Inhalt
Kylie Bucknell erlebt die Nacht des Grauens: Nachdem sie von einem Gericht zu Hausarrest verurteilt wurde, muss Kylie zurück zu ihrem Haus kehren, in dem sie aufgewachsen ist. Doch schnell stellen sich mysteriöse Ereignisse ein. So hört sie seltsames Flüstern und auch ein Klopfen hallt durch das Haus. Fluch oder Einbildung?
Kritik
"What are you gonna do against a hostile spirit?"
"I'm gonna smash it in the face!"
"[Sigh], you can't punch ectoplasm."
Aufgepasst, hier kommt Neuseeland. Und zumindest bei augenzwinkernden Horrorfilmen scheinen die Neuseeländer ganz vorne mit dabei zu sein. Dies zeigten bereits die beiden neuseeländischen Vertreter, die auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest ihre Uraufführungen feierten. Doch während Taika Waitits "What we do in the Shadows" eher auf Absurditäten und echte Pointen setzte, baut Gerard Johnstones "Housebound" mehr auf Situationskomik und ein ganz großes Augenzwinkern. Denn im Prinzip bietet "Housebound" dem Zuschauer einmal mehr die typische "Haunted House"-Story, ist dabei aber so grundsympathisch, ironisch und spaßig gemacht, dass man über fast die komplette Laufzeit super unterhalten wird.
Dass Regisseur und Drehbuchautor Gerard Johnstone sich hier einen Spaß mit den typischen Klischees der "Hauntes House"-Geschichte erlaubt, merkt man allein schon daran, dass er Kylie mal einen vernünftigen Grund gibt, das Anwesen ihrer Eltern nicht verlassen zu dürfen/können. Diese wird dort nämlich zu 8 Monaten Hausarrest verurteilt und mit einem Trackingdevice am Fuß rund um die Uhr überwacht. Da Kylie zudem auch noch als psychisch nicht ganz gesund gilt, glaubt ihr natürlich erstmal niemand die Dinge, die sie im verfluchten Haus ihrer Eltern erlebt. Mal abgesehen von ihrer Mutter. Da die Beziehung der beiden Frauen aber ebenfalls nicht gerade als harmonisch zu bezeichnen ist, gibt es auch hier immer wieder Probleme und Konflikte bei der gegenseitigen Verständigung. Hinzu kommen sprechende Kuscheltiere, penetrant knarrende Türen und ein Geist, der tatsächlich als weißes Laken sein Unwesen treibt. "Housebound" nimm sich all dieser Klischees dankend an und verwandelt sie, durch gut getimten Einsatz und viel Ironie, in witzige Bausteine eines sehr unterhaltsamen Films.
Auch die Schauspieler machen dabei einen rundum guten Eindruck. Sei es Morgana O'Reilly, die ihre Kylie mit einer gehörigen Portion Überheblichkeit, aber auch Sympathie darstellt, dass man sie, trotz ihres rebellischen Auftretens, sofort ins Herz schließt. Oder Rima te Wiata ("50 Ways of Saying Fabulous"), die Kylies Mutter eine Aura an zugleich Naivität und auch absurder Weisheit verleiht und die ganz nebenbei all ihre absurden Sprüche mit solch einer Selbstverständlichkeit herunterspult, dass man bei fast jedem ihrer Worte laut loslachen möchte. Erwähnen sollte man auch Glen Paul-Waru, der den Möchtegern-Geisterfänger Amos mit ebenso viel Sympathie, wie auch Tolpatschigkeit spielt und bei seinen Geister-Investigationen oftmals zum Highlight des Films avanciert. Der ganze Cast ist einfach nur wunderbar passend gewählt, hat Spaß bei der Darstellung und unterstreicht die augenzwinkernde Inszenierung immer wieder optimal mit den hervorragenden schauspielerischen Leistungen.
Der Film baut dabei natürlich hauptsächlich auf gelungener Situationskomik, sowie kleinen Scharmützeln zwischen Mutter und Tochter auf, die aber zum Großteil wunderbar aufgehen. Gerard Johnstone erfindet das Rad hier nicht neu, sondern verleiht der typischen Erzählung hier eher einen frischen, neuen und witzigen Anstrich. Der Film und seine Figuren sind dabei so charmant, dass kein Dialog und kein Witz gestellt oder unnatürlich wirkt. Zudem muss sich der Film nicht an irgendwelche Alterbegrenzungen halten, sodass die Flüche und das Blut nur so umherschwirren können. "Housebound" hat nach der Hälfte des Films mit einigen Längen zu kämpfen, die sich vor allem auf die Untersuchung des Mysteriums belaufen (welches aber zufriedenstellend aufgelöst wird), entschädigt dafür aber spätestens beim großartigen Finale wieder vollkommen. Dieses ist zwar weder super neu oder gar ausschweifend grotesk, aber dafür mit so viel gelungener Situationskomik vollgepackt, dass man knapp 20 Minuten kaum mehr aus dem Lachen herauskommt. Sir Peter Jackson hat den Film ganz zurecht als "bloody brilliant" gelobt, fühlt man sich in ein paar Szenen doch an die alten Filme des Meisters augenzwinkernder Horrorfilme erinnert. Und wenns dann blutig wird, dann auch richtig.
Fazit
Mit "Housebound" ist Regisseur Gerard Johnstone ein überraschend komischer Ausflug in die typische "Haunted House"-Story gelungen, der so charmant, frisch und gelungen mit den Genreklischees spielt, dass die Mundwinkel des Zuschauers hier über fast die volle Laufzeit gen Kinodecke erhoben bleiben. Hinzu kommen coole Charaktere, witzige und natürliche Dialoge, sowie eine überraschend gute Geschichte. "Housebound" beweist, dass die Neuseeländer es in Sachen Horror und Humor einfach drauf haben.
Autor: Thomas Söcker