Inhalt
Als die Stripperin Lucy die Avancen ihres kleinwüchsigen Kollegen zurückweist, belegt dieser sie mit einem Fluch. Als sie einige Zeit später Gino heiratet und einen Sohn von ihm gebärt, scheint sie der Fluch in die Tat umzusetzen. Luc glaubt, dass mit Baby Nicholas irgendwas nicht stimmt. Was sich bewahrheiten soll…
Kritik
I Don’t Wont to Be Born lautet der Originaltitel dieses 1975 veröffentlichten Grusel-Exploitators und nach der Sichtung könnte man annehmen, dass dies ein ernstgemeinter, verzweifelter Hilferuf war – vom Film selbst. Seinerzeit krachend gescheitert, sowohl vom Publikum wie Kritikern verschmäht und überwiegend sogar verspottet, mauserte sich diese Bruchlandung vom einstigen Dritte-Reihe-Hammer-Regisseur Peter Sasdy (Comtesse des Grauens) über die Jahre und Dank etlicher TV-Ausstrahlungen im britischen Mitternachtsprogramm zu einer Art Trash-Perle für ganz Hartgesottene. Heutzutage wird der Film teilweise sogar gefeiert, aus den natürlichen völlig „falschen“ Gründen (wenn es überhaupt falsche Gründe geben kann, um bei einem Film seinen Spaß zu haben).
Die Gründe dafür sind mannigfaltig und dürften selbst für den wohlwollendsten Zuschauer nicht wegzudiskutieren sein. Das die Idee von einem dämonischen Kleinkind nicht automatisch in vollkommenden Mumpitz verenden muss, wurde davor und danach ja schon mehrfach sogar meisterlich bewiesen. Bei Rosemaries Baby im Jahr 1968 sogar pränatal, ein Jahr nach diesem Blödsinn hier mit Das Omen auch nach der Niederkunft. Beim Blick auf den prominenten Cast schleicht sich sogar eine gewisse Erwartungshaltung oder zumindest sowas wie dezenter Zweckoptimismus ein, was die ganze Chose letztendlich aber nur noch kurioser gestaltet. Die frischgebackene Mutter Lucy (Joan Collins, Furcht in der Nacht) ahnt schon Böses, als ihr der neugeborene Nicholas beim ersten Stillversuch kräftig in die Brust beißt, und der entbindende Chefarzt (Donald Pleasence, Die Klapperschlange) ist etwas verwundert über die ungewöhnliche Größe und das Gewicht des Kindes, aber ansonsten scheint doch alles wunderbar. Gut, das Gebrülle des kleinen Rackers klingt als würde man ein Dutzend rolliger Katzen in der Regentonne ersäufen, er verwüstet von seiner Krippe aus unter sonderbaren Umständen das Kinderzimmer und wehrt sich auch mit Leibeskräften gegen die Taufe, aber warum sollte sich da speziell der stolze Vater Gino (Ralph Bates, Frankensteins Schrecken) irgendwelche Sorgen machen? Ist ja schließlich nicht so, dass Lucy mal von einem kleinwüchsigen Schausteller verflucht wurde. Moment mal, da war doch was…
Ja, genau das ist einige Monate vor Lucy’s Hochzeit passiert, als diese die Annährungsversuche von Stripclub-Mitarbeiter Hercules (George Claydon, Draculas Hexenjagd) zurückwies. Mit den Worten „Du wirst ein Baby bekommen…Ein Ungeheuer! So groß, wie ich klein und vom Teufel besessen“ prophezeit er ihr den Schlamassel, in dem sie sich nun befindet. Und wir gleich mit, die vielleicht noch in der Hoffnung sind auf einen halbwegs akzeptablen Gruselstreifen in der ruhmreichen Tradition der britischen B-Movies. Das Böse-Kinder-Szenario könnte eventuell funktionieren, wenn sich dessen Opfer vielleicht aufgrund seiner übernatürlichen Kräfte selber richten oder diese äußere Umstände beeinflussen, siehe z.B. Das Omen. Stattdessen scheint sich Nicholas in den entscheidenden Momenten vom wirklich süßesten Säugling der Welt plötzlich wahrhaftig in ein Abbild von Hercules zu verwandeln, um seinen Mitmenschen den Garaus zu machen. Das wirkt natürlich sagenhaft albern, insbesondere wenn Lucy in kurzen Visionen einen kleinwüchsigen Mann im Strampelanzug vor sich sieht. Aber es passt irgendwo zur Gesamtpräsentation.
Bei seinen Arbeiten für Hammer konnte sich Peter Sasdy wenigstens noch auf die ständig wiederverwerteten Kulissen und ein solides Drumherum verlassen, ein echtes Talent für die Inszenierung ließ er jedoch dort schon vermissen. Hier werden seine Schwächen gnadenlos offengelegt. Der Film wirkt zu keiner Zeit auch nur ansatzweise atmosphärisch oder wird nur in der geringsten Form spannend erzählt. Dadurch erscheint die ohnehin schon grenzwertige Mörder-Baby-Nummer nur noch alberner, wird allerdings beinah getoppt von den völlig führungslos chargierenden Darsteller*innen. Joan Collins‘ theatralisches Overacting ist stellenweise urkomisch, während Ralph Bates und Eileen Atkins (Equus – Blinde Pferde), beides Vollblutbriten, mit einem italienischen Akzent hausieren gehen, der seines Gleichen sucht. Ralph Bates vergisst den zwischenzeitlich auch mal, vielleicht war es ihm selbst peinlich (und da regen sich die Leute ernsthaft über Chris Pratt in Der Super Mario Bros. Film auf…). Auch deswegen sollte man den Film, wenn schon, unbedingt im O-Ton schauen, sonst verpasst man glatt das Beste. Einen herrlichen Gegensatz dazu bildet (mal wieder) der wunderbare Donald Pleasence, der sich kräftig am Riemen reißt und sich nicht aus seiner professionellen Contenance bringen lässt. Der hat einfach zu viel Erfahrung mit Filmen unterhalb seines darstellerischen Niveaus, dass ihn selbst dieser Zirkus nicht aus der Fassung bringt. Großer Mann.
Fazit
Genau genommen geht bei „Der Teufel in ihr“ alles schief, was nur schiefgehen kann. Die Idee wird derart albern und lächerlich präsentiert, dass man den eigentlich gestandenem Cast kaum einen Vorwurf machen darf, wie ungeniert sie sich von diesem Unfug mitreißen lassen und eine Show abliefern, die jenseits von Gut und Böse ist. Zugegeben, das generiert auf seine spezielle Art einen gewissen Unterhaltungswert der Marke Autounfall. Wer nur mit der Erwartungshaltung herangeht, diesen Film nach allen Regeln der Kunst auszulachen, der könnte damit vermutlich sogar seine Freude haben.
Autor: Jacko Kunze