7.7

MB-Kritik

Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa 1993

Drama – USA

7.7

Johnny Depp
Leonardo DiCaprio
Juliette Lewis
Mary Steenburgen
Darlene Cates
Laura Harrington
Mary Kate Schellhardt
Kevin Tighe
John C. Reilly
Crispin Glover
Penelope Branning
Tim Green
Susan Loughran
Robert B. Hedges
Mark Jordan
Cameron Finley

Inhalt

Die gleichnamige Verfilmung des Romans von Peter Hedges erzählt die Geschichte von Gilbert Grape, der zusammen mit seinem geistig behinderten Bruder Arnie, seiner übergewichtigen Mutter Bonnieund seinen zwei Schwestern zusammenlebt. Eines Tages verändert sich sein Leben, als die resolute Becky mit ihrer Großmutter Halt in seiner Heimatstadt macht.

Kritik

Auch nach über 23 Jahren hat Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa nichts von seiner Faszination verloren, die sich zum einen speist aus den sensationellen Leistungen der Darsteller, an vorderster Front und , der geradlinigen Regie von Gottes Werk und Teufels Beitrag-Regisseur und der Geschichte, bzw. dem Drehbuch von Peter Hedges (Dan - Mitten im Leben!). Dieses besitzt besonders starke Qualitäten, weil es ohne Übereifer dennoch äußerst eindringlich ist in Verbindung mit den anderen Stärken eine empathische Qualität erreicht, die wohl nur dann so akkurat und sauber funktioniert, wenn die Macher ihre Figuren verstehen.

Denn Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa ist frei von Anklagen, stilisiert die Hauptfigur und seine Familie niemals zu einer überspitzten Freakshow, sondern nimmt sie ernst ohne deren Wirkung auf die Außenwelt zu verheimlichen, oder gar zu romantisieren. Das besitzt fast schon eine Spirituelle Kraft, die die gesamte Tragikomödie durchzieht und sie vielleicht gerade deswegen zu einem der besten Filme der Beteiligten macht.

Die Ruhe, mit der das alles inszeniert ist, verbirgt dabei auch nicht die Sehnsüchte von Gilbert Grape, es verstärkt sie eher und macht aus der Figur ein zutiefst menschliches Konglomerat aus Idealist, Träumer und verlorener Existenz. Der mit zu einem Mahnmal eines willensstarken Plädoyers wird, welches sich für das Leben ausspricht. Das eigene und das eines jeden anderen.

Eine weitere Stärke von Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa ist auch seine Klarheit. Zwar ist es auch ein Werk über das Träumen, doch instrumentalisiert er diese nicht, um es sich einfach zu machen, um Probleme auf die einfachste und doch mutloseste Art anzugehen und zu lösen. Hallströms Film fährt bittere Wahrheiten auf, etwa die Abhängigkeit von Arnie an Gilbert. Es mag beeindrucken, wie selbstverständlich sich der ältere um den jüngeren Bruderkümmert, doch präsentiert Irgendwo in iowa doch auch klar die Schattenseite dieser Beziehung, da Gilbert von seiner Umwelt und auch uns Zuschauern zu Beginn nur durch sein Engagement definiert wird.

Gewiss, der treusorgende Gilbert ist auch ein großer Teil des echten, doch die Verantwortung, die er trägt, ist gleichzeitig auch eine tonnenschwere Last, die ihm jeden Tag zu erdrücken scheint und ihn daran hindert, frei zu sein, das Leben zu leben, was er sich wünscht. Es ist ein innerer Konflikt der hochflammt, wenn Gilbert mit Becky (Juliette Lewis, From Dusk Till Dawn) eine gleichaltrige Person trifft, die ihn vielleicht als einziger Mensch so wahrnimmt, wie er ist: Als herzensguter aber überforderter und zutiefst einsamer Mensch, der davon träumt auch einmal nur an sich zu denken. Ob Gilbert den Mut aufbringt, sich selber wertzuschätzen, ist auch bei der x-ten Sichtung immer noch einnehmend, berührend und stellenweise auch recht amüsant.

Fazit

So unaufgeregt wie ergreifend. Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa ist auch nach Jahren ein ruhiges Erlebnis, welches mit den Mitteln grandioser Schauspielerei, einer klaren Inszenierung und einer  tiefgreifenden aber niemals überheblichen Geschichte zu überzeugen weiß. Ein Werk, an dessen Ende auch eine Erkenntnis stehen kann, die einen selbst betrifft, nicht bloß eine Filmfigur.

Autor: Sebastian Groß
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