Inhalt
Moskau, 1941: Während die Nationalsozialisten heimlich die Invasion auf die UDSSR vorbereiten, soll ein Top-Spion dafür sorgen, dass keine Informationen über den geplanten Angriff an die Führung der Sowjetunion geraten. Hierfür wird kurzerhand der beste Agent der Nazis, mit Codenamen Wasser, beauftragt, der das Unternehmen zum Erfolg verhelfen soll. Auf der anderen Seite der Grenze wird unterdessen ein Box-Profi (Danila Kozlovsky), unter der Leitung von Ober-Spion Alexey Oktyabrskiy (Fedor Bondarchuk), rekrutiert, um dieses Vorhaben zu vereiteln. Doch die Zeit drängt, denn bis auf den Codenamen weiß der russische Geheimdienst nichts über den feindlichen Agenten. Doch als ein Funker abgefangen werden kann, beginnt endlich das tödliche Spiel, welches über den Krieg entscheiden wird…
Kritik
Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Boris Akunin, sollte Iron Spy – Spionage für Anfänger (OT: Shpion) mit Hilfe von einem großen Budget sowie Star-Beteiligung (unter anderem Fedor Bondarchuk sowie Vladimir Epifantsev) kurzerhand ein großer Erfolg in Russland werden. Und ja, der Film von Regisseur und Newcomer Aleksey Andrianov schaffte es prompt 2012 auf Platz 4 der russischen Charts. Nun erscheint der Spionage-Thriller auch endlich in Deutschland auf DVD/BD, sodass auch wir in den Genuss der ungewöhnlichen Agenten-Story werden. Mit viel Humor, teils überdrehen parodistischen Spitzen, einigen comichaften Zügen sowie hervorragenden Darstellern, wartet so ein kurzweiliger Action-Trip, der gerade von seinen imposanten Kulissen sowie der ungewöhnlichen Erzählweise lebt. Für einen genialen wie treffsicheren Klassiker wie Top Secret oder einer sehr gelungenen James-Bond-Parodie wie OSS 117 – Er selbst ist sich genug reicht es zwar nicht, doch einen Blick ist der Kampf der Nationen dennoch. Dabei zieht Iron Spy besonders viel Faszination von seinem ungewöhnlichen Setting. Der Kampf Nazis gegen Kommunisten gefällt, Moskau als glanzvolle comichafte wie stets saubere Stadt überzeugt und auch die vielen humorvollen Einfälle ergeben ein Gesamtbild, welches sich durchaus sehen lassen kann. Zwar muss man eine Videotelefonie mit Adolf Hitler sowie ständige Überwachungskameras (technisch damals zwar möglich aber eher nicht in Verwendung) akzeptieren, doch dann folgt eine schöne Spionage-Story, die vor allem viele Wendungen parat hält. Bei der eigenwilligen Geschichte gibt es dann aber auch die größten Probleme: Denn während anfangs der Fokus auf Box-Profi und Spionage-Neuling (gespielt vonDanila Kozlovsky) liegt, ändert sich die Richtung schnell und vor allem Ober-Spion Alexey Oktyabrskiy (fantastisch gespielt von Fedor Bondarchuk) gerät in den Mittelpunkt. Etwas Liebe, Herzschmerz, ungewöhnliche Agenten, Situations-Komik sowie eine abgefahrene wie irrwitzige Verfolgungsjagd, reißen dann den Zuschauer immer wieder aus dem Geschehen heraus. Und kommt gegen Ende dann noch Pathos (der sich zum Glück in Grenzen und auch Kritik parat hält) und ein romantisches Finale hinzu, nimmt Iron Spy einen Weg, der so einfach viel zu skurril wirkt. Einzig die passablen Action-Momente sowie die imposante Ausstattung sorgen dann dafür, dass sich ein weitersehen lohnt. Dies gilt ebenfalls für die vielen Dialoge, wobei vor allem die deutsche Synchronisation hier viel zum Desinteresse beiträgt.
Fazit
"Iron Spy" ist ein geschichtlich sehr interessanter und opulent inszenierter Spionage-Thriller, der vor allem mit einer Menge Humor, einer comichaften Überzeichnung sowie vielen irrwitzigen Einfällen überzeugen kann. Für durchgehend gelungene 99 Minuten reicht dies jedoch nicht. Denn Abseits vom Duell Spion gegen Spion, gibt es zu viel Pathos, einige Längen, eine etwas merkwürdige Erzählweise sowie ein Finale, welches sehr weichgespült daher kommt. Schade, denn hier hätte das russische Kino wahrlich auftrumpfen können.
Autor: Thomas Repenning