Inhalt
Eine Gruppe junger Aktivist*innen schließt sich zusammen, um durch die Sprengung einer Öl-Pipeline aktiv etwas zum Umweltschutz beizutragen.
Kritik
Wie sehr Daniel Goldhabers (Cam) zweiter Spielfilm gefällt, entscheidet für einen Großteil des Publikums wohl die eigene politische Position zur agitierenden Aussage. Die übernimmt das prototypische Message-Movie im Wesentlichen von Andreas Malms gleichnamiger Sachbuch-Vorlage, die gewaltfreien Klima-Aktivismus als nutzlos ansieht und Öko-Terrorismus als legitim verteidigt. Die liberale New York Times pries die filmische Fassung dieser Haltung als bahnbrechend. Die rechtskonservative National Review bezichtigte das Action-Abenteuer - und den Times Artikel gleich mit - der Propaganda zwecks Rekrutierung von Klima-Kämpfern.
Bitte sehr, da war das Skandälchen, ohne das der Teenie-Thriller, der an eine Realfilmfassung von Captain Planet ohne Captain Planet erinnert, wohl wenig Beachtung erfahren hätte. Zu Recht, ist doch die hölzern inszenierte, mies gespielte Chronik des titelgebenden Pipeline-Anschlags lediglich ein amateurhafter Abklatsch unzähliger Heist-Movies mit guten Gaunern. Jene sind eine Clique cooler Klischeefiguren, die aus Idealismus ihr Leben riskieren; ethnisch divers, überwiegend jung, aus Unterschicht und Arbeiterklasse, mit menschlich und moralisch wasserfesten Motiven.
Kurzum: das genaue Gegenteil der mittelständischen weißen Endzwanziger, die in der Realität im Schutz ihrer Privilegien zwecks Selbstinszenierung umweltverträgliche Kulturgüter attackieren. Die Idealisierung der Filmfiguren zeigt exemplarisch die infantile Ignoranz der Produktion, die gerade spannende Kernkonflikte der Thematik systematisch ausblendet - sogar den essenziellen Aspekt der Gewaltfreiheit. Die wird hier beibehalten, da die Protagonist*innen höchstens sich selbst verletzen. Das angesichts der moralischen Attitüde auffällig kommerzielle Resultat ist nicht mal sonderlich fanatisch - bloß feige und langweilig.
Fazit
Dank etwas kalkulierter Kontroverse kriegt Daniel Goldhabers abstruses Aktivismus-Abenteuer sogar einen hiesigen Kinostart. Statt des suggerierten gesellschaftlichen Zündstoffs bietet die ungelenke Buchverfilmung bloß schäbige Effekte und eine generische Story. Die ist weder unterhaltsam noch rebellisch oder gar relevant. Alles an dem pseudo-politischen B-Movie ist unglaubwürdig: die eindimensionalen Charaktere, die krude Handlung und am meisten die ethischen Ambitionen. Das Desinteresse gegenüber der ökologischen und sozialen Realität, das bereits die Genesis der Vorlage verrät, ist hier unübersehbar.
Autor: Lida Bach