Inhalt
Yossi & Sigal laden einige Freunde, Verwandte & Geschäftspartner zu einer Dinnerparty in ihre schmucke Villa in den Hollywood Hills ein. Die Stimmung ist von Anfang an gereizt und nach einigen verbalen Scharmützeln kippt die Situation schnell um in unkontrollierbare Gewaltexzesse.
Kritik
Sigal (Liraz Chamami) und ihr halbseidener Ehemann Yossi (Ido Mor) führen dank dessen nicht immer lupenreinen Geschäften ein protziges Leben im neureichen Luxus. Beide laden zu einer Dinnerparty im kleinen Kreis ein, wobei relativ schnell ersichtlich wird, dass die Gäste sich nicht besonders gut riechen können. Selbst die Gastgeber werden eher missgünstig bis abfällig von ihnen beurteilt. Niemand scheint hier irgendjemanden etwas zu gönnen, sogar die Pärchen schleppen untereinander längst überfällige und brodelnde Streitigkeiten mit sich herum. All das entlädt sich an diesem Abend innerhalb kürzester Zeit: Kleine Sticheleien entwickeln sich zu handfesten Beleidigungen, daraus resultierende Handgreiflichkeiten zum Angriff auf Leib und Leben. Schon bald gerät das Ganze vollends außer Kontrolle und es stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wer und ob überhaupt jemand diesen Abend überleben wird.
Das Grundkonzept dieser israelischen Thriller-Groteske ist altbekannt und erfolgserprobt. Eine oberflächlich zwanglose Zusammenkunft streitlustiger Charaktere eskaliert in einem Massaker. Dies kann verbaler und suggestiver Natur sein wie in Der Gott des Gemetzels oder auch handfest und makaber wie in Very Bad Things. Happy Times beginnt wie Variante eins und verwandelt sich dann schnell in Variante zwei, ist jedoch auf beiden Ebenen kaum der Rede wert. Der Film begeht den Kardinalfehler gleich zu Beginn: In seiner Ansammlung stereotypischer Exzentriker findet sich kein wirklicher Sympathieträger oder eine halbwegs brauchbare Identifikationsfigur. Zudem werden keine schwelenden Konflikte durch subtile Nadelstiche spitzfindig offengelegt, jeder trägt seine ätzenden Animositäten wie einen Bauchladen unübersehbar zur Schau. Möglichst schnell möchte man zum blutigen Höhepunkt des Treibens kommen und stürmt dabei mit dem Kopf grobschlächtig durch die Wand. Den dadurch resultierenden Mangel an einer nachvollziehbaren wie satirischen Eigendynamik kann der Film trotz seines ordentlichen Tempos im Anschluss nie wieder ausgleichen.
Im Minutentakt wird sich danach gegenseitig umgebracht, die Gründe dafür könnten beliebiger kaum sein. Es fehlt nicht nur an einer halbwegs akzeptablen Verhältnismäßigkeit (sogar für so eine Geschichte), selbst mit stumpfer Schadenfreude weiß man kaum zu punkten. Neben der eklatanten Abwesenheit von komödiantischem Gespür liegt das an einer ganz entscheidenden Tatsache: Der dürftigen Figuren- und Plotentwicklung. Dieser wird mit einer derartigen Gleichgültigkeit begegnet, dass man als Zuschauer dem auch nur überwiegend teilnahmslos beiwohnt. Alles und jeder, wieso, weshalb und warum ist hier unter Strich ziemlich egal. Es passiert einfach und wird emotions- wie überraschungsarm abgenickt. So hiterlässt Happy Times am Ende ohne bleibenden Eindruck und ist nur einer von vielen wohl ganz gut gemeinten Versuchen, auf die sich letztendlich genauso gut und gerne verzichten lässt.
Fazit
Die hässliche Fratze der Schönen und Reichen wurde schon weitaus pointierter entlarvt. Unsympathische Arschgeigen schicken sich gegenseitig, mitunter recht blutig, über den Jordan. Macht deutlich weniger Spaß als vermutet, selbst wenn jedweder satirischer Anspruch von vornherein auf ein Minimum reduziert wird.
Autor: Jacko Kunze