Inhalt
Nur widerwillig hilft das Medium Elise Rainier der jungen Quinn bei der Kontaktaufnahme zu ihrer toten Mutter. Rufe man den Geist eines Toten, so können alle diesen Ruf hören, warnt Elise. Leider kommt ihre Warnung zu spät, denn eine dunkle Macht hat es bereits auf Quinn abgesehen. Zusammen mit Tucker und Specs, die sich auf paranormale Erscheinungen spezialisiert haben, nimmt Elise den Kampf gegen das Böse auf.
Kritik
Mit diesem dritten Kapitel ist die "Insidious"-Reihe auf einem guten Weg, das zweitgrößte Horror-Franchise nach "Saw" zu werden - ein unangenehmer Gedanke, wenn man bedenkt, in was für ein qualitatives Loch letzteres nach dem ersten Teil gefallen ist. Nachdem James Wan, Regisseur der ersten beiden Teile, dieses Jahr sein Action-Debüt mit "Furious 7" gab, nimmt nun also Kollege Leigh Whannell auf dem Regiestuhl Platz. Sein dritter Teil beschließt aber weniger eine Trilogie, als vielmehr gleich mehrere Türen aufzustoßen und den Franchise-Wahn ganz offiziell ins Rollen zu bringen. "Insidious: Chapter 3" knüpft nicht etwa an den Cliffhanger des zweiten Teils an, sondern ist ein Prequel - was der Cliffhanger also zu bedeuten hat, werden wir bei gleichbleibenden Einspielergebnissen bestimmt in "Insidious: Chapter 4" herausfinden.
Der deutsche Zusatztitel "Jede Geschichte hat einen Anfang" suggeriert uns ein waschechtes Prequel; einen Film, der dem ersten Teil noch einmal set-up verschafft, womöglich wie einst bei "Saw" das bereits Gesehene in einen völlig anderen Kontext rückt. Aber nein, der Zusatztitel ist ein klassischer Fall von leeren Marketing-Versprechen. Den Großteil seiner Laufzeit ist "Insidious: Chapter 3" einfach nur ein weiterer Geistergrusler, der sich im "Insidious"-Universum abspielt. Zwar werden durch das Auftreten von Medium Elise klare Brücken geschlagen, wirklich zum Prequel wird der Film aber erst im letzten Drittel, wenn er (ein bisschen zu angestrengt) den direkten Anschluss an Teil 1 sucht - ein zuweilen sehr krampfiges Verfahren, das aber immerhin den wirkungsvollsten Jump-Scare des ganzen Films hervorbringt.
Jump-Scares bleiben weiterhin das beliebteste Stilmittel der Reihe - auch wenn sich Whannell nicht vollends auf sie verlässt und in kleinen Momenten tatsächlich so etwas wie schaurige Atmosphäre heraufbeschwört. Der Dämon, der aussieht als hätten Darth Vader und ein "Herr der Ringe"-Ork eine heiße Nacht im Kohlenschacht verbracht, sorgt hin und wieder durchaus für Angst und Schrecken, was daran liegt, dass wir ihn (bis zum Finale) immer nur sporadisch und schemenhaft zu sehen bekommen. Zudem schlägt Whannell gleich in doppelter Hinsicht einen emotionalen Bogen: Quinn Brenner (manchmal gut, manchmal hölzern: Stefanie Scott) möchte Kontakt zur ihrer toten Mutter herstellen und Elise Rainier (in sympathischer Bad-Ass-Laune: Lin Shaye) trauert ihrem verstorbenen Ehemann hinterher. Es sind unterentwickelte und klischeehafte Charakterambitionen, aber sie sind vorhanden und sie sind gut gemeint.
Den kreativen Köpfen hinter "Insidious: Chapter 3" also schlicht Faulheit vorzuwerfen, wäre nicht ganz gerechtfertigt. Es steckt nicht viel Neues und kaum Originelles in diesem Film, und wer ihn (und das ganze Franchise gleich mit) verteufeln möchte, der findet genug Anhaltspunkte, dies auch zu tun. Dennoch fühlt sich "Insidious: Chapter 3" immer noch wie ein Film an, dessen Macher unter den gegeben Umständen - der dritte Teil einer Reihe, die langsam Abnutzungserscheinungen aufweist, und Film eines Genres, das seit Jahren eigentlich schon mausetot ist - so ziemlich das Bestmöglichste herauszuholen. Das ist vielleicht kein wirklich guter Film, aber immerhin auch kein schrecklicher.
Fazit
Routinierte, aber immer noch nicht gänzlich reizlose Geisterbahnfahrt. "Für Fans der Reihe empfehlenswert" trifft es hier wohl am besten.
Autor: Nikolas Friedrich