Inhalt
Die zarte Diane (Juno Temple) und die burschikose Jack (Riley Keough) könnten gegensätzlicher kaum sein – und verlieben sich auf den ersten Blick ineinander! Sie besuchen gemeinsam einen Club, nutzen unerlaubt einen Hotel-Pool, vertrauen sich Dinge an, lachen und streiten. Doch Diane wird schon bald das Land verlassen – und in den beiden Verliebten scheint etwas Monströses vorzugehen...
Kritik
„Jack & Diane“ von Bradley Rust Gray ist im Indie-Sektor zu verorten – und ist, gemessen an den Standards des Hollywood-Erzählkinos, ein ziemlich ungewöhnliches Werk. Die brodelnde Leidenschaft der beiden jungen Frauen füreinander – die ungeahnte Verwirrung, die adoleszente Angst – wird in Bilder übersetzt, die man eher in einem Schocker bzw. einem Creature Feature erwarten würde: Der Regisseur fügt Body-Horror-Momente im David-Cronenberg-Stil sowie B-Picture-artige Monsterangriffe in die Love Story ein, um das Innenleben der Protagonistinnen filmisch zu vermitteln. Anders als etwa im Grusel-Märchen „Ginger Snaps“ – in welchem die „Raubtiere“, die in den Teenagern stecken, tatsächlich hervorbrechen – spielt sich der Prozess der unheimlichen Verwandlung hier aber lediglich im Abstrakten (z.B. in Albtraumszenen) ab. Das ist eine spannende Idee, die von Gray und Monster-Designer Gabe Bartalos originell umgesetzt wurde.
Im herkömmlichen Sinne „romantisch“ ist „Jack & Diane“ nicht – und man kann nur sagen: Was für ein Glück! Wer unkonventionelle Liebesgeständnisse wie „I just wanna unzip my body and put you in there“ irgendwie gruselig und so gar nicht schön findet, sollte von einer Sichtung des Films wohl eher Abstand nehmen. Zwar wartet die Inszenierung auch mit zaghaften Gesten, schmachtenden Blicken, Küssen und sexueller Anbahnung auf (obendrein kommt dem Flying-Pickets-Song „Only You“ eine zentrale Bedeutung zu!), doch Gray und seine großartigen Hauptdarstellerinnen Juno Temple und Riley Keough arbeiten neben dem Furchterregenden v.a. die vielen kleinen und großen Peinlichkeiten sowie das „Unperfekte“ der ersten Liebe heraus. Gut so!
In Juno Temple musste man sich bereits in Gregg Arakis „Kaboom“ ganz schrecklich verlieben; hier ist sie leider etwas weniger tough – denn sie hat den Girlie-Part inne. Mit ihrer blonden Mähne, der hellen, bunten Garderobe und ihrer kindlich-unsicheren Art ist sie als Diane der überdeutliche Gegensatz zu Jack, die von Riley Keough („The Runaways“) lässig, in Streetwear (u.a. einem T-Shirt der Industrial-Metal-Band Ministry), mit Skateboard und unfallbedingter Schramme im Gesicht gegeben wird. Verzichtbar erscheint die Andeutung, dass Jack mit ihrem Tomboy-Look und ihrem nonkonformistischen Verhalten ihren verstorbenen Bruder zu imitieren versucht; dieser (in der Geschichte nicht weiter ausgebaute) Hinweis grenzt die Interpretation des Charakters nur unnötig ein.
Außerdem auf der Besetzungsliste: die Pop-Sängerin Kylie Minogue („Can’t Get You Out of My Head“ bzw. *La-lala, lala, lala-LA!*) und der wunderbare Lou Taylor Pucci („Thumbsucker“, „Evil Dead“). Die Rollen der beiden sind allerdings sehr klein – und sehr unattraktiv. Ohnehin – dies gilt es als Schwachpunkt zu nennen – hat der Film keine interessanten Nebenfiguren zu bieten; Cara Seymour als Dianes Tante und Haviland Morris als Jacks Mutter bleiben konturlos.
Als Extras enthält die DVD ein Feature über die Special Effects sowie einen kurzen TV-Beitrag mit Statements von Gray und Keough.
Fazit
Aufregender wurden Gefühlsaufwallungen kaum je gezeigt! Das Teenage-Angst-Movie illustriert in energischen Dark-Fantasy-Passagen die „inneren Monster“ junger Liebesleidender. Das Spiel von Juno Temple und Riley Keough fasziniert!
Autor: Andreas Köhnemann