Inhalt
Die Brüder Dajun und Qiang sind seit vier Jahren zerstritten. Ursprünglich arbeiteten beide bei der Feuerwehr. Doch dann stieg Qiang aus und gründete eine Brandschutz-Firma. Durch Zufall trifft er Dajuns schwangere Frau Sile wieder, die im selben Gebäude, in dem er arbeitet, einen Arzttermin hat. Wegen einer defekten Klimaanlage und dem schwülsten Tag seit langem bricht in dem Hochhaus plötzlich ein Feuer aus, welches sich rasend schnell ausbreitet. Bis die Feuerwehr eintrifft, steht fast das gesamte Hochhaus in Flammen. Qiang und Sile sind in den oberen Etagen gefangen. Sie versuchen zu einer der Rettungsleitern der Feuerwehr zu gelangen. Das erweist sich aber als gefährlicher als zunächst angenommen. Dajun trifft derweil ebenfalls am Unglücksort ein und versucht seine Familie zu retten. Steht der familiäre Konflikt der Brüder dabei im Wege und verschärft die lebensbedrohliche Situation für alle Beteiligten?
Kritik
Liest man sich die Inhaltsangabe von “Out of Inferno” (deutscher Titel) oder im Original „Inferno“ durch, so mag der Verdacht aufkeimen, dass es sich um ein Remake des Katastrophenklassikers „Flammendes Inferno“ handelt. Oder zumindest eine Kopie des koreanischen Genrevertreters „The Tower“. Und obwohl es sich nicht um ein Remake handelt, tritt „Out of Inferno“ in große Fußstapfen. Den sich mit „Flammendes Inferno“ zu messen oder zu vergleichen bedarf einiges an Qualität. Nicht umsonst ist „Flammendes Inferno“ vielleicht der Genreklassiker schlechthin. Klar ist dieser etwas in die Jahre gekommen, jedoch hat er nichts an Spannung oder Faszination verloren. „The Tower“ kam zwar nicht an die Qualität des Klassikers heran, konnte aber eine spannende Geschichte erzählen und war ein würdiger Ideenklau. Und so kommt aus auch China ein weiterer Film über ein brennendes Hochhaus und tapferen Feuerwehrmännern daher.
Und tatsächlich hat „Out of Inferno“ tolle Ansätze, eine ähnliche Geschichte anders zu erzählen und auch anders zu inszenieren. Doch immer mit dem Fokus einen Actionfilm zu drehen, anstatt ein Drama oder Thriller. Unter der Prämisse macht er vieles richtig. „Out of Inferno“ bietet einige neue Ideen, welche bisher im Genre noch nicht vorkamen. So wird beispielsweise ein Kran als Rettungsleiter benutzt oder giftige Dämpfe erschweren das Überleben erheblich. Einfallsloses Kopieren kann man den Chinesen hier nicht vorwerfen.
Doch woran liegt es, dass der Funke nicht wirklich überspringen möchte? Liegt es an den Effekten? Diese sind zwar äußerst CGI-lastig aber dennoch irgendwie ok. Mit dem Hintergrund, dass der Film ein 3D Film ist, liegt die Erklärung quasi auf der Hand. Die meisten Effekte sind für das 3D Publikum gemacht. Daher wirken diese häufig ziemlich animiert. Doch dies kann man nicht zwangsläufig als Kritikpunkt äußern, da der Film auch „nur“ mit 19 Millionen Doller inszeniert worden ist. Doch so richtig hat man nie das Gefühl mitten drin zu sein. Da waren die Klassiker, mit den zumeist echten Feuern, wesentlich näher am Zuschauer.
An der Grundgeschichte liegt es auch nicht, da diese bei „Flammendes Inferno“ wunderbar funktioniert. Jedoch rückt der rote Faden zunehmend aus dem Fokus, wenn die Konflikte der Protagonisten in den Vordergrund geraten. Und hier gibt es nicht nur einen Konflikt. Reicht es nicht, dass die beiden Brüder sich schon für das Überleben zusammentun müssen… Nein. Hier kommt noch eine Ehefrau, welche ihren Mann für seine Arbeit als Feuerwehrmann hasst. Selbstverständlich darf die Familie nicht fehlen, welche ihr Kind verliert. Erwähnten wir schon den Angsthasen mit der großen Klappe, welcher sich in den entscheidenden Situationen verkriecht. Moment; ihr meint doch jetzt, wir würden eine Auflistung aller Klischees des Katastrophengenres vornehmen?
Und so ganz Unrecht habt ihr damit nicht. „Out of Inferno“ lässt kein Klischee links liegen, sondern verwurstet diese, in die doch eigentlich simple Geschichte. Ist der Kampf ums Überleben nicht schon spannend genug, so muss es an jeder Ecke weitere Konfliktherde geben. Somit verliert man relativ schnell den Überblick und die einzelnen Schicksale lenken vom eigentlichen Storyplot ab. Irgendwie ist es fast paradox, wenn man sagt, es passiert passagenweise nichts, obwohl ja immer irgendetwas passiert.
Doch was ist eigentlich so schlimm an den ganzen Konflikten? Hier muss man die Actionlastigkeit als ersten Anhaltspunkt nehmen. Die Regisseure lassen nicht viel Zeit verstreichen um das Inferno zu entfesseln. Doch bleibt einfach keine Zeit, einen Draht zu den Protagonisten zu finden. Irgendwie sind alle egal. Flashbacks und Schicksale lassen uns kalt, weil wir uns noch nicht an sie gewöhnt haben. Die Figurenzeichnung ist maximal oberflächlich.
Doch nicht nur die ganzen Klischees trüben den Filmgenuss. Der Pathos, welcher hier an den Tag gelegt wird, ist fast unerträglich. Man ist fast dazu geneigt zu sagen, dass „Out of Inferno“ eine Werbung für den Feuerwehrdienst ist. Nicht wenige werden den Film ausschalten und sich über eine Bewerbung als Feuerwehrmann Gedanken machen. Die Feuerwehrmänner werden nicht nur glorifiziert, sondern fast gottgleich gesetzt. Der heroische Score tut sein übriges. Und dieses Zusammenspiel zwischen Bild und fast epischer Musik nervt relativ schnell. Da ist man fast schon geneigt über die vielen Logiklöcher und fragwürdigen Aktionen hinweg zu sehen. Diese sind nämlich nicht das Zünglein an der Waage.
Fazit
Man nehme eine Mischung aus “Flammendes Inferno”, “The Tower” und „Backdraft”, vermischt diese mit allen Klischees die es so gibt und heraus kommt „Out of Inferno“. Die Ideen sind klasse, die Action ist gut aber zu viele Konflikte lenken von der eigentlichen Katastrophe ab. Eine gehörige Portion Pathos tut ihr Übriges. Somit kann sich „Out of Inferno“ leider nicht gegen seine Konkurrenz durchsetzen und bleibt maximal Durchschnittlich.
Autor: Kuehne Kuehne