Inhalt
Bei einem Autounfall stürzt der Wagen von Trevor in einen See. Er überlebt, seine Frau ist seitdem verschwunden. Trevor leidet an Gedächtnislücken und Halluzinationen, kann kaum mehr Traum von Realität unterscheiden. Plötzlich sieht es so aus, als hätte er seine Frau umgebracht, da einige Ungereimtheiten auftauchen und er in Erwartung einer stattlichen Lebensversicherung ist. Auf der Suche nach der Wahrheit erlebt Trevor einen wahrhaften Höllenritt, an dessen Ende natürlich Pinehead, Ketten und jede Menge blutiges Fleisch warten.
Kritik
Round Six. Zum 15jähringen Jubiläum des Genre-Meisterwerks Hellraiser – Das Tor zur Hölle war man leider unlängst in den mausgrauen und relativ irrelevanten Untiefen des Direct-to-Video-Sumpfs angekommen. Bereits der direkte Vorgänger Hellraiser V: Inferno (2000) bekam selbst in den USA keinen Kinostart mehr spendiert und sah auch entsprechend aus. Die Erwartungshaltungen an den vom Produktionsvolumen sogar noch geringeren Nachfolger sind folgerichtig nicht all zu hoch (um es mal vorsichtig zu formulieren), doch manchmal wird man ja doch noch halbwegs positiv überrascht. Was nicht bedeuten soll, dass man plötzlich doch noch das ursprünglich Potenzial der Reihe wiederentdeckt hätte, aber unter den gegebenen Umständen lässt sich dem Werk von Regisseur Rick Bota (in der Folge auch verantwortlich für Hellraiser VII: Deader & Hellraiser VIII: Hellworld) zumindest eine halbwegs ambitionierte Vorgehensweise attestieren, die schlussendlich mehr wert ist, als die meisten, völlig lieblosen Fließband-Sequels, die man sonst in diesen Gefilden gewohnt ist.
Wenn die Hellraiser-Reihe nach den ersten beiden, sehr starken Teilen noch irgendetwas grundliegend Positives hatte, dann wohl ihre stetige Neuerfindung. Anstatt immer wieder die gleichen Figuren heranzuziehen, bekam man meistens ein frisches Szenario, in dem irgendwann die Zenobiten wieder ein blutiges Inferno generieren. Das sorgte wenigstens für ein gewisses Maß an Abwechslung. Auch hier wird das Publikum mit einem neuen Protagonisten und dessen persönlichen Vorhof zur Hölle konfrontiert, was dessen Auslotung als wenigstens interessant gestaltet. Trevor (Dean Winters, John Wick) verliert die Kontrolle über seinen Wagen und stürzt mitsamt seiner Frau in einen See. Er kann sich retten und erwacht im Krankenhaus, nur um dann festzustellen, dass seit dem Unfall scheinbar schon über einen Monat vergangen ist und seine Gattin seitdem als vermisst gilt. Blackouts, Gedächtnislücken und verwirrend sprunghafte Szenenwechsel beherrschen nun seinen Alltag. Trevor – wie auch die Zuschauer*innen – wissen nie, was gerade real ist. Wer sich etwas mit dem Hellraiser-Universum auskennt, wird natürlich schon seine Theorie zu dem Gezeigten haben, dennoch bleibt es durch diese nie konkrete Unvorhersehbarkeit doch halbwegs spannend. Pinehead und Co. geben sich dafür lange nicht und wenn auch nur sehr kurz die Ehre. Fast könnte man glauben, dass dies ursprünglich das Skript für einen ganz anderen Film war und nur dem Franchise angepasst wurde. Schlussendlich verfolgt man hier aber doch einen Plan, der sich rückwirkend als durchaus brauchbar herausstellen soll.
Im Gegensatz zum zwar oftmals drastischeren, aber deutlich schlampiger inszenierten Hellraiser V: Inferno wirkt dieser Film – trotz seiner noch kleineren Möglichkeiten – wesentlich besser umgesetzt. Der springt eben nur so hoch wie er kann, macht das dafür in einem angemessenen Rahmen. Freunde von Blut und deftigen Szenen kommen dafür nicht so auf ihre Kosten, das Drehbuch konzentriert sich mehr auf eine Art Thriller-Plot, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert. Befreit von kleineren Längen, repetitiven Sequenzen und Tempohängern ist das definitiv nicht, dennoch entsteht nie wirklich ein komplettes Desinteresse. Dafür wirkt das Ganze auch viel zu bemüht gemacht, trotz der (auch ersichtlichen) Begrenzungen. Kenner der Reihe – bzw. der ersten beiden Teile - werden vermutlich auch früh einen bedeutenden Fakt bemerken, den man vielleicht für diese noch geschickter hätte verbergen sollen. Aber für die vielen Quereinsteiger (die es bei Hellraiser aufgrund der doch sehr losen Kontinuität und der leider nicht so glücklichen Erfolgsgeschichte noch zahlreicher geben dürfte als bei vergleichbaren Franchises) ist das noch mal ein kleiner Twist, der entsprechend funktionieren dürfte.
Fazit
„Hellraiser VI: Hellseeker“ ist besser als vermutet, aber natürlich niemals so gut, wie ein vernünftiger Hellraiser-Film sein müsste. Aber den gab es seit dem zweiten Teil schon nicht mehr, von daher wenigstens ein kleiner Teilerfolg. Der Film verfolgt eine recht ordentliche Idee, ist absolut passabel inszeniert und wirkt niemals lieblos, was bei einer derartig kleingehaltenen Produktion schon mal viel wert ist. Muss man auf keinen Fall gesehen haben, aber es gibt deutlich schwächere Franchise-Gurken. Etwas besser als sein bescheidener Ruf.
Autor: Jacko Kunze