Inhalt
Alice hat sich nach der Trennung von ihrem Mann zu einem Neuanfang entschlossen und ist mit ihren beiden Töchtern nach Los Angeles gezogen. Während der Party zu ihrem 40. Geburtstag lernt sie drei gutaussehende, junge Filmemacher kennen, die auf der Suche nach einer neuen Bleibe sind und am Tag danach in ihrem Gästehaus einziehen. Was als vorübergehende Notlösung gedacht war, entwickelt sich zu einer ungewöhnlichen Patchwork-Familie. Allerdings stehen die neue Familie und zauberhafte Romantik auf dem Spiel, als Alice Ex-Mann auftaucht und sie ihr Leben erneut in Frage stellen muss... Ein Neuanfang ist nichts für Anfänger!
Kritik
Wenn Regisseurin Hallie Meyers-Shyer etwas in die Wiege gelegt wurde, dann wohl der Hang zu romantischen Komödien. Ihre Mutter Nancy Meyers ist als Filmemacherin u.a. verantwortlich für Werke wie Was das Herz begehrt und Was Frauen wollen, während ihr Vater Charles Shyer bekannt durch Produktionen wie Vater der Braut und Baby Boom -Eine schöne Bescherung wurde. Da verwundert es also recht wenig, dass Hallie Meyers-Shyer mit ihrem Debüt Liebe zu Besuch ebenfalls eine Komödie mit klarem Hang zur Romantik ablieferte. Die Qualitäten der Filme ihrer Eltern erreicht sie aber leider nie. Eher im Gegenteil. Selbst die Beiträge von Myers und Shyer, die als weniger gelungen gelten, sind immer noch weitaus erträglicher als Liebe zu Besuch .
Das liegt zum einen daran, dass der Film sich nie so anfühlt, als hätte er jemals auch nur einen Funken Authentizität berührt. Die Geschichte einer – wie passend – Regisseurs-Tochter, die sich nach der Scheidung von ihrem Mann in einen jüngeren Filmemacher verliebt, dieser Liason aber alleine wegen dem Altersunterschied nicht wirklich eine Chance geben will, ist vollends durchdrungen vom Mief steifer Figurenzeichnungen, unpointierter Dialoge und einem Handlungsablauf, der so dünn und vorhersehbar ist, wie ein Stück Bruchglas.
Die Welt die Liebe zu Besuch dazu hier verortet wirkt, als wäre sie auch einer Sitcom oder Seifenoper entliehen. Das steht im krassen Kontrast zu dem, was die Komödie versucht zu vermitteln. Aber die Fragen nach der eigenen Identität und Wertigkeit, die sich Hauptdarstellerin Reese Witherspoon im Film immer wieder stellt, werden komplett zu Grabe getragen. Der Grund: Alles geschieht in einer zurecht gestutzten Umwelt voller Klischees aus der Mottenkiste. Konfrontationen finden zwar statt, durch die Mutlosigkeit des Drehbuchs von Hallie Meyers-Shyer, ist das Allheilmittel aber Lächeln, Wein trinken und Hysterie – außer Männer treffen aufeinander, dann müssen auch schon mal die Fäuste die Argumentation übernehmen.
Im Grunde besteht Liebe zu Besuch daraus, dass Hallie Meyers-Shyer versucht Mitleid für Reese Witherspoons Figur aufzubauen. Die arme Frau hat es ja auch im Film nicht leicht. Sie wohnt in einem großen Haus, scheint keinerlei finanzielle Sorgen zu haben, die beiden Kinder wirken als wären sie auf Ritalin Forte und scheinbar gelingt es ihr problemlos aus dem Nichts eine eigene Firma aufzubauen. Wer da nicht weint, hat halt einfach keine Empathie. Diese Feigheit des Films, echte Probleme zu benennen und zu zeigen reiht sich in die lange Schlange der Gründe, warum Liebe zu Besuch so unglaublich bieder und kraftlos wirkt.
Fazit
Etwas Gutes hat das Regiedebüt von Hallie Meyers-Shyer: Ihre nächsten Filme können eigentlich nur besser werden, als diese edelkitschige Plastik-Komödie, die so lebensfern wie steril daher kommt.
Autor: Sebastian Groß