Inhalt
Neun junge Aliens, äußerlich von Menschen nicht zu unterscheiden, sind vor außerirdischen Invasoren, die ihre ganze Spezies vernichtet haben, auf die Erde geflüchtet. Drei von ihnen fallen den Killern zum Opfer, doch der Nächste auf der Todesliste wird stärkeren Widerstand leisten. Nummer 4, alias John Smith, entdeckt auf der Highschool gerade die Liebe, aber auch seine Superkräfte. Als die außerirdischen Jäger ihn stellen, wächst John über sich hinaus und bekommt unerwartete Hilfe - aus der alten Heimat.
Kritik
„We don't love like the humans. With us it's forever. You will never forget.“
Nachdem die zeitweise für 15% aller US-Buchverkäufe verantwortliche Stephenie Meyer unverschämte Siegeszüge mit ihrer Twilight-Saga feiern konnte, in der sie ihre Leserschaft hinter dem Deckmantel einer Fantasy-affinen Teenie-Romanze mit den Statuten des Mormonentum indoktrinierte, war einer Verfilmung dieser fragwürdigen Belletristik nur noch eine Frage der Zeit. 2008 erwirkte Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen dann auch schließlich ein beachtliches Box-Office-Ergebnis von fast 400 Millionen US-Dollar, was natürlich die Bahnen für profitgierige Eklektiker ebnete. Zu diesen zählten auch die beiden Schriftsteller James Frey und Jobie Hughes, die 2010 unter dem gemeinsamen Pseudonym Pittacus Lore den Roman Ich bin Nummer Vier auf den Markt brachten und es sich damit über Wochen in den Bestsellerlisten gemütlich machten. Der nächste Schritt, als Antwort auf diesen Erfolg, erklärte sich von selber.
Eine Adaption für die große Leinwand musste her – und das natürlich auf dem Fuße, um die Früchte des Hypes weitergehend zu ernten. Ich bin Nummer Vier erzählt indes zwar nicht von im Sonnenschein glitzernden Blutsaugern, dafür aber von humanoiden Extraterrestrischen, die einst als Flüchtlinge auf dem blauen Planeten einkehrten, um Schutz vor dem destruktiven Wesen der sogenannten Mogadori zu finden. Voraussetzung genug, um einen blondgefärbten Schönling (gespielt von Alex Pettyfer, Magic Mike) ins Zentrum der Geschichte zu setzen und das jugendliche Publikum dort abzuholen, wo es steht: In ihren Ängsten und ihren Sorgen, ihren Kämpfen und Bestrebungen. Wie auch das Twilight-Franchise erzählt Ich bin Nummer Vier in erster Linie von Individuen, die sich mit ihrem Platz im Leben noch nicht arrangiert haben, wenngleich Twilight wie auch Ich bin Nummer Vier maximal als überhöhtes Zerrbild unserer Wirklichkeit herhalten.
In einer oftmals der Lächerlichkeit anheimfallenden Mixtur aus Young-Adult-Motiven, Nicholas-Sparks-Larmoyanz und phantastischer Sci-Fi-Action versucht sich Regisseur D.J. Caruso, wie bereits aus Disturbia und Eagle Eye – Außer Kontrolle bekannt, erneut als Regisseur der Aneignung. Nicht zuletzt steht Ich bin Nummer Vier das Scheitern am Aufleben einer Steven-Spielberg-Patina ins hochglanzpolierte Gesicht geschrieben, wenngleich die Integrationshindernisse der Hauptfigur ganz eindeutig den zielgruppenorientierten Erwartungen hormongesteuerter (oder: hormongestörter) Heranwachsender zuspielt. Ich bin Nummer Vier aber entwächst dem Morast dieser stilistischen Strömung nicht, er verfällt ihr und verkümmert über weite Strecken zur anonymen Abtastung standardisierter Jugendbuch-Handlungsprozesse, bis sich in den letzten gut 20 Minuten doch noch Produzent Michael Bay (Transformers) bemerkbar macht: Der finale Kampf ist ein einziger, sich in Feuersbrünsten ergehenden Übewältigungseffekt. Das ist ebenfalls kaum sinnbringend, aber es zieht immerhin effektvoll Blicke auf sich.
Fazit
Wir dürfen uns bei "Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen" für "Ich bin Nummer Vier" bedanken. Nun gut, ganz so schlimm ist D. J. Carusos Bestseller-Adaption dann letztlich nicht geworden, doch dieser einförmige Bastard aus Young-Adult-Bedürfnissen, Nicholas-Sparks-Rührseligkeiten und effekthascherischer Sci-Fi-Fantasy-Action setzt keinerlei Akzente, um Tage der Sichtung hinaus noch der Rede wert zu sein.
Autor: Pascal Reis