6.2

MB-Kritik

Jeff, der noch zuhause lebt 2011

Comedy, Drama – USA

6.2

Jason Segel
Ed Helms
Susan Sarandon
Judy Greer
Rae Dawn Chong
Steve Zissis
Evan Ross
Benjamin Brant Bickham
Lee Nguyen
Tim J. Smith
Ernest James
Tre Styles
Raion Hill
Zac Cino
Lance E. Nichols
Carol Sutton

Inhalt

Der 30-jährige zugekiffte wie genügsame Jeff (Jason Segel) ist nicht gerade ein Held: Viel eher sitzt er gerne auf seiner Couch, rätselt über den Sinn des Lebens sowie sucht nach geheimen Zeichen des selbigen. Die meiste Zeit verbringt er so in Keller im Haus seiner vollkommen ausgebrannten Mutter Sharon (Susan Sarandon), die jeden Tag ihren langweiligen Bürojob nachgeht. Als sich allerdings ein anonymer Verehrer bei ihr meldet, während sie sich gerade einmal wieder über ihren faulen Sohn Jeff aufregt, nimmt ihr Tag plötzlich unerwartet Fahrt auf. Und auch ihr anderer Sohn Pat (Ed Helms) wird an diesem scheinbar normalen Morgen noch so seine Überraschung erleben. Nachdem er nämlich, ohne die Einstimmung seiner Frau, einen Porsche gekauft hat, gibt es mehr Krach als üblich. Doch damit nicht genug, denn als der zynische Workaholicer mit Jeff, der gerade bekifft nach einem ominösen Kevin sucht,  zusammenstößt, sehen sie seine Frau Linda (Judy Greer) zusammen mit einem anderen Mann. Und schon nimmt das Chaos seinen Lauf…

Kritik

Alleine für die Idee einen abgehalfterten wie bekifften (dafür aber vollkommen sympathischen) Anti-Helden in den Mittelpunkt zu stellen, verdienen die beiden Regisseur sowie Drehbuchautoren Jay Duplass und Mark Duplass gehörig Respekt. Immerhin ist ein gemächlicher Müßiggänger nicht unbedingt das Vorbild, welches einem Hollywood gerne verkauft. Doch gerade die Figur eines kompletten Durchschnittsmenschen ist es eben, die die Geschichten des Lebens am besten verkaufen kann. Ähnlich wie in Jesse Peretz‘ Our Idiot Brother gibt es daher einen ungewöhnlichen Blick auf die Dinge. Eine philosophische, tiefe, meist etwas bizarre, aber dafür umso nähere Betrachtung auf die Menschen, ihre Probleme sowie ihre Erlösung. Mit der leichten Komödie Jeff, der noch zu Hause lebt, treffen daher die beiden Filmemacher genau den richtigen Nerv unserer Zeit. Zwar ist die Reise von Jeff nicht frei von Fehlern, dennoch bleibt die Botschaft hinter dem merkwürdigen Tag des Kevin (dies erklärt sich im Film) eindeutig und mehr als klar. Es geht im Leben eben nicht nur um Arbeit, sondern um das Leben selbst. Um Spaß, Respekt, Anerkennung, Leichtigkeit und manchmal eben auch Verrücktsein. Dies verpackt in einer fröhlichen Komödie, ist ein Abenteuer, welches man daher nicht verpassen sollte.

Dies liegt vor allem an der durchaus erfrischenden Erzählart, die uns Jeff, der noch zu Hause lebt offenbart. Trotz eines humorvollen Untertons, gibt es so keine derben Zoten oder einen aufgesetzten Slapstick-Part, sondern eher zwei Hauptfiguren, die aus sich heraus für viele sympathische Szenen sorgen. Sie mögen zwar Anti-Helden sein, doch durch ihre Versöhnung (die im Laufe des Films immer stärker wird), gibt es eine angenehme positive Entwicklung, welche starke Figuren präsentiert. Allen voran natürlich Jeff, der stets nach Zeichen des Lebens sucht und diese auch immer auf irgendeine Art und Weise findet. Sein Leben ist simpel, aber irgendwie dennoch komplex. Einsam, aber gleichzeitig auch suchend sowie offen. Jeff(hervorragend gespielt von How I Met Your Mother-Star Jason Segel) ist eben ein Mensch, der nach einer Richtung sucht, und diese zusammen mit seinem Bruder Pat sowie seiner Mutter findet, die sich über die Jahre hinweg längst alle entfernt haben. Und so laufen Richtung Finale schlussendlich auch alle Handlungsstränge zusammen, sodass alle Charaktere ihre Erleuchtung erfahren. Dies mag angesichts des Genres zwar mittlerweile altbacken wirken und sorgt trotz einer kurzen Laufzeit von gerade einmal 83 Minuten auch für ein paar Längen, doch dies lässt sich angesichts der Verträumtheit sowie der Bildsprache auch gerne verzeihen.

Pat (kühl sowie energisch von Hangover-Star Ed Helms gespielt) entwickelt sich indes ebenfalls im Laufe der Handlung zu einer wichtigen Figur. Denn stets war seine Arbeit wichtiger als seine Frau Linda, und auch sein Porsche, wodurch ihm nun seine Quittung präsentiert wird. Ihm stellt sich nun die Aufgabe, wie er eine neue Liebe entfachen kann und wie es überhaupt so weit kommen konnte. Doch anfangs sieht Pat nur den Vertrauensbruch sowie die Eifersucht, wodurch letztlich viele kuriose Momente entstehen und auch der rote Fade präsentiert wird. Susan Sarandon unterdessen (die sich lange Abseits der eigentlichen Handlung bewegt), spielt die ausgebrannte Mutter der beiden Kinder, die sich im Laufe ihres Lebens verrannt hat und nun mit einer scheinbar neuen Liebe gesegnet wird. Doch diese fällt anders aus, als es anfangs den Schein macht. Und so ergeht es schließlich auch dem Zuschauer, der gerne mal auf eine falsche Fährte geführt wird sowie Ziellos gelassen wird. Greifen aber alle Handlungsstränge zusammen, ergibt dies ein Gesamtkonzept, welches schlussendlich dennoch begeistert. Somit ist Jeff ein Tagesdieb, dem man aber gerne bei seiner Arbeit zusieht.

Fazit

"Jeff, der noch zu Hause lebt" offenbart einen gemächlichen wie sympathischen Anti-Helden, den man gerne bei seinem ungewöhnlichen Tagesablauf beobachtet. Zwar erweist sich der Film von den Regisseuren Jay Duplass und Mark Duplass als keineswegs perfekt, gerade durch ein paar Längen sowie einige typische Indie-Konventionen, doch die Botschaft hinter der Geschichte ist wichtig und präsent. Und so erweist sich das humorvolle Drama als kleine Empfehlung für alle die, die gerne auf eine philosophische Reise gehen.

Autor: Thomas Repenning
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