Inhalt
Was tun, wenn der vermeintliche Traumprinz seine Prinzessin kurz vor der geplanten Hochzeit abserviert? Die Society-Reporterin Merlin findet nach dieser Katastrophe Unterschlupf in der Männer-WG, aus der ihr Bruder Simon gerade wegen Frau und Baby ausgezogen ist. Barkeeper Jacob, der es mit keiner Frau länger als eine Nacht aushält, geht das Selbstmitleid der ewig heulenden Mitbewohnerin auf die Nerven. Er will Merlin einen One-Night-Stand organisieren, der sie auf andere Gedanken bringen soll. Der Plan geht auf. Doch dadurch setzt Jacob ein Beziehungskarussell in Gang, bei dem vor allem er selbst ziemlich schnell die Kontrolle verliert. Da hilft auch der Männer-Trip zum Ballermann nicht weiter, zu dem sich Merlin auch noch selbst einlädt...
Kritik
Man kennt sie, die Leute mit den witzigen T-Shirt Sprüchen. Sie stehen in Bus und Bahn, ganz besonders gern sind sie auf Konzerten anzutreffen. „Gut zu Vögeln“, mit dem Abbild eines Piepmatz anstelle eines Vokals, amüsant. Von wem stammt das Gerücht, solche T-Shirts seien witzig? Sie sind es nicht, ebenso der gleichnamige Film.
Gebetsmühlenartig wird seit Jahren von vielen Seiten der schlechte Zustand der deutschen Komödie, ja des deutschen Films an sich, attestiert. Die deutsche Komödie kupfere ab, heißt es. Sie sei blutleer und nicht sonderlich ambitioniert, heißt es. Alles andere als blutleer ist das Genital von Jacob (Max von Thun), der als Erfinder (Sprüh-Kondom) und Barkeeper jeden Abend eine Andere in der Kiste hat. Die aus drei alten Companeros bestehende Berliner WG, komplettiert durch den frischen Papa Simon (Max Giermann) und dem schwulen Türken (das wird später noch wichtig) Nuri (Samy Challah) ist ein eingespieltes Team. Doch diese schier unerschütterliche Männerfreundschaft gerät ins Wanken, als Simon plötzlich beschließt, die WG zu verlassen, um den fürsorglichen Papa zu mimen. Ein Platz im Badezimmerschränkchen ist also frei, hier kommt die frisch von ihrem Verlobten verlassene Society-Reporterin Merlin (Anja Knauer) ins Spiel, die kurzerhand für Brüderchen Simon einspringt, den WG Alltag aber mit weibischem Geheule verdüstert.
„Eine antiromantische Liebeskomödie über die Bindungsunfähigkeit unserer Generation“ heißt der Untertitel, der dezent das Kinoplakat ziert. Die Generation der großstädtischen Mittdreißiger nimmt sich Regisseurin Mira Thiel aus München, Jahrgang 1978, zur Brust. Eine gute Gelegenheit, Klischees gekonnt zu brechen, Charme spielen zu lassen und die vielen ähnlichen Klamotten mit dem Müll nach draußen zu bringen. Doch schnell stellt sich raus, dass man beim Müllrausbringen besser gleich an der Tonne sein Zelt aufschlägt, denn nicht einmal der ironische Unterton des Titels kann vom Film dauerhaft aufrechterhalten werden. Bloß nicht den Pfad des so erfolgreich Eingeübten verlassen. Erfolgreich ist hier das Zauberwort, denn das hofft man zu sein. Ganz unverhohlen schielt man zu den deutschen Erfolgs-RomComs und bedient sich, bis der Kopierer qualmt.
Doch es ist nicht alles schlecht. Dank diverser Fördergelder mit einem recht üppigen Budget ausgestattet, sieht man als Zuschauer die (zivilisierte) Welt. Ist der letzte Malle Aufenthalt durch übermäßigen Alkoholkonsum vernebelt? „Gut zu Vögeln“ macht klar, warum jeder anständige Deutsche mindestens einmal im Leben ins 17. Bundesland pilgern sollte. Party hard, wenn man sich geschickt anstellt, bekommt man sogar einen betrunkenen Hulk ins Bett. Mallorca bietet mehr als eine Steilvorlage, den Deutschen in seinem Tun und Sein mal so richtig vorzuführen. Stattdessen wird jedoch zu "Münchener Freiheit" lippensynchron geträllert.
Ach ja, das mit dem schwulen Türken wurde irgendwie vergessen. Dieser stammelt im Film vielleicht fünf Sätze und ist ansonsten für ein paar konsequenzlose, Stichwort Verkupplung, Gags über konservative Muslime gut. Am Ende bandelt er mit einer sehr männlichen Sekretärin (Ulrich Gebauer) an. Oh Mist, jetzt wurde gepoilert.
Fazit
So wie man Menschen mit ironischen T-Shirt Sprüchen meiden sollte, so sollte man auch „Gut zu Vögeln“ (oder war es „Gut zu vögeln“?) meiden. Eine stumpfe Aneinanderreihung gängiger Klischees. Ist die Pauschalisierung von Menschen mit witzigen T-Shirts als im Grunde unsympathische Menschen nicht auch schon ein Klischee? Nach diesem Film weiß man wirklich gar nichts mehr, der Kopf ist ein großer, leerer Raum.
Autor: Magnus Knoll