Inhalt
Renee weiß sehr wohl wie es ist, gerade so knapper Durchschnitt in der Welt der Schönen zu sein. Doch ihr Selbstbild ändert sich buchstäblich schlagartig mit einem ungebremsten Sturz vom Fitnessrad: plötzlich sieht sie sich wunderschön, auch wenn ihre Umgebung das nicht genauso erkennt und der Kopf dazu noch ganz schön brummt. Mit ganz neuem Selbstvertrauen klettert sie unerwartet auf der Karriereleiter einer Kosmetikfirma nach oben und gewinnt endlich den Respekt der von ihr so bewunderten Chefin Avery LeClaire. Doch was passiert, wenn sich die anfängliche Wirkung verflüchtigt und die Realität wieder einsetzt?
Kritik
Komikerin Amy Schumer kennt sich mit Komplexen und Bodyshaming aus. Oft genug wird sie Opfer von beleidigenden Kommentaren, die sich über ihre Physis auf wenig charmante Art lustig machen. Aber natürlich nutzt sie dies auch immer wieder aus, um daraus Inhalte für ihre Comedyshows sowie Stand Ups zu machen und während ihr Kinodurchbruch Dating Queen - Beziehungen sind auch keine Lösung sich noch um die Frage drehte, warum Frauen mit ausschweifendem Sexualleben als Schlampen bezeichnet werden, dreht sich in I Feel Pretty alles um folgende Frage: Bin ich schön?
Schumer agiert im Regiedebüt des Autoren-Duos Abby Kohn und Marc Silverstein (Er steht einfach nicht auf Dich) als Figur, die sich beladen hat mit Scham und Unwohlsein wegen ihres Äußeren. Mit einem verzerrten Lächeln versucht sie, Renee, Pfunde in einem Fitness-Kurs abzuspecken und fristet ihren Arbeitsalltag in einem mickrigen Kellerbüro irgendwo in New York. Der Weg nach oben, zum Erfolg und vor allem zur eigenen Zufriedenheit, scheint nur möglich zu sein, mit einem perfekten Äußerungen. Als sich Renee nach einem Unfall plötzlich selbst als wunderschön wahrnimmt und damit ihre Selbstzweifel verschwunden sind, klappt es plötzlich auch mit dem beruflichen Aufstieg. Die Botschaft dahinter ist so einfach wie durchaus lobenswert: Wahre Schönheit kommt von innen.
Was Kohn und Silverstein daraus machen ist aber leider komödiantische Konfektionsware von der Stange. I Feel Pretty tritt durch die Einbildung sie würde plötzlich dem idealen Schönheitsbild entsprechen von einem Fettnapf in den nächsten, durch ihr neu dazugewonnen Selbstvertrauen, fallen ihr diese Fehltritte aber nicht sonderlich auf, was letztlich dazu führt, dass sie in die nächste Falle tappt. Das ist solide umgesetzt und Schumer agiert stets auf dem schmalen Grad zwischen Karikatur und Authentizität. Doch so will sich keine ergiebige Komik einstellen. Es sind meist nur kleine humoristische Ausbrüche, die I Feel Pretty vorlegt. Die Komödie ist dann doch zu sehr damit beschäftigt ihre Botschaft immer wieder zu unterstreichen.
So ist es nicht Amy Schumer, die hier wirklich komödiantisch überzuegt, sondern tatsächlich Michelle Williams. Diese kennen wir vor allem aus Dramen wie Blue Valentine, Brokeback Mountain oder Manchester by the Sea. In I Feel Pretty darf sie endlich einmal beweisen, dass sie auch sehr gut komische Rolle ausfüllen kann. Als Mitbesitzerin einer großen Kosmetikfirma stolziert sie wie ein scheue Reh durch die stilisierten Büroräume des Unternehmens und piepst mehr, als dass sie wirklich spricht. Das wirklich Besondere daran ist, dass Kohn und Silverstein aus ihr optisch zwar das Abziehbild eines Klischees machen, recht schnell zeigt sich jedoch, dass sie nicht wie zu erwarten war ein eiskaltes, berechnendes Biest ist, sondern eine herzliche, wenn auch nicht zu intelligente Person.
Das ergibt ein Für und Wider. Zum einen ist es durchaus wohltuend, nett und weitsichtig, aus solch einer Figur nicht das Maximum an Dummheit heraus zu extrahieren, andererseits lässt man eine große Chance meist ungenutzt verstreichen humoristisch zumindest das ein oder andere Mal so richtig auf die Pauke zu hauen. Genau diese Problematik durchzieht I Feel Pretty von Beginn bis Ende.Durch seinen Verzicht auf radikale Überspitzung unterstreicht er effizient seine Botschaft, vermasselt sich aber dadurch gleichsam viel komödiantisches Potenzial. Wäre es überhaupt möglich gewesen einen Film, der auf unterhaltsame Weise versucht Bodyshaming die Stirn zu bieten, mit krassen Humorkanonaden umzusetzen. Ja, wäre es. Mit den Figuren lachen, nicht gegen sie, wäre eine durchaus gute Option.
Fazit
Die Botschaft die „I Feel Pretty“ vermittelt ist nett sowie lobenswert und mit Michelle Williams bietet die Produktion sogar eine kleine komödiantische Entdeckung. Im Gesamten erweist sich der Film aber als Exemplar einer Komödie, der es an wirklich lustigen Momenten mangelt. Es ist mehr ein solides, unaufgeregtes Hangeln von Schmunzler zu Schmunzler.
Autor: Sebastian Groß