MB-Kritik

Googoosh - Made of Fire 2024

Documentary

Inhalt

Googoosh, Irans bekannteste Sängerin und Schauspielerin, ist seit über 50 Jahren eine Ikone und Pionierin der iranischen Popkultur. Bereits als 2-Jährige hatte sie ihren ersten Auftritt, von Teherans bekanntem Kabarett Miami bis zum Königspalast kannte man Googoosh. Es folgte eine internationale Karriere mit Auftritten auf der ganzen Welt und Hits auf Persisch, Französisch und Englisch. Mit der islamischen Revolution wurde auf einen Schlag alles anders: Auftrittsverbot, Gefängnis und Hausarrest.

Kritik

Sobald die Nachrichten durch die Medien gingen, sei ihre Tour nicht mehr ihre Abschieds-Tournee gewesen, sondern Mahsa Amini Tournee, berichtet die ikonische Iranerin im Zentrum Niloufar Taghizadehs (Nilas Traum im Garten Eden) politisierten Porträts. Dessen fixierter Fokus auf die gesellschafts- und gender-politische Haltung der stimmlich und sozial gleichermaßen versierte Künstlerin wird nur scheinbar kritisch revidiert durch den prominent platzierten Kommentar. Der erweist sich im Guten wie im Nachteiligen als richtungsweisend für die dokumentarische Denkschrift, die ihren Star allzu oft instrumentalisiert.

Jene Vereinnahmung der 1950 unter dem amtlichen Namen Faegheh Atashin registrierten, aber von allen stets mit dem vom Standesamt als nicht genderkonform abgelehnten Namen Googoosh gerufenen Sängerin und Schauspielerin geschieht immerhin für die richtige Sache. Die Women Life Freedom Bewegung, an der die heute 75-Jährige auf Demonstrationen im Exil persönlich teilnahm, liegt ihr ebenso am Herzen wie zahlreichen Kolleginnen ihrer Heimat. Deren fundamentaler - und fundamentalistischer - Wandel hatte elementaren Einfluss auf ihre kreative und persönliche Entwicklung.

Beide kommen enttäuschend kurz in der stichpunktartigen Skizze, die ihre musikalischen Inspirationen und Stationen ähnlich hastig abhakt wie professionelle und psychische Tiefpunkte der nach der Iranischen Revolution mit Berufsverbot belegten Künstlerin. Deren insgesamt vier Ehen endeten alle in Trennungen, von deren medialer Ausschlachtung sich die stringente Inszenierung abgrenzen möchte. Dabei werfen die Episoden auch ein erhellendes popkulturellen Schlaglicht auf eine in Archivbildern und Ausschnitte aus Kinofilmen und Musik-Shows konservierte Ära, die in Googooshs Liedern weiterlebt.

Fazit

Die uneben Struktur Niloufar Taghizadehs musikalischer Monografie stabilisiert die legendäre Sängerin mit ihrer bescheidenen und bedachtsamen Präsenz. Deren stille Kraft steht in auffälligem Kontrast zu den biografischen Berichten von frühem Leistungsdruck, Konflikten in der elterlichen und selbstgegründeten Familie sowie dem langjährigen Leid künstlerischer Unterdrückung. Gerade letzte den jüngeren Nachfolgerinnen Googooshs zu ersparen ist ein Hauptanliegen der kondensierten Komposition aus Historienabriss und Hommage. Die umreißt ein ambitioniertes, aber bruchstückhaftes Bild des musischen Multitalents und seiner Songs.

Autor: Lida Bach
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