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Seine Vision veränderte die Welt und trieb ihn fast in den Ruin: der Entwurf und Bau eines Computers für jedermann. Über die ersten Anfänge, die Entwicklung des legendären, alles revolutionierenden Macintosh, bis hin zum Neuanfang mit dem iMac im Jahr 1998, nimmt uns Steve Jobs mit ins Epizentrum der digitalen Revolution und zeichnet zugleich das vielschichtige Portrait eines ihrer brillantesten Köpfe.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es ist die Zeit des Jahres gekommen, in der uns die ersten großen Oscar-Filme im Kino erwarten. Den Unterschied zwischen langweiligem "Oscar-Bait" (also Filmen, die ihr Dasein nur mit einem Schielen gen goldene Trophäe zu rechtfertigen scheinen) und tatsächlich preisverdächtigem Kino, führt uns Danny Boyle mit seinem Porträt des langjährigen Apple-CEOs und -Mitgründers Steve Jobs vor Augen: Beinahe alles im gleichnamigen Film empfiehlt sich mindestens für eine Oscar-Nominierung - angefangen bei dem großartigen Darsteller-Ensemble, über die vor Energie nur so strotzende Inszenierung, bis hin zum brillant-scharfsinnigen Drehbuch. Mit jeder Performance, jeder Einstellung und jedem gesprochenen Wort danach zu lechzen, hat "Steve Jobs" dabei aber gar nicht nötig.

Aaron Sorkin arbeitet Jobs' Leben dabei nicht chronologisch auf, sondern erzählt den Film in einer Dreiaktstruktur - die drei großen Hochs (beziehungsweise Tiefs) in Jobs' Apple-Karriere werden dabei zum Plot gemacht. Jeweils die letzte halbe Stunde vor dem nächsten großen Apple-Event nimmt Sorkin sich vor, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, wo es in seiner (gänzlich frei erzählten) Geschichte nicht bloß um Computergenie, sondern vor allem um Chef, Kollegen, Freund und Familienvater Steve Jobs geht. Dass der keine dieser Rollen wirklich auszufüllen vermochte, schweigt der Film nicht etwa aus, er rückt es sogar in den Mittelpunkt.

Und Michael Fassbender, der zwar nicht wirklich Ähnlichkeit mit seiner Figur hat, dessen Charakteristika aber haargenau übernimmt, ist absolut fantastisch. Sein Jobs ist ein charismatischer Widerling; ein größenwahnsinniger Egomane und Menschenfeind, der sich im Rampenlicht suhlt, seine Kollegen und Freunde mit kaltherziger Bestimmtheit herumkommandiert, und der Mutter seiner Tochter sogar mit dem Tod droht, sollte sie ihre Erziehungsmethoden nicht umstellen. Fassbender ist zum Niederknien gut und führt ein erstklassiges Ensemble an: Kate Winslet, Jeff Daniels und Michael Stuhlbarg bringen sich mit überraschend emotionalen Darbietungen alle für eine Best-Supporting-Nominierung in Position und selbst Seth Rogen kann schauspielerisch überzeugen.

Um die Wandlung des jungen Programmierers zum Apple-Mastermind auch visuell deutlich zu machen, hat Danny Boyle sich entschlossen, jeden der drei Akte in einem anderen Bildformat zu drehen: Die Präsentation des Macintosh sehen wir noch in körnigen 16mm, die des Next-Würfels bereits in 35mm, den iMac bekommen wir dann in digitaler Hochauflösung präsentiert. Kongenial ist Boyles Inszenierung der wilden Wortgefechte von Aaron Sorkin. Kaum ein Film dieses Jahres ist so energiegeladen und kraftstrotzend, kaum ein Film treibt sich selbst mit so unnachahmlich hohem Tempo voran. Dazu trägt auch Daniel Pembertons impulsiver Score bei, der jede Szene musikalisch ausreizt und damit maßgeblichzur intensiven Atmosphäre beiträgt.

Genau wie der Film selbst, stehen auch seine Figuren stets unter Strom: Wenn sie durch die kühlen Backstage-Korridore hetzen, sich gegenseitig perfekt pointierte Dialogzeilen an den Kopf werfen und nebenbei auch noch eine Familientragödie ausfechten, entwickelt "Steve Jobs" eine ansteckende Dynamik (der präzise Schnitt von Elliot Graham leistet sein Zutun) und versöhnt sich dabei trotz einer auf Gänsehaut-Moment ausgelegten Finalszene nie wirklich mit seinem Protagonisten - weigert sich aber auch, sein Faszinosum je in Frage zu stellen. Diese Ambivalenz, sie ist vielleicht die größte Stärke des Films.

Fazit

Genie und Wahnsinn kollidieren in diesem hochkonzentrierten Künstler-Porträt: "Steve Jobs" ist ein brillantes Dialogfeuerwerk in drei Akten, ein fiebriger Rausch durch Kommerz und Kunst, einer der bestfotografiertesten Filme des Jahres und ein Werk in dem Regisseur und Drehbuchautor gleichermaßen ihre Handschrift wahren. Kurz: "Steve Jobs" ist eines der Kinohighlights 2015. iLike!

Kritik: Nikolas Friedrich

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