessenen Filmen gibt, rückt dabei schnell in den Hintergrund. Noch größer ist die Anzahl jener Werke, die es nie zur Vollendung gebracht haben, in den Schnitträumen oder bereits weit davor, in den Köpfen ihrer Urheber, untergegangen sind. Die Filmgeschichte ist voll von solchen Anekdoten, gewagte, größenwahnsinnige, überambitionierte und unmögliche Projekte, die man als leidenschaftlicher Filmfan nur zu gern gesehen hatte. Den Thron dieser Werke nimmt mit Sicherheit die Dune-Adaption von Alejandro Jodorowsky (El Topo) ein, die in ihrer wahnsinnigen Gigantonomie ihr eigenes Grab schaufelte.
Dabei ist der Film für sich zunächst nicht sonderlich aufregend. Routiniert, aber keinesfalls gewagt, hantiert Jodorowsky's Dune mit den typischen Formalitäten einer Filmdokumentation. Interviewszenen, allen voran natürlich mit Jodorowsky selbst, dienen als Ausgangspunkt, um die Entstehungs- und Zerfallsgeschichte des Projekts chronologisch nachzuerzählen. Dazu kommen die unzähligen Konzeptzeichnungen, welche zum Teil auch aus dem bereits vollendeten Storyboard stammen und einen beeindruckenden Einblick offenbaren. So nahm der Irrsinn im Laufe der Produktion immer mehr zu, wenn etwa Personen wie Salvador Dali, Mick Jagger und Orson Wells oder die Band Pink Floyd als unverzichtbar erklärt und somit horrende Gagen gezahlt wurden. Am Ende fehlte natürlich das nötige Kleingeld, um den in der Rohfassung 14 Stunden umfassenden Film zu realisieren. Seine Spuren ziehen sich nichtsdestotrotz durch die Filmgeschichte und so lassen sich unverkennbar Elemente in Star Wars, Terminator und natürlich Alien wiederentdecken, zu dem ein Teil des Teams (allen voran H. R. Giger) nach der gescheiterten Produktion gewechselt ist.
Beeindruckend ist jedoch auch die Leidenschaft und der Wille Jodorowskys, den er in sein Projekt steckte. Dabei darf durchaus angezweifelt werden, ob seine einseitige Nacherzählung allen belegbaren Fakten standhält, doch ist es gerade diese Selbstdarstellung, die mehr über ihn verrät, als ihm möglicherweise lieb ist. So ist Jodorowsky's Dune eben nicht nur die Geschichte eines Films, sondern vor allem ein Einblick in dessen Regisseur. Und der bietet natürlich auch den nötigen Unterhaltungswert, wenn er verrückte Anekdoten, drogengeschwängerte Erfahrungen und durchaus fragwürdiges Gedankengut von sich gibt. Mit Sicherheit einer der besten Dokumentationen über das Filmemachen.
Fazit
„Jodorowsky's Dune“ ist eine überaus kraftvolle was-wäre-wenn Dokumentation, die in erster Linie vom eigensinnigen Wesen Jodorowskys getragen wird. Der schiere Größenwahn seiner Dune-Adaption tut ihr übriges und so ist die Dokumentation von Frank Pavich nicht nur ein gelungener Einblick in den filmischen Schaffensprozess, sondern eine ebenso tiefgehende Auseinandersetzung mit Alejandro Jodorowsky selbst.
Autor: Dominic Hochholzer